Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE TÖPFERSCHEIBE

Im Rahmen unserer Untersuchung ist zu prüfen, wann in Rom erstmalig schei-
bengedrehte Keramik auftritt und von wann an der Gebrauch der Töpferscheibe
dort nachweisbar ist. Denn der Beginn dieser Neuerung stellt bekanntlich nicht
nur in technischer Hinsicht einen Einschnitt in der Keramikherstellung dar 131, son-
dern ist darüber hinaus aufschlußreich für die wirtschaftlichen, sozialen und sied-
lungsmäßigen Verhältnisse der betreffenden Kultur. Immer wieder läßt sich ver-
folgen — beginnend mit orientalischen Kulturen des 3. Jts. bis zur keltischen
Latenekultur —, daß es für die Einführung und das Herrschendwerden der Töpfer-
scheibe nicht genügt, daß die techniscben Vorteile dieses Verfahrens bekannt ge-
macht und die nötigen manuellen Fertigkeiten erlernt werden; ebenso wesentlich
ist, daß für die durch das Töpfern mit der schnell rotierenden Scheibe zwangsläufig
bewirkte Produktionssteigerung entsprechend zahlreiche Abnehmer vorhanden
sind. Dies aber scheint nur dann der Fall zu sein, wenn die Siedlungen verhältnis-
mäßig groß sind. Zudem gilt, daß das Scheibentöpfern die Ausbildung eines Spe-
zialgewerbes bewirkt beziehungsweise festigt.

Im benachbarten Veji stehen am Anfang der Drehscheibenkeramik zwei grie-
chische Näpfe des Typus, wie er in den Gräbern 3 und 29 von Cuma vertreten ist
(Grotta Gramiccia, Grab 779. 785 132). Daß es sich um echte Importstücke handelt,
dürfte ebenso sicher sein wie ihre Datierung spätestens ganz an den Anfang des
8. Jhs. Von der einheimischen Keramik des 8. Jhs. sind vor allem einige in italo-
geometrischer Art bemalte Gefäße hier zu nennen, die nicht ohne griechische Vor-
bilder zu erklären sind, aber deshalb natürlich nicht erst dem Ende des 8. Jhs. an-
gehören müssen. In Rom sind bisher keine so alten griechisch-geometrischen Ge-
fäße bekannt geworden wie in Veji, was jedoch freilich Zufal1 sein kann, jedenfalls
nicht beweist, daß Veji in der Kenntnis von Drehscheibenware eine Priorität gegen-
über Rom besessen habe. Immerhin beginnt die griechische Importkeramik auch
in Rom bereits im 8. Jh. Die kürzlich von E. Paribeni 133 bekanntgegebene Scherbe
eines aller Wahrscheinlichkeit nach kykladischen Doppelhenkelnapfes, die bei Boni’s
Tiefgrabungen nahe dem Antoninus-Faustina-Tempel zutage gekommen ist (Taf.
43, 9), gehört dem späten 8. Jh. an. Recht reichlich vertreten ist in Rom italo-
geometrische Keramik in Gräbern der Früheisenzeitstufe III (zum Beispiel Taf. 5,24.
25. 15 B 4. 19 C 7. 23 B 6. 30, 12). Wo die Werkstätten genau zu lokalisieren sind,

131 Vgl. A. Rieth, Die Entwicklung der Töpferscheibe (1939); 5000 Jahre Töpfer-
scheibe (1960); Ber. 5. Kongr. Vor- u. Frühgesch. (Hamburg 1958) 700ff.

132 Rom, Mus. Villa Giulia.

133 E. Paribeni, BullCom. 76, 1959, 4 Nr. 1 Taf. 1, 1.
 
Annotationen