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tracht zu ziehen, daß diese Gegend bereits seit der Bronzezeit fluktuierend besiedelt
war und allmählich sich diese Art der Besiedlung konsolidierte und konzentrierte,
so daß eine feste Ansiedlung entstand. So dürfen wir uns ja wohl auch sonst prä-
historische Dörfer entstanden denken. Wenn dieser Prozeß sich über eine längere
Zeitspanne erstreckt haben sollte, wäre es vielleicht schwierig, einen bestimmten
Zeitpunkt für den Beginn der Siedlung im eigentlichen Sinn des Wortes anzugeben,
selbst wenn wir die einzelnen Stadien dieser Entwicklung überblicken würden. Bei
der vorauszusetzenden lockeren Siedlungsweise der Frühzeit könnten darüber Tief-
grabungen natürlich nur dann eine verläßliche Auskunft geben, wenn zufällig der
Spaten an einem Platz mit alten Wohnstellen angesetzt würde.

Immerhin haben in den letzten Jahren einige bronzezeitliche Funde vom Forum
Boarium die Aufmerksamkeit der Forschung auf dieses Problem gelenkt 184. Gra-
bungen, die 1959 unter Leitung von A. M. Colini, unter Beteiligung von S. Puglisi
und E. Gjerstad bei der Kirche S. Omobono durchgeführt wurden, haben eine
Anzahl mittel- und spätbronzezeitlicher Scherben zutage gefördert, die unstreitig
älter sind als die Gräber der Stufe Rom-Albanerberge I (zum Beispiel Taf. 43,1-4).
Die Fundumstände dieser Scherben zwingen allerdings zu der Annahme, daß sie
sekundär an ihren Fundplatz gelangt sind; sie fanden sich in verhältnismäßig jungen
Schichten mit späten Fundstücken untermischt. Aber von weither können sie nicht
stammen, vielleicht vom Kapitol. So wenig konkret der siedlungsgeschichtliche
Zeugniswert dieser Scherben auch einstweilen ist, so wird durch sie doch unter-
strichen, daß das Gebiet auf oder um den Palatin bereits lange vor der letzten vor-
christlichen Jahrtausendwende mindestens vorübergehend besiedelt war. Annähernd
gleichalt mit diesen Scherben mögen die beiden bronzezeitlichen Beile vom Esquilin
(Taf. 43, 5. 6) sein, ebenso ein mit der allgemeinen (freilich nicht verbürgten) Pro-
venienzangabe: Rom von J. Naue erworbenes Bronzeschwert (Taf. 43, 8).

Noch sind diese sporadischen Streufunde wenig zahlreich und — wenigstens
was die Scherben vom Forum Boarium anlangt — wenig präzis zu datieren, so daß
sich die Anwesenheit von Menschengruppen noch nicht auf bestimmte archäolo-
gisch zu begrenzende Zeitabschnitte einengen läßt. Hier wird man von künftigen
Funden wichtige Aufschlüsse zu erwarten haben. Erst wenn wir unmittelbare Sied-
lungserzeugnisse der frühlazialen (oder womöglich der vorangehenden) Zeit in Rom
kennen, werden wir auch beurteilen können, ob der Beginn der Forumsnekropole
einem siedlungsgeschichtlichen Ereignis — etwa einer erstmaligen dorfartigen Kon-
solidierung einer vorher fluktuierenden Besiedlung — entspricht, oder ob hier nur
ein kultureller, die Bestattungssitten betreffender Wandel zum Ausdruck kommt.

184 Erstmalig erwähnt bei Pallottino, ArchClass. 12, 1960, 2. 6. 13. Gjerstad, Opusc.
Rom. 3, 1961, 79. Danach beschrieben und abgebildet von Gjerstad, ER. III (1960) 379ff.
BullCom. 77, 1959/60, 33ff. Eine Behandlung älterer Scherbenfunde von dieser Stelle
gibt Peroni, BullCom. 77, 1959/60, 7ff
 
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