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2. Periode. DAS ÄLTERE STEINKASTELL
(Taf. 27; Taf. 30; Taf. 23,1; vgl. Taf. 19,2; Ta£. 20, 2; Taf. 22, 2)

Allem Anschein nach hatte man das Erdkastell
planmäßig aufgegeben. Irgendwelche Spuren einer
gewaltsamen Zerstörung sind nicht beobachtet wor-
den. Während des Neubaus hatte man wohl auch
die Mulde am Südende des Schnittes 1 und die Grube
am Nordende des Schnittes 9 ausgehoben, durch die
der Standgraben bei 23 m und die Rückseite der Erd-
kastellmauer gestört waren. Vielleicht benötigte
man den Lehm zur Verkleidung der Barackenwände.
Durch die umfangreichen Erdarbeiten und -bewegun-
gen wurde die alte Oberfläche des Erdkastells stark
gestört, besonders aber im Vorfeld des Steinkastells.
Die Oberfläche des zweiten Kastells war im allge-
meinen um etwa 0,10 m erhöht, auf ca. 211,35 m
über NN. Der Auftrag bestand aus dem durch Um-
lagerung grau-braun gefleckten, anstehenden, lehmi-
gen Boden.
Die Südfront des Kastells lag ca. 35 m nördlich
der des Erdlagers. Die Orientierung hatte man an-
scheinend nicht geändert. Der Kastellgraben wurde
etwa in der Mitte des Suchgrabens 1 angeschnitten.
Er hatte eine Breite von 6,00 m. Sein Böschungsabfall
begann bei 37,40 m mit 211,35 m über NN und
bei 43,80 m mit 210,80 m über NN. Vor dem West-
profil wurde der Suchgraben bis zur Grabensohle
bei 208,65 m über NN ausgehoben. Von der mitt-
leren Böschungshöhe gemessen, hatte der Graben
eine Tiefe von 2,40 m. Die südliche Böschungskante
war künstlich durch Aufträgen des Grabenaushubs
überhöht. Weiter östlich wurde diese Grabenseite in
der Fläche I noch einmal angeschnitten, jedoch nicht
bis zur Sohle verfolgt. Grund- und Stauwasser er-
schwerten die Untersuchung der Grabensohle. So-
weit festgestellt werden konnte, war sie etwa 0,40 m
bis 0,50 m hoch mit grauem, lettig-lehmigem, ein-
geschlämmtem Boden angefüllt. Darüber lagerte ein
etwa gleich mächtiges Schichtpaket aus dunkel- bis
schwarzbraunem, lehmigem Boden. Danach folgte
der eingefüllte Abbruchschutt. Seine Unterfläche
zeichnete sich deutlich durch die Beimengung von
Mörtelstücken und durch eine Lage eingestürzter, bis
kopfgroßer Quarzitbruchstücke ab, an denen zum
Teil noch Mörtelreste hafteten.
Nach Abräumen des Abbruchschuttes kam hinter
dem Graben die Berme zum Vorschein. Sie war
1,80 m breit. Ihre Oberfläche lag an der Kastellmauer
211,10 m über NN.
Bei 47 m stieß der Suchgraben 1 auf die stark
abgetragene Steinkastellmauer. Ihre Breite betrug

1,50 m bis 1,60 m. Das Aufgehende war in Guß-
mauertechnik aus Taunusquarziten und einem feinen
bis grobsandigen, weißlichen Mörtel erbaut. Die
Außenseiten hatte man mit sauber zubehauenen, im
Mittel 0,20 X 0,20 X 0,30 m großen Blendsteinen
aus in der Nachbarschaft anstehendem Lungbasalt
verkleidet. Ein Rest dieser Blendschale fand sich
noch eine Steinlage hoch an der Feindseite in situ,
da er beim Abbruch der Mauer schon bald von Schutt
überdeckt und geschützt war. Weiter ostwärts konnte


Abb. 1. Steinblock aus Lungbasalt. Aufsicht. M. 1 : 20.
Vgl. S. 18.

die Wehrmauer noch in den Schnitten 2 und 4 und in
der Fläche III bis zur Abrundung kurz vor dem Eck-
turm verfolgt werden. Der fast bis zum Fundament
reichende Mauerausbruch vor dem Ostprofil der
Fläche stammt allem Anschein nach von einem Such-
schnitt der Grabung 1892; der Koflersche Plan und
unserer überschneiden sich an dieser Stelle; außer-
dem wurde auf der Sohle der Störung ein moderner
glasierter Scherben aufgelesen (Taf. 19, 2).
Im Schnitt 4 wurde dann das Mauerfundament
durchbrochen und untersucht, soweit es das Grund-
wasser zuließ. Die Stickung reichte noch 1,20 m tief
in den gewachsenen Boden. Sie war in einer Art
»Tortentechnik« erbaut10. Auf der Fundamentsohle
lagerten größere, ziemlich flach übereinandergepackte
Quarzitbruchstücke. Darüber erstreckte sich eine
15 Germania 34, 1956, 108; H. v. Petrikovits teilte mir mit,
daß er nach Abschluß der zitierten Arbeit auch frühkaiserzeit-
liche Belege für die Anwendung der „Tortentechnik“ gefunden
habe.

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