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Unterbrechung bis zu ihrer Zerstörung um 233 n. Chr.
ständig militärisch besetzt war. Die reicher vorhan-
denen Belege haben, mit einer einzigen Ausnahme,
keine Hinweise ergeben, daß die endgültige Aufgabe
des Kohortenkastells später datiert werden könnte.
Zwar treten Spätformen und -techniken etwas zahl-
reicher auf; sie stellen aber dennoch nur einen ge-
ringen Bruchteil des Gesamtfundstoffes; auch reichen

die meisten Formen nicht soweit über das 1. Drittel
des 3. Jahrhunderts hinaus, daß ein Anlaß gegeben
wäre, das Enddatum des Kohortenkastells zu än-
dern. Die einzige Ausnahme, die Philippus-Münze,
reicht als Gegenargument für eine spätere Datierung
nicht aus; ihre Anwesenheit könnte hinreichend er-
klärt werden durch eine zeitweilige Besetzung des
Kastells um die Mitte des 3. Jahrhunderts.

ZUSAMMENFASSUNG

Die Untersuchungen in der Südostecke der Hun-
nenburg erbrachten für die Geschichte des Kohorten-
kastells eine Reihe neuer Gesichtspunkte, die die bis-
her umstrittenen Fragen dieses Lagers einer Klärung
näherzubringen vermögen. Sie bestätigen die Dring-
lichkeit der Forderung, durch kleinere Nach-
grabungen Einzelprobleme der Limesforschung und
der Okkupationsgeschichte der Wetterau zu lösen zu
versuchen. Wenn, wie im vorliegenden Fall, das zu
Tage gekommene Material auch nicht ausreicht, um
eine endgültige Klärung herbeizuführen, so zeigt es
doch die Richtung auf, in welcher weitergeforscht
werden muß.
Die Bearbeitung des Fundstoffes aus der Hunnen-
burg konnte folgende Annahmen wahrscheinlich
machen:
1. Wegen der Bedeutung des Platzes nahe der Limes-
überquerung der von Friedberg kommenden
Fernstraße wurde zwischen 90 und 100 n. Chr.,
eher Anfang der neunziger Jahre nach dem Auf-
stand des Antonius Saturninus, von der coh. II

Raetorum civium Romanorum equitata das Erd-
kastell erbaut.
2. Zwischen 128 und 139 n. Chr. wurde die Raeter-
kohorte zur Saalburg versetzt. Die nachfolgende
coh. II Augusta Cyrenaica equitata errichtete an
Stelle des Erdkastells ein Steinkastell.
3. Zwischen 180 und 190 n. Chr. wurde die Be-
satzung wegen der unsicheren Verhältnisse an
der Grenze durch eine Hilfstruppe verstärkt und
das Kastell durch den südlichen Anbau erweitert.
4. Um 213 n. Chr. wurde das Kastell zum ersten-
mal zerstört, wohl nachdem der größte Teil der
Besatzung für anderweitige Verwendung abge-
zogen worden war.
5. Die Aufgabe des Kastells als ständiger Truppen-
standort erfolgte um 233 n. Chr.
6. In den Kämpfen der nachfolgenden Jahrzehnte,
die die Einbrüche in den Limes wieder ausgleichen
sollten, wurde das Kastell kurzfristig wahr-
scheinlich um 250 n. Chr. noch einmal von römi-
schen Truppen besetzt.
 
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