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den liegenden Teile der südlichen Kastellumwehrung
(Abb. 17). Im Kastellinnern wurden vier weitere Flä-
chen angelegt, von denen besonders Nr. 2, 5 und 12
einige Gruben und eine Anzahl von Pfostenlöchern
ergaben. Die letztgenannten vermag man aber zu
keinem Grundriß zu ergänzen, da die Flächen dafür
immer noch zu klein waren. Wir konnten sie aus
Zeitmangel nicht mehr erweitern und mußten unser

lehnte sich die ältere Kastellmauer an, von der wir
allerdings nur noch geringe Fundamente fanden
(Abb. 18). Als Oberbau dieses Tores kann man sich
sowohl einen hölzernen Turm oder ein offenes Turm-
gerüst vorstellen als auch eine einfache Überdeckung
durch Bohlen, wie ich sie hier in Abb. 19 rekonstru-
iert habe271. Ähnlich dürfen wir uns das Süd- und
Nordtor des 1. Steinkastells auf dem Zugmantel vor-


Abb. 17. Öhringen, Rendelkastell. Plan nach dem Stand der Ausgrabungen bis 1957.
(Der Graben der 1. Periode ist nicht eingezeichnet). Maßstab 1:2000.

Augenmerk in der Hauptsache auf die Umwehrung
richten. Noch weiter nach Norden wurde das Kastell-
areal bis kurz vor die nördliche Mauer mit einem
Baggergraben (Nr. 9) abgetastet, der weitere Gru-
ben und in seinem nördlichen Stück einen größeren
Keller anschnitt.
Auch bei diesem Kastell bestätigte es sich, daß die
Baugeschichte nicht so einfach war, wie sie das Limes-
werk annahm. Mit Sicherheit ließen sich vielmehr
zwei Bauperioden feststellen. Doch bin ich heute nach
meinen Erfahrungen in Altenstadt nicht mehr ganz
der Meinung, daß es mir gelungen .ist, mit absoluter
Sicherheit zu zeigen, daß dem großen Kastell kein
kleineres vorausgegangen ist. Ich halte dies indessen
im Falle des Rendelkastells für ganz unwahrschein-
lich, da der Platz wohl erst um 150 besetzt
wurde. Zur 1. Bauphase gehören die sechs tiefen
Pfostenlöcher für das südliche Tor. Rechts und links

stellen, das etwa in der gleichen Zeit erbaut wurde
wie das in Öhringen273.
An die Stelle dieses Holztores trat in der 2. Bau-
phase ein gleich breites mit den üblichen flankieren-
den steinernen Türmen. Zu der schmäleren Mauer
der 1. Bauperiode gehörte eine Art Doppelspitzgra-
ben, dessen äußere Kante dem Gefälle des Geländes
entsprechend erheblich tiefer lag als die Berme. Die
stärkere Mauer der 2. Bauperiode wurde gegenüber
der älteren um 1,50 m nach Süden versetzt. Dabei
mußte sie in der Berme und zum Teil noch im nörd-
lichen Grabenrand der 1. Periode fundamentiert wer-
277 Schleiermacher macht mich darauf aufmerksam, daß
man möglicherweise mit Unterbrechungen in der Überdeckung
rechnen müsse, damit unter Umständen eingedrungene An-
greifer nicht wie unter einer Testudo Schutz fänden. — Die
steinerne Brüstung ist wohl etwas zu hoch angenommen, und
die Zinnen selbst stehen vermutlich zu dicht.
278 ORL. B II 1 Nr. 8 S. 8 f. zu Taf. 2 und 3, 2—3. Zur
Datierung vgl. Anm. 81.

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