PROVINZIAL- UND LOKAL-MUSEEN
VON
G. BRANDT
Die Frage der Zentralisation oder Dezentralisation in der Kunstpflege durch
die öffentlichen Museen ist noch nicht endgültig für die eine oder andere
Methode entschieden. Immerhin ist man sich im wesentlichen darüber einig, daß
den Provinzialmuseen im Gegensatz zu den großen Galerien und Museen der
Hauptstädte des Reiches eine Beschränkung auf das Sammeln der Kultur- und
Kunsterzeugnisse ihrer eigenen Provinz zu empfehlen ist. Hier gestatten ihre
Mittel und ihre Beziehungen ihnen, ein vollständiges Bild der Entwicklung der
Kultur und Kunst ihres begrenzten Gebietes zu geben, das nützlich, ja unent-
behrlich ist zur Ergänzung und Vertiefung des Überblickes über die Höhen der
Kultur und Kunst, welchen die großen Hauptstadtmuseen bieten.
Vielmehr umstritten als das Verhältnis des Sammelprogramms der Hauptstadt-
museen zu den Provinzialmuseen ist die Abgrenzung des Sammelgebietes der
kleinen und kleinsten Kreis- und Lokalmuseen in der Provinz gegenüber dem
Provinzialmuseum. Während auf der einen Seite die Existenzberechtigung der
Lokalmuseen überhaupt in Abrede gestellt und behauptet wird, solche Museen
seien eine nutzlose, sogar schädliche Spielerei, wird von anderer Seite die Parole
ausgegeben: »Es können gar nicht genug Lokalmuseen gegründet werden.« In
den letzten Heften des Bundes »Heimatschutz« (Juni und Juli) wird, wenn irgend
möglich für jedes Dorf im Deutschen Reich ein eigenes Dorf-Museum gefordert. —
Die folgenden Ausführungen beanspruchen nicht, eine Lösung dieser Frage
zu geben. Wenn sie zu einer lebhaften Erörterung in unserer Zeitschrift Anlaß
werden und auf diesem Wege zur Klärung der für manche Provinzialmuseen
wichtigen Angelegenheit beitragen, so haben sie erreicht, was sie bezweckten.
In der Annahme, daß die Verhältnisse in vielen Provinzen ähnlich liegen
werden wie in Schleswig Holstein, daß andererseits gerade unsere Provinz im Bilde
der Entwicklung der Museen manches Besondere und Interessante bietet, lege ich
die heimischen Verhältnisse zugrunde.
Von den hier in Frage kommenden Museen sind die Kunsthalle und das
Museum vaterländischer Altertümer in Kiel die ältesten. Das letztere war
ursprünglich bestimmt, Altertümer, kulturhistorische und historische Denkwürdig-
keiten Schleswig-Holsteins aus frühester Vorzeit bis in die Gegenwart zu sammeln.
Museumskunde. II, i. I
VON
G. BRANDT
Die Frage der Zentralisation oder Dezentralisation in der Kunstpflege durch
die öffentlichen Museen ist noch nicht endgültig für die eine oder andere
Methode entschieden. Immerhin ist man sich im wesentlichen darüber einig, daß
den Provinzialmuseen im Gegensatz zu den großen Galerien und Museen der
Hauptstädte des Reiches eine Beschränkung auf das Sammeln der Kultur- und
Kunsterzeugnisse ihrer eigenen Provinz zu empfehlen ist. Hier gestatten ihre
Mittel und ihre Beziehungen ihnen, ein vollständiges Bild der Entwicklung der
Kultur und Kunst ihres begrenzten Gebietes zu geben, das nützlich, ja unent-
behrlich ist zur Ergänzung und Vertiefung des Überblickes über die Höhen der
Kultur und Kunst, welchen die großen Hauptstadtmuseen bieten.
Vielmehr umstritten als das Verhältnis des Sammelprogramms der Hauptstadt-
museen zu den Provinzialmuseen ist die Abgrenzung des Sammelgebietes der
kleinen und kleinsten Kreis- und Lokalmuseen in der Provinz gegenüber dem
Provinzialmuseum. Während auf der einen Seite die Existenzberechtigung der
Lokalmuseen überhaupt in Abrede gestellt und behauptet wird, solche Museen
seien eine nutzlose, sogar schädliche Spielerei, wird von anderer Seite die Parole
ausgegeben: »Es können gar nicht genug Lokalmuseen gegründet werden.« In
den letzten Heften des Bundes »Heimatschutz« (Juni und Juli) wird, wenn irgend
möglich für jedes Dorf im Deutschen Reich ein eigenes Dorf-Museum gefordert. —
Die folgenden Ausführungen beanspruchen nicht, eine Lösung dieser Frage
zu geben. Wenn sie zu einer lebhaften Erörterung in unserer Zeitschrift Anlaß
werden und auf diesem Wege zur Klärung der für manche Provinzialmuseen
wichtigen Angelegenheit beitragen, so haben sie erreicht, was sie bezweckten.
In der Annahme, daß die Verhältnisse in vielen Provinzen ähnlich liegen
werden wie in Schleswig Holstein, daß andererseits gerade unsere Provinz im Bilde
der Entwicklung der Museen manches Besondere und Interessante bietet, lege ich
die heimischen Verhältnisse zugrunde.
Von den hier in Frage kommenden Museen sind die Kunsthalle und das
Museum vaterländischer Altertümer in Kiel die ältesten. Das letztere war
ursprünglich bestimmt, Altertümer, kulturhistorische und historische Denkwürdig-
keiten Schleswig-Holsteins aus frühester Vorzeit bis in die Gegenwart zu sammeln.
Museumskunde. II, i. I