I4O Berwerth, Welche Farbe soll man als Hintergrund für Mineralschaustellungen wählen?
WELCHE FARBE SOLL MAN ALS HINTERGRUND
FÜR MINERALSCHAUSTELLUNGEN WÄHLEN?
VON
FRIEDRICH BERWERTH
Ein Versuch, diese Frage zu beantworten, erscheint mir insoweit sehr zeit-
gemäß, als meine Erfahrung dahin geht, daß die Vorstände von naturwissen-
schaftlichen Museen und Instituten bei Neueinrichtungen und Neuaufstellungen von
Mineralsammlungen meist der hergebrachten Schablone folgen und ihre Ent-
scheidung über die äußere Ausstattung der Sammlungen ganz nach traditionellem
Brauche und überkommenen Vorurteilen treffen. Die Neigung, hierin wenig zu
ändern, umgibt sich mit einem gewissen Scheine von Recht, als vielfach die
Meinung besteht, daß eine wissenschaftliche Schaustellung im Prinzipe den an sie
gestellten Ansprüchen vollkommen genügt, wenn sie nur nach irgend einem
»System« richtig angeordnet ist. Der wissenschaftliche Charakter einer Naturalien-
sammlung, der in Zoologie und Botanik durch biologische Gesichtspunkte zu
erweitern ist, kann in einer Mineralsammlung tatsächlich nur durch Aufreihung
der Objekte nach festgelegten Prinzipien gewahrt werden, seien diese nun nach
Gesichtspunkten einer systematischen Einteilung, der terminologischen oder techni-
schen Eigenschaften oder genetischen Beziehungen usw. gewählt. Irgend ein
systematisches Aufstellungsprinzip muß für jede Mineralsammlung als etwas
Gegebenes, als etwas Unabänderliches angenommen werden.
Alles, was nun in ein System gepreßt wird, trägt den Charakter des Starren,
des Erzwungenen und geradezu etwas von Gewalttätigkeit an sich. Dieser Ein-
druck des Unbehagens verstärkt sich noch mehr, wenn alles Beiwerk zu einer
guten Schaustellung, wie die richtige Stellung des Objektes, gefällige Ausnützung
des gegebenen Raumes, Herstellung harmonischer Verhältnisse im Gesamtbilde,
passend geformte Untersätze, deutliche und richtig angebrachte Aufschriften, sowie
manches andere noch und vor allem auch die Wahl der Farbe für den Hinter-
grund der Sammlung, ganz unkritisch behandelt wird.
Heute, wo der Gelehrte von seiner akademischen Lehrkanzel herabsteigt, vor
der Masse des Volkes erscheint und sich bemüht, eine volksverständliche Sprache
zu reden und zu schreiben, um die Resultate der Forschung unmittelbarer und
rascher wie früher in Umsatz zu bringen, da ist eine Rückwirkung auch auf die
größeren öffentlichen naturwissenschaftlichen Museen unausbleiblich, und die
Museen müssen sich noch entschiedener wie bisher zu einem ergänzenden
Bestandteil der erweiterten Volksbildung und Volksaufklärung umgestalten. Soll ein
naturhistorisches Museum eine suggestive Anziehung auf die breiteren Massen
WELCHE FARBE SOLL MAN ALS HINTERGRUND
FÜR MINERALSCHAUSTELLUNGEN WÄHLEN?
VON
FRIEDRICH BERWERTH
Ein Versuch, diese Frage zu beantworten, erscheint mir insoweit sehr zeit-
gemäß, als meine Erfahrung dahin geht, daß die Vorstände von naturwissen-
schaftlichen Museen und Instituten bei Neueinrichtungen und Neuaufstellungen von
Mineralsammlungen meist der hergebrachten Schablone folgen und ihre Ent-
scheidung über die äußere Ausstattung der Sammlungen ganz nach traditionellem
Brauche und überkommenen Vorurteilen treffen. Die Neigung, hierin wenig zu
ändern, umgibt sich mit einem gewissen Scheine von Recht, als vielfach die
Meinung besteht, daß eine wissenschaftliche Schaustellung im Prinzipe den an sie
gestellten Ansprüchen vollkommen genügt, wenn sie nur nach irgend einem
»System« richtig angeordnet ist. Der wissenschaftliche Charakter einer Naturalien-
sammlung, der in Zoologie und Botanik durch biologische Gesichtspunkte zu
erweitern ist, kann in einer Mineralsammlung tatsächlich nur durch Aufreihung
der Objekte nach festgelegten Prinzipien gewahrt werden, seien diese nun nach
Gesichtspunkten einer systematischen Einteilung, der terminologischen oder techni-
schen Eigenschaften oder genetischen Beziehungen usw. gewählt. Irgend ein
systematisches Aufstellungsprinzip muß für jede Mineralsammlung als etwas
Gegebenes, als etwas Unabänderliches angenommen werden.
Alles, was nun in ein System gepreßt wird, trägt den Charakter des Starren,
des Erzwungenen und geradezu etwas von Gewalttätigkeit an sich. Dieser Ein-
druck des Unbehagens verstärkt sich noch mehr, wenn alles Beiwerk zu einer
guten Schaustellung, wie die richtige Stellung des Objektes, gefällige Ausnützung
des gegebenen Raumes, Herstellung harmonischer Verhältnisse im Gesamtbilde,
passend geformte Untersätze, deutliche und richtig angebrachte Aufschriften, sowie
manches andere noch und vor allem auch die Wahl der Farbe für den Hinter-
grund der Sammlung, ganz unkritisch behandelt wird.
Heute, wo der Gelehrte von seiner akademischen Lehrkanzel herabsteigt, vor
der Masse des Volkes erscheint und sich bemüht, eine volksverständliche Sprache
zu reden und zu schreiben, um die Resultate der Forschung unmittelbarer und
rascher wie früher in Umsatz zu bringen, da ist eine Rückwirkung auch auf die
größeren öffentlichen naturwissenschaftlichen Museen unausbleiblich, und die
Museen müssen sich noch entschiedener wie bisher zu einem ergänzenden
Bestandteil der erweiterten Volksbildung und Volksaufklärung umgestalten. Soll ein
naturhistorisches Museum eine suggestive Anziehung auf die breiteren Massen