DIE VORBILDUNG EINES MUSEUMSDIREKTORS
VON
W. E. HO YLE, M.A.; D.ScT)
In heißem Streite liegen jetzt die verschiedensten Erziehungsmethoden, und laut
erheben sich die Stimmen derer, die die maßgebende Herrschaft ausüben
möchten. Ein aufmerksamer Zuhörer möchte allerdings sagen, daß man sich
weniger leidenschaftlich über die beste Vorbildung eines Museumsdirektors
ereifert, als über die Grundsätze, die seiner allgemeinen Bildung ihren Stempel
aufdrücken sollen. Mit solchen Fragen haben wir glücklicherweise nichts zu tun,
und ich glaube, wir laufen nicht Gefahr, das »odium theologicum« in unsere Mitte
dringen zu lassen, wenn ich Sie bitte, mit mir die Frage kurz zu erörtern: Wie
wird der Leiter eines Museums am besten vorgebildet?
Vor zwölf Jahren wurde dieses Thema von unserm Freund und Kollegen,
Mr. Paton, in seiner bekannten treffenden Art behandelt. Sicherlich wird niemand,
der ihn gehört hat, seine lebhafte und humoristische Schilderung des Tagewerks eines
Provinzialmuseumsdirektors vergessen haben. Wenn ich mich recht entsinne, ist
seit der Zeit kein Wort unter uns über diesen Gegenstand, von dessen Wichtigkeit
doch wohl jeder überzeugt ist, gesprochen worden. Nur die Frage von der rein
technischen Vorbildung ist in den zwölf verflossenen Jahren in den Vordergrund
getreten, und ich glaube, es wird auch allgemein zugestanden werden, daß das
»Geschäft« — oder darf ich sagen »der Beruf« — eines Museumsvorstandes eine
ganz besondere technische Bildung erfordert.
T) Die vom zeitigen Präsidenten der Versammlung der Museums Association in Bristol (Juli 1906)
gehaltene Eröffnungsrede wird hier in Übersetzung, der Anregung eines der deutschen Teilnehmer, des
Herrn Professors Conwentz in Danzig, folgend, wiedergegeben. Diesem Herrn ebenso wie Dr. Hoyle, der
seine Niederschrift rechtzeitig und in liebenswürdigster Weise zur Verfügung stellte, auch hier zu danken,
ist dem Herausgeber eine angenehme Pflicht. Die allgemeinen Vorbemerkungen, in denen der Redner
seinen Dank für den ihm übertragenen Vorsitz ausspricht, eines verstorbenen Freundes, des Mr. Sparke Evans
mit ehrenden Worten gedenkt und schließlich kurz auf die energisch betriebene Arbeit der Museen und ihren
Zusammenschluß in einzelnen Ländern (Verein der Museumsbeamten in Schweden und Amerika, »Museums-
kunde« in Deutschland) hinweist, diese Vorbemerkungen mögen im Originaltext des Museums Journal nach-
gelesen werden. Hier soll sogleich das eigentliche Thema der Rede einsetzen: es gibt uns allen zu denken.
Wenn dabei von der Gepflogenheit der Zeitschrift abgewichen und von der Wiedergabe in der Mutter-
sprache des Verfassers abgesehen wird, trotzdem die sprachlichen Feinheiten dadurch zweifellos geschädigt
werden, so geschieht es, um eine Diskussion, die sich in Deutschland an diese Rede trotz der Verschieden-
artigkeit der Verhältnisse sehr wohl anknüpfen ließe, zu befördern. Der Herausgeber.
Museumskunde. II, 4. 25
VON
W. E. HO YLE, M.A.; D.ScT)
In heißem Streite liegen jetzt die verschiedensten Erziehungsmethoden, und laut
erheben sich die Stimmen derer, die die maßgebende Herrschaft ausüben
möchten. Ein aufmerksamer Zuhörer möchte allerdings sagen, daß man sich
weniger leidenschaftlich über die beste Vorbildung eines Museumsdirektors
ereifert, als über die Grundsätze, die seiner allgemeinen Bildung ihren Stempel
aufdrücken sollen. Mit solchen Fragen haben wir glücklicherweise nichts zu tun,
und ich glaube, wir laufen nicht Gefahr, das »odium theologicum« in unsere Mitte
dringen zu lassen, wenn ich Sie bitte, mit mir die Frage kurz zu erörtern: Wie
wird der Leiter eines Museums am besten vorgebildet?
Vor zwölf Jahren wurde dieses Thema von unserm Freund und Kollegen,
Mr. Paton, in seiner bekannten treffenden Art behandelt. Sicherlich wird niemand,
der ihn gehört hat, seine lebhafte und humoristische Schilderung des Tagewerks eines
Provinzialmuseumsdirektors vergessen haben. Wenn ich mich recht entsinne, ist
seit der Zeit kein Wort unter uns über diesen Gegenstand, von dessen Wichtigkeit
doch wohl jeder überzeugt ist, gesprochen worden. Nur die Frage von der rein
technischen Vorbildung ist in den zwölf verflossenen Jahren in den Vordergrund
getreten, und ich glaube, es wird auch allgemein zugestanden werden, daß das
»Geschäft« — oder darf ich sagen »der Beruf« — eines Museumsvorstandes eine
ganz besondere technische Bildung erfordert.
T) Die vom zeitigen Präsidenten der Versammlung der Museums Association in Bristol (Juli 1906)
gehaltene Eröffnungsrede wird hier in Übersetzung, der Anregung eines der deutschen Teilnehmer, des
Herrn Professors Conwentz in Danzig, folgend, wiedergegeben. Diesem Herrn ebenso wie Dr. Hoyle, der
seine Niederschrift rechtzeitig und in liebenswürdigster Weise zur Verfügung stellte, auch hier zu danken,
ist dem Herausgeber eine angenehme Pflicht. Die allgemeinen Vorbemerkungen, in denen der Redner
seinen Dank für den ihm übertragenen Vorsitz ausspricht, eines verstorbenen Freundes, des Mr. Sparke Evans
mit ehrenden Worten gedenkt und schließlich kurz auf die energisch betriebene Arbeit der Museen und ihren
Zusammenschluß in einzelnen Ländern (Verein der Museumsbeamten in Schweden und Amerika, »Museums-
kunde« in Deutschland) hinweist, diese Vorbemerkungen mögen im Originaltext des Museums Journal nach-
gelesen werden. Hier soll sogleich das eigentliche Thema der Rede einsetzen: es gibt uns allen zu denken.
Wenn dabei von der Gepflogenheit der Zeitschrift abgewichen und von der Wiedergabe in der Mutter-
sprache des Verfassers abgesehen wird, trotzdem die sprachlichen Feinheiten dadurch zweifellos geschädigt
werden, so geschieht es, um eine Diskussion, die sich in Deutschland an diese Rede trotz der Verschieden-
artigkeit der Verhältnisse sehr wohl anknüpfen ließe, zu befördern. Der Herausgeber.
Museumskunde. II, 4. 25