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Deutscher Museumsbund [Mitarb.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 2.1906

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Lehmann, Otto: Biologische Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.69284#0069

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BIOLOGISCHE MUSEEN

VON
OTTO LEH MANN-ALTO NA

Das Referat über den Jahresbericht des Field Columbian Museum im 4. Heft
S. 235 dieser Zeitschrift veranlaßt mich zu nachstehenden Bemerkungen
über die Aufgabe der Museen, und zwar deswegen, weil in jenem Referat der
Erfolg der amerikanischen Museen vorwiegend den bedeutenden Geldmitteln zu-
geschrieben wird, die jenen Instituten zur Verfügung stehen. Nach meiner Auf-
fassung sind es nicht die Geldmittel, die den amerikanischen Museen ihren Erfolg
verbürgen und dieselben zu vielbesuchten und darum auch fruchtbaren Instituten
machen, sondern mir scheint der Erfolg vor allem in der klaren Erkenntnis be-
gründet zu sein, daß die amerikanischen Museen als Bildungsstätten dem Volke,
nicht einzelnen aus dem Volke, dienen wollen. Daß ein Museum lediglich
ein wissenschaftliches Institut sei, ist eine bei uns verbreitete und scheinbar
festbegründete Annahme, und doch stehe ich nicht an, dieser Annahme zu wider-
sprechen. Ich will mit diesem Widerspruch natürlich nicht behaupten, daß ein
Museum auf wissenschaftliches Arbeiten verzichten soll, sondern ich meine nur, daß
ein Museum zunächst und vor allen Dingen dem Volke zu dienen,
diesem die Wissenschaft zu übermitteln habe. Diese Aufgabe ist von
der Aufgabe der wissenschaftlichen Arbeit so verschieden, wie Unterricht und
selbständige Forschung immer sein werden. Beides hat natürlich seine Berechtigung,
aber nur die wohlbegründete Absicht, das Museum zu einem Bildungsinstitut für
das Volk zu machen, hat die biologischen Museen entstehen lassen. Sie sind
nicht etwa in der Absicht geschaffen wrnrden, dem Publikum nur eine Augenweide
zu geben, sie beruhen vorwiegend auf dem Bestreben, die Besucher dazu anzu-
leiten, die ausgestellten Objekte in ihrer ursprünglichen Bedeutung erkennen und
verstehen zu lernen. Das kann aber, da das gesprochene Wort fehlt und die
Etikette nicht alles geben kann, nur durch geeignete Darstellung geschehen, und
in dieser Beziehung lassen die nach rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten ein-
gerichteten Museen noch viel zu wünschen übrig.
Statt daß sie dem Besucher die Augen zu öffnen suchen, wird, oft im eigent-
lichen Sinne des Wortes, das Volk am Sehen gehindert, werden die Schränke so
mit Präparaten, Bälgen, Spiritusgläsern und dergleichen vollgestopft und mit
wissenschaftlichen Namen geziert, daß ein Betrachten und Verstehen kaum möglich
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