Pazaurek, Einiges über Museumsschränke
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einem Retten in einem großen Museum überhaupt keine Rede sein kann.
Komplizierte Einrichtungen zum Retten, z. B. die Falltüren im Museum zu
Antwerpen, die ein rasches Beseitigen wertvoller Gemälde in feuersichere Keller
ermöglichen sollen, haben daher in naturhistorischen Museen keinen Wert. Die
einzige Hoffnung besteht im Löschen, nicht im Retten. Alle Beamten des
Museums haben sich ebenso wie alle Feuerwehrleute auf diesen einen Punkt zu
konzentrieren. Die Einrichtung selbst aber und die Instruktion zu ihrer Benutzung
und Bedienung muß möglichst vollkommen sein.
EINIGES ÜBER MUSEUMSSCHRÄNKE
VON
G. E. PAZAUREK
In früherer Zeit hat man lediglich das Maß und das Material im Auge gehabt
und sich bemüht, dem auszustellenden Gegenstand in jeder Weise gerecht zu
werden und denselben von der vorteilhaftesten Seite so deutlich wie möglich zu
zeigen. Wenn nur noch den gewöhnlichen Anforderungen der Sicherheit ent-
sprochen war, was mitunter durch sehr auffallende Schließvorrichtungen, selbst
plumpe Anhängeschlösser besorgt wurde, gab man sich schon zufrieden. Dann
kam die Ära der pompös aufgebauten Museumsschränke mit reichen architek-
tonischen Gliederungen, gedrehten und geschnitzten Verzierungen. An Stelle der
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebten Eichenanstrichfarbe1) trat das
Schwarz, das nicht selten überdies noch mit Gold gehöht wurde. Die Schränke
der Wiener Hofmuseen oder des ebenfalls auf das reichste im Innern ausge-
statteten Landesgewerbemuseums in Stuttgart sind als Beispiel hierfür genügend
bekannt. Die schwarze Farbe war insofern ganz gut gewählt, weil sie nach
den einfachen optischen Gesetzen die Aufmerksamkeit lange nicht so auf sich
lenkt, wie etwa weiß oder hell gestrichene Schränke, zumal ja überdies die meisten
Musealräume schon aus anderen Gründen nicht zu hell in der Wandfarbe gehalten
sind. Aber was man durch die Schrankfarbe gewann, wurde durch die Art der
Behandlung und durch die Vergoldung wieder verloren.
Erst allmählich brach sich die Anschauung Bahn, daß jene Schränke weitaus
die besten sind, die man überhaupt nicht bemerkt, das heißt über die wenigstens
Daß Goethe, wie man noch im Goethehaus von Weimar sehen kann, oder Thorwaldsen, wie
sich in seinem Museum in Kopenhagen verfolgen läßt, für ihre Sammlungsgegenstände Schränke mit
Eichenholzanstrich gewählt, dürfte in vielen Fällen für Nachahmungen bestimmend gewesen sein.
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einem Retten in einem großen Museum überhaupt keine Rede sein kann.
Komplizierte Einrichtungen zum Retten, z. B. die Falltüren im Museum zu
Antwerpen, die ein rasches Beseitigen wertvoller Gemälde in feuersichere Keller
ermöglichen sollen, haben daher in naturhistorischen Museen keinen Wert. Die
einzige Hoffnung besteht im Löschen, nicht im Retten. Alle Beamten des
Museums haben sich ebenso wie alle Feuerwehrleute auf diesen einen Punkt zu
konzentrieren. Die Einrichtung selbst aber und die Instruktion zu ihrer Benutzung
und Bedienung muß möglichst vollkommen sein.
EINIGES ÜBER MUSEUMSSCHRÄNKE
VON
G. E. PAZAUREK
In früherer Zeit hat man lediglich das Maß und das Material im Auge gehabt
und sich bemüht, dem auszustellenden Gegenstand in jeder Weise gerecht zu
werden und denselben von der vorteilhaftesten Seite so deutlich wie möglich zu
zeigen. Wenn nur noch den gewöhnlichen Anforderungen der Sicherheit ent-
sprochen war, was mitunter durch sehr auffallende Schließvorrichtungen, selbst
plumpe Anhängeschlösser besorgt wurde, gab man sich schon zufrieden. Dann
kam die Ära der pompös aufgebauten Museumsschränke mit reichen architek-
tonischen Gliederungen, gedrehten und geschnitzten Verzierungen. An Stelle der
in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebten Eichenanstrichfarbe1) trat das
Schwarz, das nicht selten überdies noch mit Gold gehöht wurde. Die Schränke
der Wiener Hofmuseen oder des ebenfalls auf das reichste im Innern ausge-
statteten Landesgewerbemuseums in Stuttgart sind als Beispiel hierfür genügend
bekannt. Die schwarze Farbe war insofern ganz gut gewählt, weil sie nach
den einfachen optischen Gesetzen die Aufmerksamkeit lange nicht so auf sich
lenkt, wie etwa weiß oder hell gestrichene Schränke, zumal ja überdies die meisten
Musealräume schon aus anderen Gründen nicht zu hell in der Wandfarbe gehalten
sind. Aber was man durch die Schrankfarbe gewann, wurde durch die Art der
Behandlung und durch die Vergoldung wieder verloren.
Erst allmählich brach sich die Anschauung Bahn, daß jene Schränke weitaus
die besten sind, die man überhaupt nicht bemerkt, das heißt über die wenigstens
Daß Goethe, wie man noch im Goethehaus von Weimar sehen kann, oder Thorwaldsen, wie
sich in seinem Museum in Kopenhagen verfolgen läßt, für ihre Sammlungsgegenstände Schränke mit
Eichenholzanstrich gewählt, dürfte in vielen Fällen für Nachahmungen bestimmend gewesen sein.
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