Vancsa, Die Vorarbeiten zur Gründung eines niederösterreichischen Landesmuseums in Wien iß
jene konservativen Zöpfe, denen alles Neue zuwider ist, die mit den oft wieder-
gekäuten Argumenten kommen, in Wien seien ohnedies genug Museen vorhanden
oder es sei schon längst zu spät zur Gründung eines Landesmuseums. Dann
kommen jene traurigen Leute, die alles nur von rein persönlichem Standpunkt
betrachten; diese sehen in der Gründung eines Landesmuseums nur die Ange-
legenheit einer Reihe von Personen, die daraus einen persönlichen Vorteil ziehen;
da sie selbst nicht dazu gehören, sind sie gegen die Gründung. Dann kommt
die unübersehbare Menge der Ängstlichen, der Zweifler, die abwarten wollen!
Namentlich aber entfalten die Lokalmuseen oder, besser gesagt, die Museen, die
selbst am liebsten gerne Landesmuseen spielen möchten, eine fieberhafte Tätigkeit.
Sie merken, daß es ihren Überhebungen und Anmaßungen in erster Linie an den
Kragen ginge! Und wie leicht können diese sich rühren! Sie haben keinen
wissenschaftlichen Ruf aufs Spiel zu setzen, sie finden leicht Unterstützungen bei
einigen Lokalkrösus, die den bescheidenen Ehrgeiz besitzen, Ehrenbürger ihrer
kleinen Stadt zu werden oder irgend eine neue Gasse mit ihrem Namen geschmückt
zu sehen, leider auch bei Behörden, welche bei Subventionsgesuchen nur selten
eine kritische Sonde anlegen!
Um wieviel vorsichtiger und bedachtsamer muß naturnotwendig ein so ge-
waltiges großes Unternehmen wie ein Landesmuseum fortschreiten. Die ernsten
Männer, die es ins Leben rufen wollen, sind sich ihrer verantwortlichen Aufgabe
wohl bewußt; gerade der Beginn muß wohl überlegt werden, soll das Gebäude
das richtige Fundament erhalten! Man muß in Niederösterreich auch auf die
Eigenart der Verhältnisse Rücksicht nehmen.
In den andern Ländern der Monarchie (und auch Deutschlands) waren zuerst
die Vereine da, welche allmählich das Landesmuseum zustande brachten, das
dann später mehrfach von der Landesverwaltung übernommen wurde. In Nieder-
österreich liegt die Sache umgekehrt. Da besitzt gegenwärtig gerade die Landes-
vertretung bereits einen ganz hervorragenden Grundstock für ein Landesmuseum.
Zunächst in dem Landesarchive und in der Landesbibliothek selbst. Ersteres, das
Archiv der alten niederösterreichischen Landstände, birgt in seinen etwa 7000 Per-
gamenturkunden (vom Ende des 12. Jahrhunderts angefangen), in seinem reichen
Aktenmateriale von den Zeiten Kaiser Maximilians I. an, seinen 400, namentlich
für die Rechtsgeschichte ungemein wertvollen Manuskriptbänden, seinen alten
Gültbüchern (Passionen der Herrschaftsgüter seit dem 16. Jahrhundert) wohl das
wichtigste Material für Geschichte, Rechtsgeschichte, Genealogie und Topographie
des Landes, wie es aber auch in den verschiedenen Urkunden, ihren größtenteils
tadellos erhaltenen Siegeln, in den zahlreichen Wappenbriefen und Wappenbüchern
zugleich eine Menge anziehender Schaustücke besitzt. In der gegenwärtig an
25000 Bände zählenden Landesbibliothek, welche die gesamte landeskundliche
Literatur in — man kann wohl sagen — lückenloser Vollständigkeit umfaßt, wäre
jene konservativen Zöpfe, denen alles Neue zuwider ist, die mit den oft wieder-
gekäuten Argumenten kommen, in Wien seien ohnedies genug Museen vorhanden
oder es sei schon längst zu spät zur Gründung eines Landesmuseums. Dann
kommen jene traurigen Leute, die alles nur von rein persönlichem Standpunkt
betrachten; diese sehen in der Gründung eines Landesmuseums nur die Ange-
legenheit einer Reihe von Personen, die daraus einen persönlichen Vorteil ziehen;
da sie selbst nicht dazu gehören, sind sie gegen die Gründung. Dann kommt
die unübersehbare Menge der Ängstlichen, der Zweifler, die abwarten wollen!
Namentlich aber entfalten die Lokalmuseen oder, besser gesagt, die Museen, die
selbst am liebsten gerne Landesmuseen spielen möchten, eine fieberhafte Tätigkeit.
Sie merken, daß es ihren Überhebungen und Anmaßungen in erster Linie an den
Kragen ginge! Und wie leicht können diese sich rühren! Sie haben keinen
wissenschaftlichen Ruf aufs Spiel zu setzen, sie finden leicht Unterstützungen bei
einigen Lokalkrösus, die den bescheidenen Ehrgeiz besitzen, Ehrenbürger ihrer
kleinen Stadt zu werden oder irgend eine neue Gasse mit ihrem Namen geschmückt
zu sehen, leider auch bei Behörden, welche bei Subventionsgesuchen nur selten
eine kritische Sonde anlegen!
Um wieviel vorsichtiger und bedachtsamer muß naturnotwendig ein so ge-
waltiges großes Unternehmen wie ein Landesmuseum fortschreiten. Die ernsten
Männer, die es ins Leben rufen wollen, sind sich ihrer verantwortlichen Aufgabe
wohl bewußt; gerade der Beginn muß wohl überlegt werden, soll das Gebäude
das richtige Fundament erhalten! Man muß in Niederösterreich auch auf die
Eigenart der Verhältnisse Rücksicht nehmen.
In den andern Ländern der Monarchie (und auch Deutschlands) waren zuerst
die Vereine da, welche allmählich das Landesmuseum zustande brachten, das
dann später mehrfach von der Landesverwaltung übernommen wurde. In Nieder-
österreich liegt die Sache umgekehrt. Da besitzt gegenwärtig gerade die Landes-
vertretung bereits einen ganz hervorragenden Grundstock für ein Landesmuseum.
Zunächst in dem Landesarchive und in der Landesbibliothek selbst. Ersteres, das
Archiv der alten niederösterreichischen Landstände, birgt in seinen etwa 7000 Per-
gamenturkunden (vom Ende des 12. Jahrhunderts angefangen), in seinem reichen
Aktenmateriale von den Zeiten Kaiser Maximilians I. an, seinen 400, namentlich
für die Rechtsgeschichte ungemein wertvollen Manuskriptbänden, seinen alten
Gültbüchern (Passionen der Herrschaftsgüter seit dem 16. Jahrhundert) wohl das
wichtigste Material für Geschichte, Rechtsgeschichte, Genealogie und Topographie
des Landes, wie es aber auch in den verschiedenen Urkunden, ihren größtenteils
tadellos erhaltenen Siegeln, in den zahlreichen Wappenbriefen und Wappenbüchern
zugleich eine Menge anziehender Schaustücke besitzt. In der gegenwärtig an
25000 Bände zählenden Landesbibliothek, welche die gesamte landeskundliche
Literatur in — man kann wohl sagen — lückenloser Vollständigkeit umfaßt, wäre