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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — [1].1902-1903

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Lange, Konrad: Ueber die Grenzen der Naturnachahmung in der Malerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7714#0091

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Oeber die ©renzen der JNaturnacbabmung in der jVIalerei.

febiedenen finnlicben und geiftigen Organifation der JVIenfcben be-
gründet, dafs verfebiedene JVIaler in der Regel ganz verfebiedene Dinge
in der jVatur intereffant finden. JVIan fetze zehn JVIaler vor dasfelbe
Stück JNatur und laffe Tie es malen. 6s werden zehn verfebiedene
Bilder herauskommen. Der menfcbUcbe Organismus ift eben kein
pbotograpbifcbes Objektiv, fondern ein lebendes Siefen, das die finn-
licben eindrücke, fobald es fie aufgenommen bat, auch febon in fieb
verarbeitet, auf ©rund febon vorhandener Torftellungen umbildet.
JVIan kann alfo ftreng genommen überhaupt nicht von ob-
jektiver JNaturnacbabmung, fondern nur von der Hbficbt
objektiver JNaturnacbabmung reden. Qnd die Huswabl, die ein
JVIaler vermöge feiner individuellen Organifation, feiner durch Ver-
erbung oder Hnpaffung erworbenen Vorliebe für gewiffe JNatur-
erfebeinungen, formen und färben aus der JNatur trifft, die Hrt, wie
er infolge deffen das 6ine betont, das Hndere wegläfst oder ver-
nacbläffigt, macht wiederum ein €lement feiner Stübüdung aus.

Schlüte folgt.
 
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