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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — [1].1902-1903

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Frauberger, T.: Alte und neue Spitzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7714#0104

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Hlte und neue Spitzen*

Von frau frauberger.

Hls Catbarina von JVledici die Eeinenftickerei in ©eftalt einer
Randverzierung der Ceinwand bei ihren Damen am Bofe
Frankreichs einführte, bat fie nicht geahnt, dafs fie damit
den Grund legte zu einer Induftrie, die beute Millionen
von Bänden befebäftigt, die viele Millionen von JVIenfcben erfreut.

Spitzen! — Das Älort läfst das Berz eleganter JModedamen
höher fcblagen, es erzeugt die Vorftellung von Reichtum, <3lanz und
Schimmer, von Beiterkeit und frobfinn, von Hnmut und Cebenskunft.

Spitzen überall! Hn der reichen Coilette der Dame, wie am ein-
fachen Babybäubcben, als Decke an der ?öiege, wie am Bett eines
prächtig ausgeftatteten Schlafzimmers, am Battiftfcbürzcben der
jungen Dame, wie an der einfachen Schürze der Hrbeiterin, als
Cifcbdecke am profanen Cifcb wie am Hltar, als Zierde in Schränken,
an Ceinen- und Küchenfebrank, und wären es hier auch nur papier-
fpitzen, wie fie in der Konditorei als JVTanfcbetten der Corten, in der
Cabakfabrik als Decke einer koftbaren Zigarren forte verwendet werden.

Hus dem Slunfcbe, den Rand des Ceinenftoffes fauber zu ge-
ftalten, ift das, was wir beute allgemein als Spitze bezeichnen, hervor-
gegangen. Die erfte Hrbeit diente in regelmäfsiger, fternartiger
JVIufterung angeordnet, indem man fäden aus der Ceinwand auszog,
die in form eines JVetzes ftebengelaffenen fäden (daher die Bezeichnung
Reticeila) übernäbte, überftickte, zur Terzierung der grofsen Celler-
kragen, wie fie in der zweiten Bälfte des 16. Jahrhunderts JVIode
waren. j(e gröfser und reicher gefältelt diefe Kragen waren, je feiner
wurde der dabei verwendete Stoff und fomit auch die daraus ver-
 
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