312
Heftbctih und JVIode.
Stützen in noch minder erfreulichen pfycbologifcben JVIotiven: da ift
zum ßctfpicl der ganz gewöhnliche JVeid — dafs er auf dem <3ebiet
der Kleidermode, namentlich in der Damenwelt, eine grofse Rolle
fpielt, klingt ja unhöflich, wird aber meines Kiffens von niemand
im Grnfte bezweifelt; aber auch die Männerwelt ift ja nicht frei von
diefer Gigenfcbaft, wenn fie fieb auch bei den JVIännern mehr auf
andern Gebieten der JVIode regen mag — man denke nur zum ßeifpiel
an den fogenannten Künftlerneid, und auch wiffenfcbaftlicbe JNeid-
bammelei ift ja nichts ungewöhnliches und fördert nicht feiten das
wifrenfcbaftlicbe JVIode- und
JVIodemetbodenwefen. Der
JVeid — oder mehr pofitiv
gefagt: die Sucht, andere
zu überbieten, die ja ganz
notwendig den öebertrei-
bungen und Qeberfteige-
rungen der JVIode förderlich
und dienftlicb fein mufs.
Hucb die liebe Gitelkeit
fpielt natürlich eine wichtige
Rolle, das heilst aber nicht
das an fieb ganz berechtigte
Beftreben des JVIenfcben, auch
fein Heufseres, feine Sitten,
Baarmode-Kamhatur „fue9cndc ßiättcr», }abi- fein Betragen, feine körper-
aus dem Jahre iS^6. gang 1846, Seite 99, z. Hrt.: liehe GrfcbeinUlig, fein gei-
„Oie deutfehe Dame von gutem Con.» Husfeben n{&)t „ur
richtig und gut, fondern auch äftbetifcb wohlgefällig zu geftalten,
zum barmonifeben Husdruck eines barmonifeben inneren Gehaltes zu
machen — die Gitelkeit ift vielmehr die Sucht, lediglich durch das
äufsere Drum und Dran des lieben Ichs, ganz abgefeben von allem
Inneren der perfönlicbkeit, bei anderen und nicht am letzten bei
fieb felbft Gffekte zu erzielen, und diefe Gitelkeit ift natürlich von
Baus aus dem JVIodeteufel verfebrieben. Dann wirkt mächtig die
Cangeweile als JVIodemotiv — wie denn alle Erfahrung zeigt,
dafs die JVIenfcben am völligften der JVIode jeglicher Hrt verfallen
find, welche nichts oder wenig zu tbun haben und zu tbun willen
und doch nach einer angenehmen und die Gitelkeit reizenden Hus-
Heftbctih und JVIode.
Stützen in noch minder erfreulichen pfycbologifcben JVIotiven: da ift
zum ßctfpicl der ganz gewöhnliche JVeid — dafs er auf dem <3ebiet
der Kleidermode, namentlich in der Damenwelt, eine grofse Rolle
fpielt, klingt ja unhöflich, wird aber meines Kiffens von niemand
im Grnfte bezweifelt; aber auch die Männerwelt ift ja nicht frei von
diefer Gigenfcbaft, wenn fie fieb auch bei den JVIännern mehr auf
andern Gebieten der JVIode regen mag — man denke nur zum ßeifpiel
an den fogenannten Künftlerneid, und auch wiffenfcbaftlicbe JNeid-
bammelei ift ja nichts ungewöhnliches und fördert nicht feiten das
wifrenfcbaftlicbe JVIode- und
JVIodemetbodenwefen. Der
JVeid — oder mehr pofitiv
gefagt: die Sucht, andere
zu überbieten, die ja ganz
notwendig den öebertrei-
bungen und Qeberfteige-
rungen der JVIode förderlich
und dienftlicb fein mufs.
Hucb die liebe Gitelkeit
fpielt natürlich eine wichtige
Rolle, das heilst aber nicht
das an fieb ganz berechtigte
Beftreben des JVIenfcben, auch
fein Heufseres, feine Sitten,
Baarmode-Kamhatur „fue9cndc ßiättcr», }abi- fein Betragen, feine körper-
aus dem Jahre iS^6. gang 1846, Seite 99, z. Hrt.: liehe GrfcbeinUlig, fein gei-
„Oie deutfehe Dame von gutem Con.» Husfeben n{&)t „ur
richtig und gut, fondern auch äftbetifcb wohlgefällig zu geftalten,
zum barmonifeben Husdruck eines barmonifeben inneren Gehaltes zu
machen — die Gitelkeit ift vielmehr die Sucht, lediglich durch das
äufsere Drum und Dran des lieben Ichs, ganz abgefeben von allem
Inneren der perfönlicbkeit, bei anderen und nicht am letzten bei
fieb felbft Gffekte zu erzielen, und diefe Gitelkeit ift natürlich von
Baus aus dem JVIodeteufel verfebrieben. Dann wirkt mächtig die
Cangeweile als JVIodemotiv — wie denn alle Erfahrung zeigt,
dafs die JVIenfcben am völligften der JVIode jeglicher Hrt verfallen
find, welche nichts oder wenig zu tbun haben und zu tbun willen
und doch nach einer angenehmen und die Gitelkeit reizenden Hus-