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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 2.1903-1904

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Graul, Richard: Der Kampf um die Kunst im Mobiliar
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https://doi.org/10.11588/diglit.6374#0026
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1$

Der Kampf um die Kunft im jYIobUiar.

nicht tu niebtsfagenden, von
dem Studium der pflanze
abfebenden formen zu be-
fteben. ?üir Deutfcbe find
etwas träumerifcb und grüb-
lerifcb angelegt. ?üir find
nicht befriedigt, wenn wir
nur abftrahte formen um
uns feben, die uns wobl er-
innern an ftruhttve JNIafcbi-
nentetle und abfonderlicbe
Bildungen der jNatur. Huf
die Dauer machen diefe aus
dem JSicbts gegriffenen for-
men nervös, fte find viel-
leicht prahtifcb, aber fte find
untntereffant. JMöbel derart
find rudimentär, fie findTer-
rucbsmöbel, — das ift ihre
Gntfcbuldigung, und das ift
f. m. Brauer, stutt9art. tu«, ihre Berechtigung. 6in altes

Möbel der Biedermeierzeit, ein JMöbel aus der Zeit des Gmpire und
der Zeit des Rokoko ift ein Stück Kultur, es ift wirklieb gefättigt
mit dem ©ehalt der Kultur, die es bat entfteben baffen, es kann er-
zählen — ich fürchte, unfere etwas primitiv zufammengefcblagenen
Brettermöbel fagen zu wenig. Schon die folgende Generation wird
fie als fubjehtive Cöfungsverfucbe, als Originale, Modelle, als eine
Hrt von Hrttftengerät betrachten und ihnen, wenn fie ftcb als dauer-
haft erweifen, einen Gbrenwinkel im JVIufeum anwetfen. Qm eine fo
ftark entwickelte Induftrie, wie es die JVTöbelinduftrie ift, in eine neue
Richtung zu drängen und fie darin zu erhalten, bedarf es abgeklär-
terer Torbilder, als die find, die aus dem Äletteifer revolutionierender
Künftler entfteben.

Ton anderer Seite wird eine Terjüngung unferes JMöbelbaues
dadurch zu erreichen gefuebt, dafs mehr an nationale, an Bauern-
gebräuebe in der Ginricbtung des Baufes angeknüpft wird. ?tlir
haben ja in Deutfcbland eine ftarke Bauernkultur gehabt und befitzen
in einigen Gegenden unferes Taterlandes noch etwas von ihrer künft-
 
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