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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 2.1903-1904

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Bach, Max: Ulmer Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6374#0064
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56

dinier JVISbel.

ferner die drei Cüren am Oelberg (Südfeite) um 180 (Dulden ge-
macht. JSacb beutigen Begriffen ein karger Cohn; bedenkt man
jedoch, dafs 100 Olmer (3ulden nach dem beutigen Silberwert berech-
net 370 jNIarh ausmachen, fo erhält man die bübfebe Summe von
nahezu 2000 JVIark.

önfere Hbbüdung fig. 11 gibt eine probe diefer febönen Cüren.
JVIan ficht auch hier ganz ähnlich, wie bei den JVIöbeln, die fieb nach
unten verjüngenden pilafter, die Konfolen, friefe, die reiche pro-
filierung und dergleichen. Ceider find von dem jVIeifter keine JVIöbel-
ftücke nachweisbar; Cöffler vermutet, dafs derfelbe auch die Scbreiner-
arbeit in dem Kiecbelfcben, fpäter JSeubronnerfcben Raus im Cauben-
gäfseben, jetzt ßewerbemufeum, ausgeführt bat, fiebe fig. 12 und 13,
ebenfo die Cüren an der 1621 vollendeten Dreifaltigkeitskircbe. JVIarx
Otto ift geboren 1570, wäre alfo im Jahr 1620 in der Vollkraft feiner
Jahre gewefen, er ftarb aber bald darauf, erft 53 Jahre alt, am
16. JVfärz 1623.

Die feböne Stube im „JVeuen Bau", jetzt Kanzlei des Königlichen
Kameralamts, neuerdings trefflich reftauriert, ift nach den forfebungen
Cöfflers von dem Schreiner Rans Gnfinger ausgeführt, deffen JVTono-
gramm an einer Säule angebracht ift.

]VIit dem Beginn des achtzehnten Jahrhunderts nimmt das
Barocke immer mehr überband, was Heb bauptfäcblicb an den
Schnitzereien zeigt. Die Säulen, häufig auf die abgeftumpften 6cken
der faffade geftellt, werden noch gewundener, die pilafter gefpalten,
Sockel und friesTtüch erhalten eine Schweifung. Die füllungen werden
mit vielfach verkröpften Karniefen eingefafst; die Ornamente er-
rebeinen immer verfchnörkelter, die fruebtfebnüre dicker und maffiger,
und eine fcbwerfällige Blätterranke bildet die Krönung der Schränke,
nach der Olmifcben Bezeichnung den Kranz. €s wurden jedoch in
der erften Rälfte des achtzehnten Jahrhunderts noch feböne kunft-
gewerblicbe Hrbeiten gefertigt und fiebt man noch in alten Qlmer
familien manches beachtenswerte Stück. Im allgemeinen werden die
JNIöbel aus diefer Zeit für älter gehalten, da fie Ticb häufig noch
an frühere Vorbilder anlehnen. Gin folebes mixtum compofitum be-
findet fieb zum Beifpiel in der Villa des Rerrn Hdolf Älecbfsler
an der Slilbelmsböbe. 6s ift ein febr grofser, viertüriger Schrank
mit der Krönung eines vollen Giebels; die pilafter mit gedrückten
Voluten laffen auf die letzte Zeit der mittleren Periode der Renaiffance
 
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