Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins (2.1903-1904)

Zicrlcirtc von f rau eiifabcth Scbcllbacb, f riedclobof.

öeber moderne frauen-Rand-

arbeit Von frau 'C. frauberger» Düffcldorf.

er Heb in den Kunftgewerbemufeen den mit fleifs und
JHübe gefammelten Schatz alter Stickereiarten anHebt
und diefe mit den Hrbeiten der letzten zehn Jahre ver-
gleicht, wird Heb eines febmerzlicben Gefühles nicht er-
wehren können, weil er den Sindruck bat, als bewege Heb die
Stickereikunft auf abfteigender Cinie. Das ift jedoch ebenfowenig
der fall wie die JMeinung der übermodernen Richtung, die mehr
oder minder laut verkündet, dafs die Stickerei gerade jetzt auf die
Röhe der Gntfaltung gelangt fei und jedes neu erfebeinende Stück
kritiklos als einen Criumpb der modernen Stickerei preift. Ich bin
der JVleinung, dafs die Stickerei auf gutem Siege ift, um zu einer
künftlerifcben Röhe zu gelangen, wo Heb Zeichnung, färbe, Stimmung,
Zwcckdienlicbkeit und Cecbnik durchaus decken werden, wenn febon
folebe Kunftwerke beute, wie auch ehemals, ftets nur vereinzelt auf-
treten werden. Dafs Tolcbe SIerke aber jetzt febon, wenn auch febr
feiten, erfebeinen, befeftigt meine JVIeinung. HUes in allem Hnd die mo-
dernen Grfcbeinungen, die mit vielem ?tliderfinnigen, mit verknöcherten
formen und dem alten Schema der farbenverbindungen aufgeräumt
haben, mit grofser freude zu begrüfsen. Sias febadet es, wenn
dabei vieles Älertlofe mitläuft, Heb fogar aufdringlich breit macht.
Die fiauptfacbe Hebt feft, dafs Bewegung in das Stickereigebiet ge-
kommen ift. Das "VerdienH an diefem erfreulichen Qmfcbwung gebührt
wieder einmal den Künftlern, die Heb des lange vernaebläffigten Stief-
kindes liebevoll annahmen, fo dafs es nicht genötigt war, Heb Hn-
regung zu neuem Schaffen ausfcbliefslicb aus den Hrbeiten alter