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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 2.1903-1904

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Bauer, Hermann: Gmünder Schmuck- und Metallindustrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6374#0247
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Gmünder Schmuck- und J^lctallinduftric.

Grhard Sf Söhne, Scbw. Gmünd.

Dandleuchter.

nötigt, den Bedarf an Spezerci-
waren, Cücbern, Stoffen u. f. w.
für ihre familie und meiftens
noch mehr int Caden zu ent-
nehmen ein Betrag, der dann
jedenfalls auch nicht zum nieder-
ften preife im Kontobüchle
notiert wurde. Huch kam der
■pall gar nicht vereinzelt vor,
dafs der Cieferant als Zahlung
ausrangierte frauenklei-
der, Rüte, Qnterröcke zu
einem guten preife angerechnet
nach Raufe brachte. Der Ge-
währsmann diefer mündlichen
JVIitteilungen erinnert fieb noch
gut, wie er als Kind gefeben
bat, dafs fein Vater einen folcben
f rauenhut aus ütlut dem jfagd-

hund hingeworfen bat, der ihn mit Vergnügen zerzaufte!

Bei folcben Zuftändcn bann es wohl nicht anders erwartet werden, als dafs
das Gmünder Goldwarengewerbe als Rausinduftric auf einer febiefen 6benc
ankam, auf welcher es langfam einem fieberen Verfalle zufteuerte. Die Raus-
induftrie bat fieb aber notdürftig noch bis an das Snde des vergangenen 'Jahr-
hunderts neben dem fabrikbetrieb forterbalten, fo dafs jetzt noch einige öcber-
refte davon vorbanden find.*

Qnter folcben Qmftänden ift die erfte periode der durch Jahrhunderte hin-
durch fortbiübenden Gmünder Goldfcbmiederei famt ihrem einft fo ausgedehnten
Pandel zu Grabe gegangen.

In Beziehung auf letzteren ift noch einer Kaufmannsfamilie zu gedenken,
die 6nde des 18. Jahrhunderts fcnr zum JJuffcbwung des früher erwähnten 6e-
febäftsganges damaliger Zeit beigetragen bat, nachher aber unverfcbuldet einem
tragifeben Gercbick verfallen ift. 6s war von ihr nichts zu erfahren, als was
von Generation zu Generation überliefert wurde. Diefes ift die -familie ttlild-
anger. Sie war in Gmünd anfäfsig, hatte eine -fahtorei in Hmfterdam mit eigenen
Schiffen auf der See für ihren Randel nach Hmerika. Durch die ]Sapoleonifcben
Kriege und 6roberungen wurde bekanntlich Rolland als eine franzöfifebe provinz
erklärt, wodurch fein ganzer Randel gelähmt und feine Schiffe vogelfrei wurden.
Clnter diefen Zuftänden hatte die firma dildanger viel zu leiden. Dazu wurden
noch ihre Schiffe mitfamt den Klaren von den Sngländern gekapert, was den
Verluft ihres ganzen Vermögens und ihren Ruin herbeigeführt bat. Sin J^Iitglied
diefer familie ift in den 40 er fahren einfam und in befebeidenen Verbältniffen
in Gmünd geftorben.

* 80 Hnfertigung von Ketten, €mailarbeiten, „ßriruren" (Obrringbahcn u. T. w.). Bei der
^einmetallauartetluntj dea iflürttcmbergircben KunTtgewerbcvereina 1902 hatte eine familie Bübler
6 m a i l a r b e i t en auegertellt. f ranch-OberaTpacb.
 
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