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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Pazaurek, Gustav Edmund: Künstlerische Besuchskarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0068
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Künstlerische Besuchskarten.

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Abb. 19. Abb. 20.

Karten einen zwischen Felsen ruhenden Löwen, einen Verwandten seines un-
gefähr gleichaltrigen, aber berühmteren Luzerner Kollegen von Thorwaldsen
verwendet (Abb. 29; Sammlung Dr. A. Figdor).

Die interessantesten Besuchskarten sind natürlich die Stiche mit figuralen
Darstellungen, teils solche, die die allgemeine Zeitstimmung widerspiegeln,
teils solche, die speziellen Kreisen angehören. Unter den letzteren nehmen die
patriotischen und nationalen Sujets (Abb. 30 bis 33; Sammlung Dr. A. Figdor)
den ersten Platz ein; besonders nett ist das Blättchen von Mansfeld mit dem
Weckruf des deutschen Geistes in Oesterreich, ein Bildchen, dessen Aktualität
sich nicht auf die Napoleonischen Zeiten allein zu beschränken brauchte.

Merkwürdig, daß man das Schlafmotiv auch sonst auf Besuchskarten findet
(Abb. 34; Sammlung Dr. A. Figdor); nur der allgemeine Zeitgeschmack, der
sich im Traume in ein fernes goldnes Zeitalter (Abb. 35; Sammlung Dr. A. Figdor)
zu versetzen trachtete, mag dies erklären, beziehungsweise entschuldigen. An Stelle
der noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts geläufigen Theater-Antike (Abb. 36;
Sammlung Dr. A. Figdor) wurde die klassizistische „Echtheit" (Abb. 37; Samm-
lung Dr. A. Figdor) immer stärker betont; nicht nur im Buchschmuck
namentlich in den Taschenbüchern und Almanachen sondern auch auf den
Besuchskarten tauchen, neben den bisherigen Putten und Amoretten (Abb. 38,
Sammlung Dr. A. Figdor; 39 das Spiegelbild von 38 und 40 Sammlung
Frau von Deutschmann-Grimburg; 41 Kunstgewerbemuseum in Berlin und 42
mit einem Wedgwoodrelief auf dem Körbchen aus der Sammlung Frau
C. Mayer) immer mehr Genien und Grazien auf (Abb. 43—47, Sammlung
Dr. A. Figdor; Abb. 48 — 50, Sammlung Frau Carl Mayer); selbst Alltags-
figuren werden gern in altgriechische Ge-
wänder gehüllt, auch wenn es sich um
die Darstellung von zeitgemäßen Be-
schäftigungen handelt, wie um das (in
derldee allerdings vom schwarzfigurigen
Vasenstil stark beeinflußte) Silhouettieren
(Abb. 51; Sammlung Dr. A. Figdor). Doch
gibt es auchKompromisse(Abb.52,Samm-
lung Dr. A. Figdor und Abb. 53 bei Frau
von Deutschmann-Grimburg), namentlich
sofern die reizenden Stiche auf ältere
französische Vorbilder zurückgreifen.

Wenn für die figuralen Bildchen das
Zeitkostüm gewählt wird, sind es durch-
 
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