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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1907-1908

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Pazaurek, Gustav Edmund: Künstlerische Besuchskarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7713#0078
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Künstlerische Besuchskarten.

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Abb. 68.

A. Paterno, J. Riedl und andere,
führten auch wie schon die
hohen Musternummern be-
zeugen mitunter sehr statt-
liche, in die Hunderte gehende
Kollektionen von Rahmenkarten
für die verschiedensten Wünsche
der Käufer. Ja, auch einige
Ideen, die später bei Wunsch-
karten nach allen Richtungen
ausgebeutet wurden, finden wir
schon bei der Besuchskarte vor-
geahnt, z.B. die Transparent-
karte, die erst, vor ein Licht
gehalten, ganz verständlich wird

(Abb. 69; Sammlung Frau Carl Mayer, Wien). Die sechs Medaillons des ab-
gebildeten Blättchens hat man sich in diesem Sinne durch Miniaturbildchen
zu ergänzen.

Wie uns die noch erhaltenen, nicht zerschnittenen Bogen dartun, wurden
oft 10 bis 12 Stück auf einer gemeinsamen Tafel gedruckt und zwar auch in
verschiedenen Farben, und dann erst zerschnitten. (Von unseren Abbildungen
gehören z. B. Abb. 2 und 9 nebst acht anderen demselben Blatte an, das
sich mit der ganzen Serie im Berliner Kunstgewerbemuseum befindet.)
Auch in den Kartonfarben gibt es verschiedene Variationen und zwar
neben dem vorherrschenden Weiß auch Rosa, Grün und Orange, was nament-
lich der Wiener Verleger Seb. Härtel sehr kultivierte. Der Kupferstich
mit allen seinen Unterabteilungen herrscht weitaus vor; der Holzschnitt
meist nur als bescheidenes Rändchen tritt dagegen völlig zurück und
beschränkt sich vornehmlich auf die älteren Zeiten und schlichteren Kreise.
Der Kupferstich erscheint aber häufig handkoloriert, damit es an einer
persönlichen Zutat des Besitzers und namentlich der Besitzerin nicht fehle,
in anderen Fällen auch kombiniert mit Ausstecharbeit, Stickerei und dergl.

Eine selbständige Gruppe bilden unter den Besuchskarten der Empire-
zeit wie unter den damaligen Wunschkarten — die geprägten Karten,
auf denen sich in der so beliebten Wedgwoodmanier Blumenränder, Em-
bleme, allegorische und mythologische Szenen, wie Putten oder das Paris-
urteil (Abb. 70, Sammlung Frau Carl
Mayer, Wien; Abb. 71 und 72, Samm-
lung Dr. A. Figdor, Wien) anbringen
ließen. In diese Gruppe gehören auch
jene, weniger häufigen Blättchen, bei
denen sich die Prägung nur auf den Rand
beschränkt, während der Name selbst
aufgedruckt ist. Als interessantestes Bei-
spiel sei hier jene, im Hamburgischen
Museum für Kunst und Gewerbe ver-
wahrte Besuchskarte wiedergegeben, die
der große ..Marschall Vorwärts'- im Sep- Abb 69
 
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