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Schrift und Sprache

2. Kurz- und Geheimschrift
384 MENTZ, ARTHUR, Die Entstehungs-
geschichte der römischen Stenographie.
In: Hermes 66, S. 369—386.
Der ausgezeichnete Kenner der tironi-
schen Noten prüft hier die bekannte Stelle
des Isidorus (Orig. I 22) mit Hilfe des
Materials der commentarii durch; es er-
gibt sich, daß Ennius aus diesem Zusammen-
hang endgültig auszuscheiden hat und daß
im übrigen die Tradition Tiro-Philargyrus
Aquila-Seneca als richtig anzuerkennen
ist. Bei Aquila nimmt M. Anregungen aus
der griechischen Stenographie an, für deren
Entstehung er die Erfindung Tiros als
terminus post quem ansetzt. R. S.
385 JUSSELIN, MAURICE, Notes tironiennes
dans un diplöme de Charles le Chauve
du 25 juillet 864. In: Moyen äge 41,
S. 3—4.
Ambasciatorenvermerk. Hinweis auf
die Arbeit von Ph. Lauer über diesen
Gegenstand im Bulletin ... du Comite des
travaux historiques 1922/23 (Paris 1925)
S. 187—196. R. S.
386 MANLY, JOHN MATTHEWS, Roger Ba-
con and the Voynich Ms. In: Speculum 6,
S. 345—39i. 5 Taf.
Berechtigte Zurückweisung der völlig
in die Irre gehenden Versuche von W. R.
New’bold zu einer Entzifferung des be-
kannten rätselhaften Manuskripts. New-
bold, dessen unvollendete Studien R. G.
Kent 1928 veröffentlicht hat, ging, irre-
geleitet von einer Notiz aus dem 17. Jahrh.,
von der falschen Voraussetzung aus, daß
die Handschrift Roger Bacon angehören
müsse. Sie gehört jedoch, wie ich nach
Einsichtnahme in eine Photographie des
Codex bestimmt glaube, ins 15. Jahrh.
Newbolds Ideen von einer mikroskopi-
schen Kryptographie sind ebenso un-
möglich wie seine Deutung einer Tafel
des Codex als Bild des Andromeda-Spiral-
nebels. Ich zweifle nicht, daß die Hand-
schrift einmal gelesen werden wird; aber
der Weg dazu führt zunächst über die sach-
liche Deutung der Bilder, die bei systema-
tischer Durchsicht der Herbarienliteratur
mindestens zum Teil gelingen muß. Erst
dann kann man daran denken, Vergleichs-
texte zu gewinnen.

M.s Arbeit ist nur Kritik an Newbold;
man muß leider dem Ergebnis beipflichten,
daß von dessen mühseligen Forschungen
auch nicht der geringste Teil in diesem
Falle brauchbar ist. R. S.
3. Handschriften
PELZER, AUGUSTUS, Bibliothecae Apo- 3^7
stolicae Vaticanae Codices manu scripti
recensiti. Codices Vaticani latini, Bd. 2
T. 1. Dazu: Appendix (Index nominum
et rerum, initia operum) ad T. II.
partem priorem, qua Codices 679—1134
enarraverat, 1933.
Den Hauptstock der in musterhafter,
exakt detaillierter Weise beschriebenen Co-
dices bilden die Werke scholastischer Auto-
ren von Petrus Lombardus bis zum Beginn
des 15. Jahrh. Dazu kommen einige Schrif-
ten der Renaissancezeit, so die Ficinsche
Übersetzung des hermetischen Poimandres.
Es sind sehr viele, z. T. anonyme Kommen-
tare zu Aristoteles beschrieben, darunter
viel unbekanntes Material; eine Fundgrube
für den Erforscher des geistigen Lebens im
Mittelalter.
Das Werk ist unentbehrlich für die
Kenntnis der Aristoteles-Tradition des
Abendlands. Aber auch für die Geschichte
des Fortlebens anderer antiker Denker finden
sich wertvolle Hinweise (etwa cod. 869:
Plotinus erscheint, in der Wiedergabe des
Macrobius-Zitats, als Alquinus).
Von den wichtigen Funden, die dem
Verf. im Lauf seiner vieljährigen Arbeit
gelangen, ist der bekannteste wohl der des
Kölner Kommentars Alberts des Großen
zur Nikomachischen Ethik in der Nach-
schrift des Thomas, cod. 722; dies in-
zwischen noch in einigen anderen Hand-
schriften nachgewiesene Werk läßt, bio-
graphisch und methodisch von gleich großer
Bedeutung, Alberts eigene Lehre weit besser
erkennen als die im Druck vorliegende
Paraphrase. — Für die Literaturgeschichte
der Scholastik, im besonderen für die Kennt-
nis der geistigen Lage an der Universität
Paris zu Beginn des XIV. Jahrhunderts ist
von besonderem Wert die minutiöse, er-
gebnisreiche Beschreibung des cod. 1086
(Prosper de Regio, Sentenzenkommentar
und Sammlung von Quaestionen Pariser
Professoren).
 
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