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Neue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises (Band 1) — Frankfurt am Mayn: bey den Gebrüdern van Düren, 1749

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https://doi.org/10.11588/diglit.67096#0590

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lzF^I Abhandlung/ von der Abgötterey überhaupt,
Körpers Götter ausgedacht; als für das Herz die Sonne, für das Haupt
Md die Leber den Jupiter, den Mars für die Eingeweide, die Minerva für die
Augen und Finger, die Juns für die Augenbramen, den Pluto für den Rücken,
die Venus für die Nieren, den Saturn für den Milz, den Mercur für die
Zunge, die Tethys für die Füsse, den Mond für den Magen ; den Genius und
die Schamhaftigkeit für die Stirn, das Gedächtniß für die Ohren , Treu und
Glaube für die rechte Hand, die Barmherzigkeit für die Knie. Man hatte auch,
wie wir schon oben gemeldet haben, eine jede Tugend vergöttert, als, die Gü-
tigkeit, die Eintracht, die Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit, die Gottesfurcht,
die Schamhaftigkeit, die Klugheit, die Ehre, die Wahrheit, den Frieden, die
Frcyheit, und viele andere mehr.
Anmer- §. rv. Man wird von uns nicht erwarten, daß wir eine umständliche
kungerr Beschreibung von diesen untergeordneten Gottheiten geben. Ihre Namen zei-
yleru.er. zur Genüge von ihren Verrichtungen ; und man darf solche nur ayführen,
um die Dichter und Fabellehrer zu verstehen, die ihrer Erwähnung thun. Wir
merken dabey nur dieses an : i) daß fast alle diese Gotthe ten von den Römern
waren auf die Bahn gebracht worden ; wie solches ihre Benennungen zur Ge-
nüge zu erkennen geben. Man stehet daraus wie diese Weltbeherrscher, die
fast alle die Götter der von ihnen überwundenen Völker angenommen hatten,
noch andere diesen Völkern unbekannte Götter unter ihnen eingesühret haben.
A) Daß die Erfindungen der Mahler und Bildhauer den grösten Theil dieser
Gottheiten erzeuget, z) Daß man deren einige hatte, die nur gewissen Fa-
milien , ja zuweilen nur gewissen einzelen Personen eigen waren. 4) Daß
alle diese vergötterten Tugenden nichts anders waren als Sinnbilder, welche
man entweder auf Münzen, deren man annoch eine grose Anzahl findet, oder
auf andern Denkmälern und Inschriften vorstellete. s) Daß obgleich ihr
Dienst niemals weder so feyerlich noch auch so ausgebreitet war, als die Vereh-
rung der groftn Götter, doch eine grose Menge derselben gewesen, welche ihre
Altäre und Kapellen gehabt, und die man zu gewissen Zeiten besonders ange-
rufen , als vor der Ernte , vor der Weinlese, wenn man die Früchte einsam-
melte, bey grosen Krankheiten, sowohl unter Menschen als Vieh, u.s.w.
Von den §. i i. Auser diesen Gottheiten, deren Anzahl schon sehr gros ist , hatte
besonder» auch noch E jegliche Völkerschaft ihre eigene und besondere Gottheiten ; an-
dere

Tit. Livius, u. a. wie auch den heil. Augustin
loc. cit, nachschlagen, so wird mau hinläng-
lichen Beweis finden. Wir gedenken zugleich
unsere Leser durch die Erzählung aller die-
ser im Heidenthum bekannten Gottheiten im
Voraus zu unterrichten, weil in diesen Rei-

segeschichten dergleichen öfters vorzukommen
pflegen, und man folglich Zeit und Mühe
sparen kann, jedesmal von der Bedeutung
der vorkommenden Gottheit eine besondere
Erläuterung zu geben.
 
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