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Novensia: Studia i Materiały — 10.1998

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Tejral, Jaroslav: Die römischen Militäraktionen und Romanisierungsprozesse im Vorfeld der norisch-pannonischen Donaugrenze im Spiegel des neuen archäologischen Befundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.41276#0137

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Jaroslav Tejral
Brno

DIE RÓMISCHEN MILITARAKTIONEN
UND ROMANISIERUNGSPROZESSE IM VORFELD
DER NORISCH-PANNONISCHEN D ON AU GREŃ ZE IM
SPIEGEL DES NEUEN ARCHAOLOGISCHEN BEFUNDES

Die bisherige Limesforschung neigt ubereinstimmend zur Ansicht, daB die zur
Romanisierung fuhrenden Prozesse in etlichen, nacheinander folgenden Phasen
oder Stufen verliefen. Zu Anfang, noch lange Zeit vorher, ais die eigentlichen mili-
tarischen Eroberungskampagnen aufgenommen wurden, konnte die Einbindung
intensiverer Fłandelskontakte stattfinden. Schon in dieser Phase konzentrierte sieli
der starkste rómische EinfluB auf die germanische Fuhrungsschicht, die in das
romische politische und militarische Konzept am deutlichsten einbezogen wurde.
Erst dann folgte die eigentliche militarische Einnahme mit der Einfuhrung einer Art
von rdmischer machtpolitischer Organisation und Verwaltung durch die Anwerbung
der einheimischen Auxiliartriippen'.
Ais bald darauf das Romische Imperium seine Grenze bis an die mittlere Donau
verschoben hatte, wurde das nordliche Vorfeld der Donaugrenze ein Spannungsfeld
zwischen Rom und den auBerromischen barbarischen Stammen. In diesem Fali hatte
sich die nordlich der Donau ansassige, germanische Population mit allmahlich
verlaufenden Akkulturations vorgangen immer wieder auseinanderzusetzen.
Die neuen archaologischen Untersuchungen lassen uns vermuten, daB die Zonę
entlang des nórdlichen Donauufers unter den ubrigen germanischen Gebieten eine
auBerordentliche Stelle einnahm, die bei der Verwendung der zeitgenossischen
Terminologie eher ais Semiperipherie der antiken Welt angesehen werden kann. Die
archaologischen Befunde spiegeln nicht nur einen enormen Aufschwung der
Handelskontakte wider, besonders im Laufe der ersten zwei Jahrhunderte, sondern
zeigen auch die starken rdmischen Einfliisse auf die einheimische Fuhrungsschicht2.
Wie an den ubrigen Grenzabschnitten des Imperiums ublich, versuchten die
Romer ihre Oberherrschaft an der mittleren Donau auch auf andere Art zu sichern,
und zwar durch politische Mittel. Die rdmisch-germanischen Beziehungen kamen
in erster Linie in der Einrichtung der befreundeten Kónigstiimer zum Ausdruck,
manchmal ais "Klientelkdnigstiimer" bezeichnet, die durch eine Art poiitischer
Abhangigkeit charakterisiert sind3. Das Funktionieren oder Versagen dieses Ver-
tragssystems formte im Grunde genommen die Geschichte der rdmisch-germa-
nischen Beziehungen an der mittleren Donau.
 
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