Revolutionierung und Änderungen der Sozialstruktur in der
fürstbischöflich-wormsischen Landgemeinde Dirmstein
VON MICHAEL MARTIN
Die folgende Mikrountersuchung mag in der Kombination mit übergreifenden Themen
überraschen. Sie findet jedoch ihre Berechtigung zum einen im methodischen Ansatz, eine
Vielzahl von kommunalen Archivquellen auszuwerten, und zum andern in der Anregung,
diese zugegebenermaßen oft zeitaufwendige Arbeit auch in weiteren Ortsarchiven zu leisten.
Nur mit solchen Einzeluntersuchungen kann ein differenziertes Gesamtbild der Pfalz vor und
nach 1789 gewonnen werden. Als Quellen kommen vor allem in Betracht: Gemeinderechnun-
gen und Rechnungsbeilagen, Renovationen, Schatzungen, Lagerbücher, Urkataster und Nota-
riatsurkunden. Dieses auf den ersten Blick spröde Material, durchsetzt mit Zahlen, kontra-
stiert mit den emphatischen Reden, Grußadressen, Proklamationen und so weiter, wie sie zum
Beispiel unter dem plakativen Titel »Triumph, die Freiheitsfahne weht« jüngst von Erich
Schneider1 ediert wurden.
Warum bietet sich gerade aber Dirmstein zur Untersuchung an? Jeder, der sich mit
pfälzischer Lokalgeschichte beschäftigt, weiß um die oft desolate Quellenlage. Hier bildet
Dirmstein über weite Strecken eine Ausnahme. Ein recht umfangreiches Gemeindearchiv, die
Überlieferung im Landesarchiv Speyer und das Archiv der am Ort Meistbegüterten, der
Freiherren von Sturmfeder, im Staatsarchiv Ludwigsburg erlauben eine eingehendere Unter-
suchung2. Daß sich hier in Dirmstein bereits sehr früh die »gespannte Atmosphäre« nachwei-
sen läßt, wie Franz Dumont die Lage in der grenznahen Pfalz um 1790 charakterisierte3, legt
die Befassung mit diesem Ort zusätzlich nahe. Den zeitlichen Rahmen des Beitrages bilden
zum einen ein Memorandum über die wirtschaftliche und soziale Lage der Gemeinde aus dem
Jahre 17904 und zum andern eine finanzielle Aufarbeitung der Revolutionszeit aus den Jahren
1797/985. Auf beide Quellen wird noch einzugehen sein.
1 E. Schneider, Triumph, die Freiheitsfahne weht! Die Pfalz im Banne der Französischen
Revolution (1789-1814), Landau 1988.
2 Das vorläufig geordnete und verzeichnete Gemeindearchiv umfaßt 777 Nummern. Wichtig ist
vor allem die fast geschlossene Serie der Gemeinderechnungen und der Beilagen. Im LA Speyer
kommen vor allem die Bestände A2 (Akten Kurpfalz) und D 12 (Akten Hochstift Worms) in
Betracht. Für das Archiv der Freiherrn Sturmfeder liegt mit R. Seeberg-Elverfeldt, Das Archiv
der Freiherren Sturmfeder von und zu Oppenweiler (1317-1930), Karlsruhe 1956, ein gedrucktes
Findmittel vor.
3 F. Dumont, Die Mainzer Republik von 1792/93, Alzey 1982, S. 50.
4 StA Ludwigsburg, Best. B139al, Büschel956; Abdruck im Anhang.
5 GemeindeA Dirmstein, vorl. Sign. B 29.
fürstbischöflich-wormsischen Landgemeinde Dirmstein
VON MICHAEL MARTIN
Die folgende Mikrountersuchung mag in der Kombination mit übergreifenden Themen
überraschen. Sie findet jedoch ihre Berechtigung zum einen im methodischen Ansatz, eine
Vielzahl von kommunalen Archivquellen auszuwerten, und zum andern in der Anregung,
diese zugegebenermaßen oft zeitaufwendige Arbeit auch in weiteren Ortsarchiven zu leisten.
Nur mit solchen Einzeluntersuchungen kann ein differenziertes Gesamtbild der Pfalz vor und
nach 1789 gewonnen werden. Als Quellen kommen vor allem in Betracht: Gemeinderechnun-
gen und Rechnungsbeilagen, Renovationen, Schatzungen, Lagerbücher, Urkataster und Nota-
riatsurkunden. Dieses auf den ersten Blick spröde Material, durchsetzt mit Zahlen, kontra-
stiert mit den emphatischen Reden, Grußadressen, Proklamationen und so weiter, wie sie zum
Beispiel unter dem plakativen Titel »Triumph, die Freiheitsfahne weht« jüngst von Erich
Schneider1 ediert wurden.
Warum bietet sich gerade aber Dirmstein zur Untersuchung an? Jeder, der sich mit
pfälzischer Lokalgeschichte beschäftigt, weiß um die oft desolate Quellenlage. Hier bildet
Dirmstein über weite Strecken eine Ausnahme. Ein recht umfangreiches Gemeindearchiv, die
Überlieferung im Landesarchiv Speyer und das Archiv der am Ort Meistbegüterten, der
Freiherren von Sturmfeder, im Staatsarchiv Ludwigsburg erlauben eine eingehendere Unter-
suchung2. Daß sich hier in Dirmstein bereits sehr früh die »gespannte Atmosphäre« nachwei-
sen läßt, wie Franz Dumont die Lage in der grenznahen Pfalz um 1790 charakterisierte3, legt
die Befassung mit diesem Ort zusätzlich nahe. Den zeitlichen Rahmen des Beitrages bilden
zum einen ein Memorandum über die wirtschaftliche und soziale Lage der Gemeinde aus dem
Jahre 17904 und zum andern eine finanzielle Aufarbeitung der Revolutionszeit aus den Jahren
1797/985. Auf beide Quellen wird noch einzugehen sein.
1 E. Schneider, Triumph, die Freiheitsfahne weht! Die Pfalz im Banne der Französischen
Revolution (1789-1814), Landau 1988.
2 Das vorläufig geordnete und verzeichnete Gemeindearchiv umfaßt 777 Nummern. Wichtig ist
vor allem die fast geschlossene Serie der Gemeinderechnungen und der Beilagen. Im LA Speyer
kommen vor allem die Bestände A2 (Akten Kurpfalz) und D 12 (Akten Hochstift Worms) in
Betracht. Für das Archiv der Freiherrn Sturmfeder liegt mit R. Seeberg-Elverfeldt, Das Archiv
der Freiherren Sturmfeder von und zu Oppenweiler (1317-1930), Karlsruhe 1956, ein gedrucktes
Findmittel vor.
3 F. Dumont, Die Mainzer Republik von 1792/93, Alzey 1982, S. 50.
4 StA Ludwigsburg, Best. B139al, Büschel956; Abdruck im Anhang.
5 GemeindeA Dirmstein, vorl. Sign. B 29.