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Rödel, Volker [Hrsg.]
Die Französische Revolution und die Oberrheinlande: (1789 - 1798) — Oberrheinische Studien, Band 9: Sigmaringen: Thorbecke, 1991

DOI Kapitel:
Mathy, Helmut: Andreas Josef Hofmann und Georg Nimis - zwei Mainzer Jakobiner im Vergleich
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https://doi.org/10.11588/diglit.52727#0187

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Andreas Josef Hofmann und Georg Nimis -
zwei Mainzer Jakobiner im Vergleich

VON HELMUT MATHY

I
Fürst Metternich, einer der bedeutendsten Studenten der alten Mainzer Universität, hat in
seinen »Denkwürdigkeiten« zwei seiner ehemaligen Lehrer, Niklas Vogt1 und Andreas Josef
Hofmann, besonders erwähnt. Während er ersterem einen großen Einfluß auf sein politisches
Wirken zuschrieb, ja in dessen Lehren vom europäischen Gleichgewicht geradezu seine
staatsphilosophischen Ansichten vorgebildet fand, hat er dem zweiten ein weniger freundli-
ches Andenken bewahrt. Denn Hofmann, der damalige Lehrer des Natur- und Völkerrechts
sowie der Geschichte der Philosophie an der Alma Mater Moguntina, ist ihm hauptsächlich im
Zusammenhang mit dem Anwachsen der revolutionären Stimmung unter Studenten und
Professoren der kurfürstlichen Residenzstadt nach 1789 als eifriger Parteigänger Frankreichs,
als Anhänger der Postulate von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, gegen die er sein
restauratives System setzte, im Gedächtnis geblieben. Als der Staatskanzler im Jahre 1846, da
er wieder einmal auf dem Johannisberg weilte, alle früheren Zwistigkeiten vergessend, den
inzwischen im benachbarten Rheingauort Winkel seinen Lebensabend verbringenden Hof-
mann zu sich lud, lehnte der 94jährige mit kühlem Stolze ab, indem er erklärte, der Kutscher
Europas möge sich gefälligst zu seinem früheren Lehrer hinabbegeben2.
Andreas Josef Hofmann wurde am 14. Juli 1752 in Zell bei Würzburg als Sproß einer
fürstbischöflichen Beamtenfamilie geboren3. Nach dem frühen Tod der Eltern kam er in die
1 Über Vogt gibt es bislang nicht weniger als drei Dissertationen, und zwar: 1) M. Herrmann,
N. Vogt, ein Historiker der Mainzer Universität aus der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts,
München 1916; vgl. auch M. Herrmann, Niklas Vogt, ein Historiker der Mainzer Universität, in:
Volk und Scholle6 (1928) S. 97-101; 2) H.J. Peters, Niklas Vogt und das rheinische Geistesleben
1792-1836. Ein Beitrag zur Geschichte des historischen und politischen Denkens am Mittelrhein,
Mainz 1962; vgl. auch H.J. Peters, Niklas Vogt, der letzte Geschichtsprofessor an der kurfürstli-
chen Universität Mainz, in: Tradition und Gegenwart. Bd. 11/1 (1977) S. 241-249; 3) U. Berg,
Niklas Vogt (1756-1836): Weitsicht und politische Ordnungsvorstellungen eines Historikers
zwischen Aufklärung und Romantik, Mainz 1990 (noch ungedruckt).
2 W.H. Struck, in: NDB6 (1972) S.446; H. Mathy, Andreas Josef Hofmann (1752-1849).
Professor der Philosophie in Mainz und Präsident des rheinisch-deutschen Nationalkonvents, in:
JbVggFreundeUnivMainz 1973, S. 15-45.
3 Generell für den gesellschaftspolitischen Hintergrund beider Biographien, die hier abgehandelt
und konfrontiert werden, sei verwiesen auf das Werk von F. Dumont, Die Mainzer Republik von
1792/93. Studien zur Revolutionierung in Rheinhessen und der Pfalz, Alzey 1982. Diese aus einer
Mainzer Dissertation von 1978 hervorgegangene Arbeit hat der Autor in Einzelfragen in vielerlei
Abhandlungen seither ergänzt; von ihnen seien nur einige zitiert: F. Dumont, Das Ende der
 
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