Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rödel, Volker [Hrsg.]
Die Französische Revolution und die Oberrheinlande: (1789 - 1798) — Oberrheinische Studien, Band 9: Sigmaringen: Thorbecke, 1991

DOI Kapitel:
Reichardt, Rolf: Die deutsche Bibliothek der Französischen Revolution oder: Wie jakobinisch war die Revolutionsrezeption im Südwesten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.52727#0153

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die deutsche Bibliothek der Französischen Revolution
oder: Wie jakobinisch war die
Revolutionsrezeption im Süd westen?
VON ROLF REICHARDT

I
Die Erforschung der Wirkungen der Französischen Revolution auf das zeitgenössische
Deutschland kann auf bemerkenswerte Fortschritte zurückblicken. Standen früher ideenge-
schichtliche Fragen im Vordergrund des Interesses1, so haben sich die Revolutionshistoriker
seit einiger Zeit mehr den sogenannten deutschen Jakobinern2 und sozialen Protestbewegun-
gen in landesgeschichtlichem Rahmen3 zugewandt. So verschieden diese Arbeitsansätze auch
in mehrfacher Hinsicht sind - gemeinsam ist ihnen, daß sie von Fragestellungen der deutschen
Geschichte ausgehen und fast nur deutsche Quellen berücksichtigen. Diese Forschungspraxis,
die auch unsere Tagung um weitere Beiträge bereichert, ist zweifellos verdienstvoll; erst
Archivstudien vor Ort erschließen jene Alltagswirklichkeit, auf die es der modernen Sozialge-
schichte ankommt.
* Der folgende Beitrag steht in Zusammenhang mit einem gemeinsam mit Elisabeth Botsch in Arbeit
befindlichen Vorhaben über die zeitgenössischen Verdeutschungen französischer Revolutionsschriften,
das von der Volkswagen-Stiftung gefördert wird und auf den wissenschaftlichen Austausch mit Hans-
Jürgen Lüsebrink zurückgeht. Vgl. die Vorarbeiten von E. Botsch, Die Bibliothek der französischen
Revolution in Deutschland, in: K. O. von Aretin und K. Härter (Hgg.), Revolution und konservatives
Beharren. Das Alte Reich und die Französische Revolution, Mainz 1990, S. 29-36; R. Reichardt,
»Freymüthigkeit, doch kein Sans-Cülotismus...« Transfer und Transformation der Französischen
Revolution in Verdeutschungen französischer Revolutionsschriften 1789-1799, in: M.Espagne und
M. Werner (Hgg.), Transferts. Les relations interculturelles dans l’espace franco-allemand (XVIIIe-XIXe
siede), Paris 1988, S. 273-326. Die dortigen Angaben werden im folgenden mit Blick auf den Südwesten
spezifiziert und in zahlreichen Einzelheiten ergänzt. Dabei wurde auch die Diskussion während der
Speyerer Tagung berücksichtigt, wie sie im Protokoll Nr. 288 der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche
Landeskunde am Oberrhein (zitiert als »Protokoll«) niedergelegt ist.
1 Vgl. als Beispiele für das Andauern dieser Forschungsrichtung den Tagungsband: Deutscher
Idealismus und Französische Revolution. Vorträge gehalten bei den Kolloquien... im Studienzen-
trum Karl-Marx-Haus Trier, Trier 1988; sowie H. Koopmann, Freiheitssonne und Revolutionsge-
witter. Reflexe der Französischen Revolution im literarischen Deutschland zwischen 1789 und
1840, Tübingen 1989.
2 Dazu die Berichte von T. C. W. Blanning, German Jacobins and the French Revolution, in:
Histjournal 23 (1980) S. 985-1002; W. Kreutz, Zwischen Aktualität und Traditionsvermittlung:
zur Jakobinerforschung in Deutschland, in: Neue politische Literatur 25 (1980) S. 189-201; H. Wil-
harm, Politik und Geschichte: Jakobinismusforschung in Deutschland, 1-2, Frankfurt a.M. 1984.
3 H. Berding (Hg.), Soziale Unruhen in Deutschland während der Französischen Revolution
(GGes Sonderheft 12), Göttingen 1988.
 
Annotationen