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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 6.1903

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Altmann, Walter: Das Mädchen von Antium
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https://doi.org/10.11588/diglit.31258#0196

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W. Altmann, Das Mädchen von Antium

I87

Fragmente nicht aufweisen. Die Nische, wie deren noch viele längs der Küste
jetzt sichtbar sind — in Fig. 109, die am weitesten rechts — gehörte ohne Zweifel
der Rückwand eines mächtigen Saales an, der auf das durch große Fundamente
von hier abgedämmte Meer hinausblickte. Jetzt steht von dem einstigen Saale
nur noch die Nischenwand, und mühevoll folgt man dem schmalen, trennenden
Küstensaum, der darunter hinläuft. Unten sieht man die mächtigen Constructionen
der Fundamente, darüber die pfeilerartigen Wände der Nischen. Sie sind aus
bestem opus reticulatum erbaut und zeigen die Merkmale der Architectur der
ersten Kaiserzeit. 2) Oben endete die Nische in Muschelform. In einer nahen, süd-
licher gelegenen Nische wurde eine ebenfalls im Pal. Sarsina befindliche, minder-
wertige römische Gewandfigur gefunden. 3)

Die Statue ist aus griechischem, an den Bruchstellen klarem, weißen Marmor
gefertigt, der mit kleinen Kristallen durchsetzt ist und keine besondere Trans-
parenz besitzt. Die Figur ist nicht monolith. Aus einem großen Block ist der
ganze Körper, soweit er bekleidet ist, samt Füßen, linkem Arm und Schüssel
gearbeitet, während ein zweiter kleinerer Block den Kopf samt Hals und rechter
Schulter umfaßt. Am Gewandrande greift der letztere in den Hauptblock ein. Eine
ähnliche Zusammensetzung ist unter anderen von der Demeter von Knidos und
der Aphrodite von Arles bekannt. Der Marmor des Kopfstückes ist sicher iden-
tisch mit dem andern, aber von besserer Qualifät und verschiedener Bearbeitung.
Angestückt war der rechte Arm kurz vor dem Beginn des Ellbogens, von dem
noch ein durch die Oxydierung des Metalldübels gebräunter Splitter erhalten ist
(s. Fig. 113).

Es fehlen der Figur: die Nasenspitze, der rechte Unterarm und ein Teil des
linken. Einige Haarlocken sowie das Kinn sind bestoßen. Von den Händen sind
nur zwei Finger der rechten erhalten (s. Fig. 112 f.). An dem Gewande fehlen
mehrfach einzelne Stückchen, so der Saum an der rechten Schulter, an der Mantel-
partie der linken, an der äußersten Vorderfalte. Einige später im Schutte ge-
fundene Fragmente sind wieder angesetzt, so die unteren Enden der vorderen
äußersten und die der mittelsten Falte, ferner das Gewandstück des rechten Ober-
armes und ein o’i3 m langer Splitter des linken Unterarmes mit einem Teil der
Schüssel. Diese besteht nach ihrer Zusammensetzung jetzt aus drei aneinander-
passenden Teilen.

2) S. Nibby, Dintorni di Roma I 182. inst. 1857 P- 67; 1870 p. 14; Pauly-Wissowa I

3) Aus Antium stammt die Petersburger Juno- p. 2561 (Hülsen). Daß der Apollo von Belvedere
statue (Kiseritzky n. 157), ferner vgl. Lombardi, nicht in Antium gefunden wurde, hat Hiilsen, Jahrbucb
Anzio antico e moderno 1865 p. 233—37; Bull. d. 1890 S. 48 nachgewiesen.
 
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