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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 6.1903

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Altmann, Walter: Das Mädchen von Antium
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Swoboda, Heinrich: Zur griechischen Künstlergeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.31258#0209

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W. Altmann, Das Mädchen von Antium

die heftig entgegenstürmenden Winde geblähten Faltenmassen von Natur motiviert
sind. Können wir zwar den ruhigen, langzügigen Faltenwurf, dort die den Körper-
formen angeschmiegten Gewandmassen mit dem reichen Spiel der prächtigsten Falten
nicht zu directem Verg'leiche heranziehen, so lehren uns doch diese unendlich be-
wegten Flächen, die sich nicht nach einigen, wenigen Richtungen hin gliedern und
nicht von einfachen Conturlinien begrenzt werden, wo alle Senkrechten und Wage-
rechten vermieden sind, wie viel vorgeschrittener die Kunststufe der Nike ist.

Vor allem aber hat die Statue von Antium vor den meisten kleinasiatischen
Funden etwas voraus, die außerordentliche Originalität. Der Künstler ist ein geborener
Plastiker, der sein Material souverän beherrscht. Seine Virtuosität zeigt sich
schon in dem Verzicht auf jede iStütze und in der Kühnheit, mit der die Schüssel
samt ihren Objekten frei aus dem Hauptblocke herausgearbeitet ist. Schlicht,
von grandioser Einfachheit und doch bis in die kleinsten Züge erwogen und
durchdacht, spricht uns die Statue an durch den Reiz der gehemmten Bewegung
und durch ihre Herbheit.

Rom. W. ALTMANN

Zur griechischen Künstlergeschichte.

Die Erwägungen, von welchen sich Arthur Mahler vor kurzem leiten ließ,
um einen neuen Zeitansatz des Bildhauers Phradmon zu begründen, 4) fordern, da
sie sich in erster Linie auf ein geschichtliches Factum stützen, von selbst die
Nachprüfung seitens der Historiker heraus. Mahler hat dabei Plinius’ Bestimmung
der Blüte Phradmons auf 01. 90 (Nat. Hist. XXXIV 49) kein ausschlaggebendes
Gewicht beigemessen. Man wird diesem Standpunkt Berechtigung zugestehen, wenn
sich ein besser fundiertes Zeugnis findet, welches für eine andere Datierung spricht,
besonders im Hinblick darauf, daß die vorzugsweise von A. Kalkmann verfochtene
These, die Künstlerchronologie des Plinius gehe auf Apollodors Chronik zurück, 2)
sich als nicht stichhaltig erwiesen hat 3) und in dessen chronologischer Tabelle,
wie deren eingehende Prüfung zeigte, 4) eine Reihe von unrichtigen Ang-aben

Polyklet und seine Schule (1902) IOI ff. mann gegenüber betont Felix Jacoby, Apollodors

2) Die Quellen der Kunstgeschichte des Plinius Chronik 30, 36.

14 ff. 4) Robert a. a. O. 39 ff. Die Versuche Kalk-

3) Darauf hat bereits Robert, Archäologische manns a. a. O. 40 ff., Plinius’ Fehler zu erklären,
Märchen 46 ff. hingewiesen und es neuerdings Kalk- wirken nicht iiberzeugend.
 
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