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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 13.1910

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Schober, Arnold: Zu den Friesen der delphischen Schatzhäuser, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.45358#0284

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Zu den Friesen der delphischen Schatzhäuser.

Heberdey hat in den Athen. Mitt. 1909 S. 145 f· die
von Homolle zur Rekonstruktion des Knidierschatz-
hauses verwendeten Friesblöcke mit einleuchtenden
Gründen auf zwei verschiedene Gebäude, die Schatz-
häuser von Knidos und Siphnos verteilt. Seine Er-
gebnisse für die Rekonstruktion des Siphnierthesaurus
glaube ich auf Grund genauer Messungen an der
vollständigen Reihe der Gipsabgüsse im Grazer
archäologischen Institut in einem Punkte berichtigen
zu können. Ich lege diese Bemerkungen vor in der
Hoffnung, daß sie zu einer Nachprüfung an den
Originalen anregen werden.
Heberdey verwendet zur Herstellung der einen
Schmalseite des Siphnierfrieses den auf beiden Seiten
vollständig erhaltenen Friesblock Fouilles de Delphes
IV pl. VII/VIII2, der nach seiner Deutung Artemis
darstellt, wie sie, vom Wagen steigend, sich anschickt
einen Pfeil auf Tityos abzusenden. Diese Deutung
ist von allen bisher’vorgebrachten die ansprechendste,
doch bietet sie keine ausreichende Grundlage für die
Berechnung der Länge der Schmalseite; das von
Heberdey angenommene Maß von 4m kann vielmehr
nur als ungefähre Schätzung gelten. Zu einem zuver-
lässigeren Ergebnis führt, wie ich glaube, die Be-
rücksichtigung des auffälligen Höhenmaßes und der
deutlich gekrümmten Oberkante dieses Werkstückes.
Sämtliche Platten des Knidier- wie des Siphnier-
frieses haben gleiche Höhe, mit alleiniger Ausnahme
zweier Blöcke, des eben erwähnten und des Eck-
blockes, auf dem Athena vom Wagen oder auf den
Wagen steigend dargestellt ist (Fouilles IV, pl.
VII/VIII1). Schon Homolle hat auf diese Höhen-
differenz ausdrücklich hingewiesen, indem er (Bull, de
corr. hell. 1896 p. 586)bemerkte, daß die zwei genannten,
von ihm der Westseite des Knidierschatzhauses zu-
geteilten Friesblöcke bis zu O'68m hoch seien, während
alle übrigen Blöcke eine mittlere Höhe von 0^645m
aufwiesen. Zwei Jahre vorher hatte er in seinem
Verzeichnis der Friesplatten (Bull, de corr. hell. 1894
p. 189 f.) die Höhe aller Platten mit Ausnahme jener
beiden zu O-64m, die Höhe des Artemisblockes rechts
zu O‘645m, links zu O’68m, die des Athenablockes
rechts zu o'6ym, links zu O’64m angegeben. Eine
Erklärung für diese Höhenunterschiede und den un-
regelmäßigen Schnitt der Oberkante hat Homolle
nicht gegeben. Durch H. Schrader darauf hinge-
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XIII Beiblatt.

wiesen, daß diese Unregelmäßigkeiten auf eine Kurvatur
der Oberkante des Frieses hinführen, habe ich an sämt-
lichen Platten die Höhe genau nachgemessen, indem
ich durchweg diejenigen Teile für die Messung wählte,
an denen sowohl die Lagerfläche wie die Oberkante
unversehrt erhalten undweder ergänzt noch verschmiert
sind. Alle solche Ausbesserungen ließen sich an den
Abgüssen mit Sicherheit erkennen. Es ergab sich,
daß das Höhenmaß sämtlicher Platten mit Ausnahme
der beiden erwähnten von dem von Homolle ange-
gebenen Maß von o-64m nur selten und dann nur
um einen minimalen Betrag von I bis 2mm abweicht.
Daraus wird man den Schluß ziehen dürfen, daß die
Gipsabgüsse die Größe der Originale genau wieder-
geben. Sollte aber vielmehr das von Heberdey a. a. O.
S. 161 angegebene Höhenmaß von O‘035m richtig
sein, so würde man annehmen müssen, daß die Ab-
güsse durch das Treiben des heißen Gipses unmittelbar
nach dem Guß um einige Millimeter vergrößert worden
sind, jedoch mit solcher Gleichmäßigkeit, daß sämt-
liche Maße, besonders die für die vorliegende Frage
wichtigen der beiden höheren Platten, als relativ
richtig, wenn auch um einige Millimeter zu groß
gelten müßten.
Die Höhe der Artemisplatte läßt sich an den
beiden Seitenkanten mit völliger Genauigkeit nicht
mehr feststellen, da zwar die Oberkante des Blockes
fast tadellos erhalten, das untere Auflager aber je
zu einem Drittel links und rechts ergänzt ist. Immerhin
kann das wirkliche Maß nur um ein Geringes von
dem von mir gemessenen abweichen: rechts O‘685m,
links O’688ra. Meine Messung stimmt links mit
Homolles Angabe (o'68m) fast genau überein, rechts
übersteigt sie sein Maß (o-645m) unl O’O4m. Bei dieser
Sachlage kann die Differenz nicht auf einen Fehler
des Abgusses zurückgehen, vielmehr muß in Homolles
Angabe ein Meß- oder Druckfehler enthalten sein.
Mit völliger Sicherheit läßt sich die Plattenhöhe in
einer Entfernung von O'6l5 ra links vom rechten Rande
messen, da hier Standfläche wie Oberkante unversehrt
sind: o-69lm. Die sich aus den angegebenen drei
Maßen ergebende leichte Krümmung der Oberkante
ist dem Auge deutlich wahrnehmbar. Wir haben sie
noch auffälliger gemacht, indem wir ein Richtscheit
an die Endpunkte der Oberkante anlegten; da zeigte
es sich deutlich, daß die Oberkante in einer sanft

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