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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 13.1910

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Heberdey, Rudolf: Neue Untersuchungen an der Nikebalustrade
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https://doi.org/10.11588/diglit.45358#0286

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Neue Untersuchungen an der Nikebalustrade.1)

Eingehendes Studium der bisher bekanntenBruch-
stücke der Nikebalustrade, veranlaßt durch P. Kabba-
dias’ mittlerweile durchgefiihrte Absicht einer Neu-
aufstellung, ermöglichte mir, in den beiden Akropolis-
museen eine Anzahl bisher unerkannt gebliebener
Fragmente ausfindig zu machen, sowie eine Reihe
neuer Zusammensetzungen vorzunehmen
und schließlich in der Südmauer des Pyr-
gos eine o-8om breite und ebenso hohe
neue Platte zu entdecken und herausziehen
zu lassen (Fig. 23). Schon als Bereicherung
des leider so spärlichen Bestandes wertvoll,
wurde sie es doppelt dadurch, daß sie meine
aus anderen Erwägungen schon vorher
aufgestellten Vermutungen über das Kom-
positionsprinzip des Ganzen in erfreulich-
ster Weise bestätigte.
Ältere2) und neue Zusammensetzun-
gen erlauben nämlich sicherer und in
größerer Zahl, als dies Kekule im Jahre
1881 möglich gewesen, einzelne Platten
einer bestimmten Stelle oder doch Seite
zuzuweisen.
Weiter zeigt eine Durchmusterung der
vorhandenen Fragmente, daß sie sämtlich
in vier bzw. fünf Hauptmotiven unterzu-
bringen sind: 1. Athena als Zuschauerin
sitzend, 2. Niken, durchgängig stehend oder
schreitend, beschäftigt mit Schmückung
griechischer und 3. persischer Tropaeen
oder 4. der Darbringung eines Rinder-
und 5· Räucher(?)opfers.
Jede dieser Handlungen läßt sich drei¬
mal, im einzelnen fein variiert, in den Grund-
zügen identisch dargestellt nachweisen —
das anfänglich fehlende dritte Rindopfer
hat die neugefundene Platte nachgeliefert.
Athena sitzt und blickt je einmal nach rechts
und links, das dritte Mal sitzt sie nach rechts, wendet
aber den Oberkörper nach links zurück. Dem ent-
spricht, daß das Rinderopfer zweimal in Vorbereitung
begriffen nach rechts bzw. links bewegt, das dritte

Mal im Vollzüge und ohne bestimmte Bewegungs-
richtung dargestellt ist. Die nach rechts schauende
Athena bildet den Ostabschluß der Nordseite, die
rechts hin sitzende, aber nach links zurückgewendete
hat auf den Stufen der Westseite vor der Tempelmitte
gestanden, die nach links sitzende darf also zuver-

23: Nike mit Stier von dei- Nikebalustrade.
sichtlich an das Ostende der Südseite verwiesen werden.
Danach kann kein Zweifel sein, daß die neue,
nach links bewegte Darstellung des Rinderopfers
(nebenbei sei bemerkt, daß das Opfertier deutlich
als Stier gekennzeichnet ist) auf die Nordseite, das


1) Wiederholt aus den Verhandlungen der 50. in Graz 1909 S. I2off.
Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner 2) Vgl. Yorke J. H. St. XIII 272f.
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