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Neues Fragment der Auguralfasten.
Das beistehend (Fig. 156) abgebildete Fragment
einer Tafel aus grauem italischen Marmor (O-I2m h.,
o'O52m d.) tauchte anfangs vorigen Jahres
im römischen Kunsthandel auf. Herrn Dr. Ludwig
Pollak gebührt das Verdienst, das unscheinbare aber
historisch nicht uninteressante Stück vor Verschlep-
pung bewahrt zu haben, indem er es erwarb und dem
Museo Nazionale delle Terme Diocleziane zum Ge-
schenk machte. Dank seinem freundlichen Entgegen-
kommen habe ich das Original selbst untersuchen
können, auch bin ich ihm für die wohlgelungene
Photographie, nach der unser Faksimile an gefertigt
ist, verpflichtet.
Das Fragment enthält acht Zeilen in guter^ wenn
auch flüchtiger scriptura actuaria der frühen Kaiser-
zeit (Buchstabenhöhe 6—7mm). Schon nach Schrift-
charakter und Disposition der Zeilen kann es keinem
Zweifel unterliegen, daß wir es mit der Liste eines
Priesterkollegiums zu tun haben, und zwar reichen
die vorkommenden Konsulate so hoch hinauf, daß
nur an eines der vier großen altrepublikanischen
Kollegien gedacht werden kann. Unter diesen wieder-
um kann nur das eine in Betracht kommen, von
dessen Fasten wir bereits mehrere Bruchstücke be-
sitzen, die Augures.
Die bisher bekannt gewordenen Fragmente der
Auguralfasten sind:
1. Fragment gefunden l8 II auf dem ForumRoma-
num, nel costruire una chiavica ehe daltempio d’Anto-
nino e Faustina, toccando quello di Castore e Pol-
luce, volta verso la colonna di Foca. Enthält in
12 Zeilen den Schluß des Verzeichnisses der ersten
Dekurie (mit Notizen z. d. J. 666/88, 714/40, 760/7
n. Chr.), und den Anfang der decuria secunda. S.
CIL VI 1976; CIL I2 p. 60 η. III b.
2. Kleines Stück von sechs Zeilen mit Notizen
z. d. J. 631/123, 666/88, gefunden 1884 im Atrium
Vestae. Nicht mit η. I zusammenschließend, also zu
einer späteren Dekurie —- der zweiten bis neunten —
gehörig. S. CIL I2 p. 60 n. Illa; CIL VI n. 32318.
3. Fragment gefunden 1899 bei der Regia, vom
oberen Rande der ganzen Tafel. Enthält einen un-
bedeutenden Rest der Überschrift (. . . AR.IOS' C . . .)
in größeren Lettern, und Reste zweier Kolumnen.
Die zweite Kolumne (sechs Zeilen) enthält den Anfang
einer der letzten Dekurien, wahrscheinlich der achten
(Notizen z. d. J. 454/300 und 495/259 resp. 494/260).
Von der ersten Kolumne sind nur unbedeutende
Reste übrig. S. Gatti, Notizie degli scavi 1899
p. 489; Hülsen, Klio II 275 f.
156: Fragment der Auguralfasten.
Diesen Stücken reiht sich als viertes das neu-
gefundene an; ich setze den Text mit den sicheren
Ergänzungen her:
Z. 1-3:
Sp. Poslu\mius A. f. P. nepos Albus [Regillensis
cooplatus
L. L^ucretio T. f. Tricipitino, T. V[eturio Gemino
cos.
post R^oinaui) ctpndiiam) au(uo) CCLXX[xxi
a. u. c. 292 Varr.
Die Ergänzung des Namens in Z. I wird durch
das Kognomen und die Filiationsnote sichergestellt.
Der Kooptierte ist der Konsul von 288/466, De-
cemvir legibus scribundis 303/451 (Livius III, 2. 31;
Dionys. IX, 60. X, 52. 54; Diodor XI, 75 etc.),
Gründer des Semo-Sancus-Tempels auf dem Quirinal
(Dionys. IX, 60; Ovid fast. VI, 212; vgl. Hülsen-
jordan, Topographie I, 3 S. 400). Er lebte noch
i. J. 308/446 (Livius III, 70). Vgl. Haackh bei Pauly,
RE V, 1935- Daß die Priesterlisten nicht nach
der Varronischen, sondern der kapitolinischen Ära
zählen, ist bekannt.
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Neues Fragment der Auguralfasten.
Das beistehend (Fig. 156) abgebildete Fragment
einer Tafel aus grauem italischen Marmor (O-I2m h.,
o'O52m d.) tauchte anfangs vorigen Jahres
im römischen Kunsthandel auf. Herrn Dr. Ludwig
Pollak gebührt das Verdienst, das unscheinbare aber
historisch nicht uninteressante Stück vor Verschlep-
pung bewahrt zu haben, indem er es erwarb und dem
Museo Nazionale delle Terme Diocleziane zum Ge-
schenk machte. Dank seinem freundlichen Entgegen-
kommen habe ich das Original selbst untersuchen
können, auch bin ich ihm für die wohlgelungene
Photographie, nach der unser Faksimile an gefertigt
ist, verpflichtet.
Das Fragment enthält acht Zeilen in guter^ wenn
auch flüchtiger scriptura actuaria der frühen Kaiser-
zeit (Buchstabenhöhe 6—7mm). Schon nach Schrift-
charakter und Disposition der Zeilen kann es keinem
Zweifel unterliegen, daß wir es mit der Liste eines
Priesterkollegiums zu tun haben, und zwar reichen
die vorkommenden Konsulate so hoch hinauf, daß
nur an eines der vier großen altrepublikanischen
Kollegien gedacht werden kann. Unter diesen wieder-
um kann nur das eine in Betracht kommen, von
dessen Fasten wir bereits mehrere Bruchstücke be-
sitzen, die Augures.
Die bisher bekannt gewordenen Fragmente der
Auguralfasten sind:
1. Fragment gefunden l8 II auf dem ForumRoma-
num, nel costruire una chiavica ehe daltempio d’Anto-
nino e Faustina, toccando quello di Castore e Pol-
luce, volta verso la colonna di Foca. Enthält in
12 Zeilen den Schluß des Verzeichnisses der ersten
Dekurie (mit Notizen z. d. J. 666/88, 714/40, 760/7
n. Chr.), und den Anfang der decuria secunda. S.
CIL VI 1976; CIL I2 p. 60 η. III b.
2. Kleines Stück von sechs Zeilen mit Notizen
z. d. J. 631/123, 666/88, gefunden 1884 im Atrium
Vestae. Nicht mit η. I zusammenschließend, also zu
einer späteren Dekurie —- der zweiten bis neunten —
gehörig. S. CIL I2 p. 60 n. Illa; CIL VI n. 32318.
3. Fragment gefunden 1899 bei der Regia, vom
oberen Rande der ganzen Tafel. Enthält einen un-
bedeutenden Rest der Überschrift (. . . AR.IOS' C . . .)
in größeren Lettern, und Reste zweier Kolumnen.
Die zweite Kolumne (sechs Zeilen) enthält den Anfang
einer der letzten Dekurien, wahrscheinlich der achten
(Notizen z. d. J. 454/300 und 495/259 resp. 494/260).
Von der ersten Kolumne sind nur unbedeutende
Reste übrig. S. Gatti, Notizie degli scavi 1899
p. 489; Hülsen, Klio II 275 f.
156: Fragment der Auguralfasten.
Diesen Stücken reiht sich als viertes das neu-
gefundene an; ich setze den Text mit den sicheren
Ergänzungen her:
Z. 1-3:
Sp. Poslu\mius A. f. P. nepos Albus [Regillensis
cooplatus
L. L^ucretio T. f. Tricipitino, T. V[eturio Gemino
cos.
post R^oinaui) ctpndiiam) au(uo) CCLXX[xxi
a. u. c. 292 Varr.
Die Ergänzung des Namens in Z. I wird durch
das Kognomen und die Filiationsnote sichergestellt.
Der Kooptierte ist der Konsul von 288/466, De-
cemvir legibus scribundis 303/451 (Livius III, 2. 31;
Dionys. IX, 60. X, 52. 54; Diodor XI, 75 etc.),
Gründer des Semo-Sancus-Tempels auf dem Quirinal
(Dionys. IX, 60; Ovid fast. VI, 212; vgl. Hülsen-
jordan, Topographie I, 3 S. 400). Er lebte noch
i. J. 308/446 (Livius III, 70). Vgl. Haackh bei Pauly,
RE V, 1935- Daß die Priesterlisten nicht nach
der Varronischen, sondern der kapitolinischen Ära
zählen, ist bekannt.