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Omnibus — 1932

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Curjel, Hans: Krolloper
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https://doi.org/10.11588/diglit.62261#0027
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Strawinsky’s „Oedipus Rex“

Biihnengestaltung von Dülberg
Aus dem Kunstblatt

KROLLOPER
VON HANS CURJEL
Was setzen alle freien Geister seit Richard Wagners Angriffen auf Meyerbeer, seit
Nietzsches Attacke auf Wagner, seit Adolphe Appias idealistischem Reinigungsversuch,
seit Gustav Mahlers heroischem Kampf gegen den Schlendrian der falschen Tradition —
was setzen die freien Geister an der Oper aus?
Den falschen Schein, die hohle Pathetik, die erstarrte, leblose Konvention, die plumpe,
aufdringliche Pracht, das aufgedonnerte Bühnenbild (gleichgültig ob naturalistisch, phan-
tastisch oder expressionistisch dekoriert; auf jeden Fall „dekoriert“), die geleckte,
gebügelte Kostümierung, die abgebrauchten Stellungen und Gesten, die segelnden Arm-
bewegungen, die „neckische Dramatik“, das falsche Vordrängen des Sängerischen (dessen
Vollendung sich von selbst verstehen müßte), die Vernachlässigung des von innen
gebundenen Schauspielerischen — man kann diese Reihe ad infinitum fortsetzen.
Folge dieser Situation: die freien Geister und mit ihnen die Jungen sind von tiefem
Mißtrauen gegen die Oper erfüllt. „Opernhaft“ ist ein weit verbreitetes Schimpfwort
für Talmi-Aufmachung und für schlechtes Benehmen.

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