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Omnibus — 1932

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von Sydow, Eckart: Die Primitiven-Sammlung von Eduard von der Heydt
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https://doi.org/10.11588/diglit.62261#0114
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DIE PRIMITIVEN-SAMMLUNG EDUARD VON DER HEYDT
ist in mehr' als einer Hinsicht bedeutungsvoll. In der Geschichte des
deutschen Sammlertums bildet sie inmitten von Liebhabern alter und
neuer Kunst das einzige Dokument für das Interesse eines Privat-
sammlers für die Kunst der Naturvölker. Während das Ausland, vor
allem Frankreich, längst den Mangel großer ethnographischer Museen
an Kunstwerken durch sorgsam ausgewählte Kollektionen privaten
Besitztums ausgeglichen hat, kennzeichnet die deutschen Kunstfreunde
eine betonte Zurückhaltung auf diesem Gebiet, die allzulange währt.
Baron von der Heydt nimmt hier eine exzeptionelle Stellung ein, von
der man vorbildlichen Einfluß erhoffen möchte.
Der Impuls seiner Sammlung war religiöser und künstlerischer, nicht
etwa völkerkundlicher Art, — auch die erotische Atmosphäre, in der
die Werke der Naturvölker sich erzeugen, hat als anziehendes Moment
sicher mitgesprochen. Von besonderer Bedeutung scheint uns die be-
tonte künstlerische Bewertung. Verschwistert mit einem lebhaften Inter-
esse für Werke der indischen und ostasiatischen Hochkultur bekräftigt
der Enthusiasmus dieses den Naturvölkern zugewandten Sammlertums
auf eindringlichste Weise den Anspruch der Primitiven auf kunst-
geschichtliche Betrachtung, die ihnen so lange, vorenthalten wurde und
ihnen erst neuerdings zuteil wird. Diese Sammlung stellt ein kleines
Privat-Museum dar, dessen Tendenz uns auf eine schmerzliche Lücke
im offiziellen Museumsbetrieb hinweist: das oft vermißte Museum der
Kunst der Naturvölker, hier ist es, abseits von allzu ethnographischem
Einschlag, geschaffen worden. Privatinitiative weist den neuen Weg.
Freilich erst in den Grundzügen. Die an sich fast universale Anteil-
nahme hat in äußeren Bedingtheiten ihre Begrenzung gefunden. Der
Mangel an ausgedehnten Räumlichkeiten zum Aufstellen der Plastiken,
die Seltenheit hervorragender Stücke auf dem Markt, sie machen sich
ebenso hemmend geltend, wie schließlich nicht zum wenigsten der Um-
stand, daß alle Stücke der Sammlung auf Reisen, die im Dienste eines
anderen Berufs standen, erworben wurden.
Eckart von Sydow (vergl. S. 101)
 
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