Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Omnibus — 1932

DOI Heft:
Domgörgen, Hein: Die kölnische Schule oder von Meister Wilhelm bis Meister Hein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62261#0157
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Max Ernst „Loplop“, Mauerbild 1931
(Aus dem Kunstblatt)

DIE KÖLNISCHE
SCHULE
ODER VON
MEISTER WILHELM
BIS MEISTER HEIN.
VON HEIN DOMGÖRGEN


Max Ernst:
Sein Sohn Jimmy 1931

Unter der Kölner Schule wird die Folge von Malern
verstanden, die vom 14. bis Ende des 16. Jahrhunderts
in Köln tätig waren. Dr. Heribert Reiners schreibt
in seinem Werke „Die Kölner Malerschule“, daß sie
fast alle untereinander. durch eine bestimmte Kunst-
richtung verbunden sind und viefach im Verhältnis
von Lehrer und Schüler stehen. Und so ähnlich, wie es
mit den Kölner Malern der alten Zeit war, so ähnlich
ist es heute mit den Kölner Boxern. Wir sind alle
durch eine bestimmte Sportgesinnung verbunden und
stehen vielfach im Verhältnis von Lehrer und Schüler

zueinander. Was für die Maler Meister Wilhelm gewesen ist, ist für uns ein
Schüler des englischen Boxkünstlers Capt. Jack Slim, Ludwig N e e k e, der in seiner
ausgezeichneten Amateurschule ein ganz seltener Lehrmeister ist. Wir verdanken den
zweckmäßigen Boxstil, Wertlegen auf technische Vollkommenheit und Herausarbeiten
boxerischer Feinheit ihm und unserem rheinischen Temperament und ebenso unsere An-
griff sfreudigkeit, der allerdings jene mitreißende Wildheit ungehemmten Vernichtungs-
willens, aber auch die kalte Verteidigung fehlt. Die ersten Kölner Boxer, wie Beyerlein,
Urban Graß, Höhl stürzten sich mit größter Bravour in den Kampf, nur um die Fäuste
fliegen zu lassen. Da trat eine Änderung ein. Einer der größten Könner aller deutschen
Boxer, Fritz E n s e l, kam, ebenso wie ich selber, mit strategischen Plänen in den Ring. Es
ging uns darum, die Schwächen des Gegners auszunutzen und ihn durch eigene Fehler
planmäßig kaputt zu machen. Also eine Strategie, wie sie Stabsoffizieren auf der Kriegs-
akademie beigebracht wird. Dafür ist nun ein Höchstmaß von Konzentration und
Beherrschung aller boxerischer Mittel nötig. Überlegung tritt an die Stelle von blindem
Eifer, Studium der Kampfbilder und fleißige Selbstarbeit mußten uns dabei helfen.
So kommt es, daß boxtechnische Kunst über rohe Kraft und Leidenschaft siegen konnte.
Das Publikum erkannte dann auch sehr bald den Wert dieser Methode, und ein Kampf,
in dem der kleine Fränzchen D ü b b e r s die Runden durch im Ring steht, und gibt’s
vor- und nachher ein K. o. der schwersten Kanonen ~i'), bleibt dem Publikum oft als

*) Welch ein Segen, daß der blonde Hans, als geschickter Regisseur des Abends, schnell als Abschluß und zur Besänftigung
der Gemiite' die beiden kleinen Leichtgewichtsmeister, den beliebten Kölschen Jung Franz Diibbers und den famosen Ungarn
Sandor, aufeinander losließ! Die beiden lieferten sich einen Fight, daß die Herzen schneller schlugen. Alles jubelte und tobte.
Vergessen war der Groll und Ärger. Zwischenrufe wie: Camera soll zusehen! Gilhring auch! fanden lebhafte Zustimmung des
Hauses. »B-
 
Annotationen