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Koninklijke Nederlandse Oudheidkundige Bond [Hrsg.]
Oudheidkundig jaarboek — 3. Ser. 3.1923

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Goldschmidt, Adolph: Holländische Miniaturen aus der ersten Häflte des 15ten Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.19960#0032
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26

HOLLANDISCHE MINIATUREN AUS DER

ihren Initialen Materiën besitzt, die auf das engste mit dem Stil des Claes Brouwer
verwandt sind.

Der zweite Maler des Leidener Gebetbuches, der die Passionscenen ausführte,
bildet in seinem Realismus und in seiner Erweiterung des Raumes geradezu einen
Gegenpol zum ersten mehr reliefsmafiigen. Für seine Beurtheilung ist aufier dem von
Byvanck bisher angeführten Material von besonderer Wichtigheit das Gebetbuch
der Katharina von Kleve im Besitz der Herzogs von Arenberg, auf das mich Herr
Dr. Winkler aufmerksam machte. ') Abb. 9.

Hulin nimmt an, dass es, da die Prinzessin
noch jung dargestellt ist, 1430 bei Gelegenheit
ihrer Hochzeit mit dem Herzog von Geldern
angefertigt sei. Der Maler ist nach allen Ein-
zelheiten identisch mit dem des Leidener

Afb. 7. Brüssel Bibl. Royale Bibel 9018/23.

Afb. 8.

Gebetbuches. Wir finden nicht nur denselben Gesammteindruck im Verhaltniss
der Figuren zur Landschaft, sondern auch die gleichen Typen, dieselben dünn-
fingerigen beweglichen Hande, dieselbe Behandlung des Erdbodens mit ganz
entsprechenden Krautern. Auffallende Einzelheiten stimmen überein wie das
schmale Schleiertuch, das bei Kreuzabnahmen und Beweinungen über dem Kreuz-
balken symmetrisch aufgehangst ist, oder den Hügel mit einer kleinen Mühle im
Hintergrund verschiedener Szenen. Auch wiederholt sich immer der Bildrahmen,
dessen innere Grenzlinie in der Mitte aller Seiten wie von einem Faden umwunden ist.

Nach Byvancks LTntersuchung kann das Leydener Gebetbuch frühestens 1439
entstanden sein, was für die 10 Jahre frtihere Datierung der Arenberg-Handschrift
ein weinig Mistrauen hervorruft. Andrerseits aber ist der Meister offenbar schon vor

’) Es befand sich 1904 auf der Düsseldorfer Ausstelling als Nr. 564 und ist dort von
Bruckmann in München ausführlich photographiert worden. Vgl. auch G. Hulin im Buil. de 1’ Academie
Royale d’ Archéologie de Belgique 1911.
 
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