Schwartau anführen, daß das einfache Gitterwerk des Fensters
im Tor durch ein Relief ersetzt wird, eine Darstellung des
heiligen Christophorus. Ein junger Eichbaum mit allerliebsten
Eicheln daran dient dem Riesen als Stab. Nur daß der Engel-
chor auf drei Engel zu Jesu Häupten zusammengeschmolzen
ist, widerspricht scheinbar dem Streben nach reicherer Aus-
gestaltung. Aber der Künstler war mit der ganzen Engelkette,
die er aus einer einfachen Darstellung wie der in Anklam auf
die dreiteilige hinüber nahm, etwas in Verlegenheit gekommen.
Ein einheitliches Ganzes war sie nun nicht mehr: in Ratze-
burg gehören die zwei Engelchen links über dem Torgiebel der
Kreuztragung an, auf die sie herabschauen, die folgenden fünf
der Kreuzigung; die drei letzten schließlich umschweben den
Auferstandenen. Zwei wenden sich ihm auch anbetend zu, das
dritte, mittelste, hat sich bei der Wahl zwischen dem gekreu-
zigten und dem auferstehenden Heiland für ersteren entschieden
und ist nach der Mitte hin gerichtet. So ist die Reihe gespal-
ten. Der Wunsch, den Kruzifixus als gegebenen Mittelpunkt
durch die Engel wieder stärker zu betonen, hat den Meister
also veranlaßt, sein Lieblingsmotiv zu opfern.
Endlich ist der Schweriner Altar als Abschluß unserer
Reihe zugleich die Höchstleistung in jeder Beziehung. Zunächst
kompositionell: Die abweichende Szenen-Auswahl rechts hat
dem Künstler Gelegenheit gegeben, auf fester Grundlage — denn
eine solche bietet der Höllenschlund mit den solide gebauten
Heizöfen — das Grab Christi als massiven Rundbau zu er-
richten. Dadurch wird ein sehr glückliches Gegengewicht zu
dem Tor von Jerusalem auf der anderen Seite hergestellt, wie
es den zwei vorhergehenden Reliefs fehlt. Am oberen Bildrande
tritt der Engelchor wieder vollzählig in seine Rechte ein; denn
jetzt versteht es der Meister, seinem Kruzifixus trotz der Ge-
samtkette, ja gerade durch sie einen Akzent zu verleihen: Die
Schwingen aller Englein, fächerförmig ausstrahlend, lenken die
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im Tor durch ein Relief ersetzt wird, eine Darstellung des
heiligen Christophorus. Ein junger Eichbaum mit allerliebsten
Eicheln daran dient dem Riesen als Stab. Nur daß der Engel-
chor auf drei Engel zu Jesu Häupten zusammengeschmolzen
ist, widerspricht scheinbar dem Streben nach reicherer Aus-
gestaltung. Aber der Künstler war mit der ganzen Engelkette,
die er aus einer einfachen Darstellung wie der in Anklam auf
die dreiteilige hinüber nahm, etwas in Verlegenheit gekommen.
Ein einheitliches Ganzes war sie nun nicht mehr: in Ratze-
burg gehören die zwei Engelchen links über dem Torgiebel der
Kreuztragung an, auf die sie herabschauen, die folgenden fünf
der Kreuzigung; die drei letzten schließlich umschweben den
Auferstandenen. Zwei wenden sich ihm auch anbetend zu, das
dritte, mittelste, hat sich bei der Wahl zwischen dem gekreu-
zigten und dem auferstehenden Heiland für ersteren entschieden
und ist nach der Mitte hin gerichtet. So ist die Reihe gespal-
ten. Der Wunsch, den Kruzifixus als gegebenen Mittelpunkt
durch die Engel wieder stärker zu betonen, hat den Meister
also veranlaßt, sein Lieblingsmotiv zu opfern.
Endlich ist der Schweriner Altar als Abschluß unserer
Reihe zugleich die Höchstleistung in jeder Beziehung. Zunächst
kompositionell: Die abweichende Szenen-Auswahl rechts hat
dem Künstler Gelegenheit gegeben, auf fester Grundlage — denn
eine solche bietet der Höllenschlund mit den solide gebauten
Heizöfen — das Grab Christi als massiven Rundbau zu er-
richten. Dadurch wird ein sehr glückliches Gegengewicht zu
dem Tor von Jerusalem auf der anderen Seite hergestellt, wie
es den zwei vorhergehenden Reliefs fehlt. Am oberen Bildrande
tritt der Engelchor wieder vollzählig in seine Rechte ein; denn
jetzt versteht es der Meister, seinem Kruzifixus trotz der Ge-
samtkette, ja gerade durch sie einen Akzent zu verleihen: Die
Schwingen aller Englein, fächerförmig ausstrahlend, lenken die
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