zarten Wirkung. Er wird richtig totgeschlagen. Und das kann'
früher nicht viel anders gewesen sein. Denn rechnet man auch,,
daß sein Zustand jetzt ein bischen verwahrlost ist und das
Relief früher besser zur Geltung kam: es hat von Anfang durch
die Beschränkung seiner Farben nur einen gedämpften Klang
dem starken Akkord dieser Flügel entgegen zu setzen gehabt.
War es früher frischer in der Bemalung und in seiner feinen
Form vollständig erhalten, so waren die Flügel damals auch
von noch weit strahlenderer Pracht. Da nun unser Künstler
innerhalb der Reliefs trotz aller scheinbaren Ueberfüllung die
Gesamtwirkung wohl berücksichtigte, dürfen wir annehmen,
daß er auch den Eindruck des ganzen Altars keinesfalls außer
Augen ließ. Es ist schwer denkbar, daß er den plastischen
Uauptteil seines Werkes, auf den er eine solche Mühe und
Liebe verwandte, durch die leuchtenden Flügel um einen großen
Teil der Wirkung brachte. Andererseits läßt sich keine Vor-
stellung von den Flügeln gewinnen, die dieser Art Relief und.
dieser Farbenbehandlung in gleicher Weise entsprochen haben
könnten, wie die goldgrundigen Flügel den goldglänzendem
Schnitzereien L Und so möchte ich die Möglichkeit nicht aus-
schließen, daß gemalte Flügel überhaupt nicht vorbedacht
wyaren und daß sie erst — dem landläufigen Geschmack der
Stifter entsprechend2 — in einer lübischen Werkstatt für das
kostbar und fremdartig erscheinende Werk angefertigt wurden..
Der Maler hat sein Bestes geliefert. I'ie Gemälde sind von
großer Schönheit und noch heute von einer erstaunlichen Leucht-
kraft der Farben. Nur eines hat er nicht bedacht: Bücksicht
1 Man müßte denn etwa an in Steinimitation grau in grau gehaltene
Malereien denken wollen in der Art der beiden Johannes auf dem Genter
Altar der Brüder van Eyck oder der heiligen Dreieinigkeit des Meisters
von Flemalle.
- Der Wunsch, den Altaraufsatz zu verbreitern — vgl. Schwerin —
kann bei der kleinen Kapelle der Zirkelbruderschaft nicht so stark mit-
gesprochen haben wie die Gewöhnung.
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früher nicht viel anders gewesen sein. Denn rechnet man auch,,
daß sein Zustand jetzt ein bischen verwahrlost ist und das
Relief früher besser zur Geltung kam: es hat von Anfang durch
die Beschränkung seiner Farben nur einen gedämpften Klang
dem starken Akkord dieser Flügel entgegen zu setzen gehabt.
War es früher frischer in der Bemalung und in seiner feinen
Form vollständig erhalten, so waren die Flügel damals auch
von noch weit strahlenderer Pracht. Da nun unser Künstler
innerhalb der Reliefs trotz aller scheinbaren Ueberfüllung die
Gesamtwirkung wohl berücksichtigte, dürfen wir annehmen,
daß er auch den Eindruck des ganzen Altars keinesfalls außer
Augen ließ. Es ist schwer denkbar, daß er den plastischen
Uauptteil seines Werkes, auf den er eine solche Mühe und
Liebe verwandte, durch die leuchtenden Flügel um einen großen
Teil der Wirkung brachte. Andererseits läßt sich keine Vor-
stellung von den Flügeln gewinnen, die dieser Art Relief und.
dieser Farbenbehandlung in gleicher Weise entsprochen haben
könnten, wie die goldgrundigen Flügel den goldglänzendem
Schnitzereien L Und so möchte ich die Möglichkeit nicht aus-
schließen, daß gemalte Flügel überhaupt nicht vorbedacht
wyaren und daß sie erst — dem landläufigen Geschmack der
Stifter entsprechend2 — in einer lübischen Werkstatt für das
kostbar und fremdartig erscheinende Werk angefertigt wurden..
Der Maler hat sein Bestes geliefert. I'ie Gemälde sind von
großer Schönheit und noch heute von einer erstaunlichen Leucht-
kraft der Farben. Nur eines hat er nicht bedacht: Bücksicht
1 Man müßte denn etwa an in Steinimitation grau in grau gehaltene
Malereien denken wollen in der Art der beiden Johannes auf dem Genter
Altar der Brüder van Eyck oder der heiligen Dreieinigkeit des Meisters
von Flemalle.
- Der Wunsch, den Altaraufsatz zu verbreitern — vgl. Schwerin —
kann bei der kleinen Kapelle der Zirkelbruderschaft nicht so stark mit-
gesprochen haben wie die Gewöhnung.
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