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Diese Beziehungen zum burgundischen Kunstkreis klären'
Uebereinstimmungen unserer Reliefs mit anderen Werken auf,,
die kein bloßes Spiel des Zufalls sein können, für die auch der
gemeinsame Zeitstil eine genügende Begründung nicht abgibt,,
und die dennoch eine direkte Abhängigkeit nicht notwendig zu
verraten brauchen. Es ist mehrfach im Lauf der Untersuchung
auf Malereien der Soester Schule Meister Konrads Bezug ge-
nommen worden L Gerade Meister Konrads Kunst nun ist in
der burgundischen Malerei fest verankert. Es darf kaum mehr
bezweifelt werden, daß er selbst in Burgund gewesen ist2.
Auch daß jüngst die Frage aufgeworfen worden ist, ob die-
Reliefs der Werkstatt Meister Franckes einzureihen seien 3, findet
hier eine Erklärung. Mag man die Heimat Franckes in Westfalen4
1 Es stimmt mit unseren Reliefs überein; das Herausnehmen aus der
Gruppe der Trauernden beim Johannes, der mit gerungenen Händen zum
Kruzifixus aufblickt, das Charakterisieren der Schächer, (die auch in der-
selben Weise mit den Armen über dem Kreuzbalken befestigt sind), durch
ihre Mordwaffen, die Verwendung des Longinusmotivs, der Engelreichtum,
die ganz analoge Auffassung des Auferstehenden (Darup).
Um sich von der Verwandtschaft der Gesamtanlage zu überzeugen,
vergleiche man mit unsern Reliefs eine Abb. der Kreuzigung vom Altar
zu Nieder-Wildungen. (Mitteltafel bei H. Schmitz, die mittelalterliche
Malerei in Soest, Münster i. W. 1906, Taf. XIII u. XIV, Gesamtabb. des
Altars bei E. Löwe, das Altarbild in der Stadtkirche zu Nieder-Wildungen..
Meister Konrad v. Soest, Bad Wildungen 1909). Eine gewisse Aehnlichkeit
der Typen, wenigstens der Frauentypen, dürfte gleichfalls auffallen. Die
Männerköpfe hat unser Meister schärfer, eigenartiger herausgebracht. Auch
eine besonders feine Pflanzenbeobachtung darf man Meister Konrad und
seiner Schule nachrühmen. Man beachte dafür die Gänseblümchen in
Nieder-Wildungen, an deren zarten Blütenblättern die roten Spitzen nicht
vergessen sind, (Schmitz, a. a. 0. S. 131) die Lilien und Kornblumen in
Darup (Schmitz, a. a. 0. S. 140).
2 H. Schmitz, a. a. 0. S. 133. Burkhard Meier, a. a. 0. S. 69.
3 V. C. Habicht, Aus der Bildhauerwerkstatt Meister Franckes, Zeit-
schrift f. bildende Kunst 1915 S. 234.
4 Goldschmidt im Repert. f. Kunstw. XXI, 1898 S. 120; Hans Tietze,
ein Passionszyklus im Stifte Schlägl, Jahrb, des kunsthist. Instituts der
k. k. Zentralkommission in Wien 1913, S. 174ff. Auch eine kurze Bemer-
kung Schaefers, Führer durch das Mus. f. Kunst u. Kulturgesch. z. Lü-
beck 1915, S. 44.

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