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«in Ding, da? fünf eins sein soll und döch nur
!»«.em Widersinn, und Sie miisammt Ihrer Frau und
H existiren mithin überhaupt nicht."
Ivz k ,eser Beweisführung schaute der Kaufmann etwas
> orein. Er wußte offenbar nicht, wie ec erwiedern
es kam endlich halb unwillig heraus: „Das ist
^chte nun der Student, „das ist Unsinn.
«?"ch' daß wir uns so schnell verständigt haben.
N >Ar der Studiosus ruhig fort, „wir wollen eine
, nicht mit Scherzen und nur halb abthun.
^^oersprach macht man nur dann, wenn man einem
,j/'e Einheit und Vielheit ganz in derselben Beziehung
wenn man also behauptete, in Gott seien die drei
^."ur eine Person.
!kj^ wäre rin mathematischer Widerspruch. Aber es ist
d Widersinn, wenn man Einheit u. Vielheit einem We.
djx V verschiedener Richtung zulegt. Ebenso wie Sie
.>>hren in der Personenzahl fünf sind, im Zamilien-
y ems ohne Widerspruch, ebenso ist auch das höchste
«?"^er Personenzahl drei, in der Wesenheit aber
^-Widerspruch.
Kaufmann erwiderte darauf gar nichts ünd machte
Mi! als ob nun doch drei wirklich eins
,"^i wäre. Doch als der Zug gleich darauf in
rechten sich die beiden Herrn beim Abschied
tz."vdlich die Hand und es schien, als ob der Jünger
von seinem Zweifel geheilt ist.



Unbedachte Worte.
Wie manch ein Wort, das treu gemeint,
Hat doch ein fremdes Herz gekränkt,
Daß über dich es still geweint
Und deiner zürnend und gedenkt.
D Freund, trifft dich ein bitter Wort,
So wehr' dem Groll, der schnell erwacht,
In Liebe prüfe, glaube fort
Es war so böse nicht gedacht!

ei lk.j

Er hatte es so treu gemeint,
Er wollte mahnen, kränken nicht;
Wie ost ein Wort so bitter scheint,
Das liebend eine Seele spricht.

Ileberall,
, wmen, suchen sie zu lernen und etwas für ihr
^fahren, überall halten sie Augen und Ohren
, mir denn ein Kollege von mir, der ein
hatte, als Beleg für die „verkehrte E-Ziehung
tzjxs^der« folgendes kleine Erlebniß.
i mmer saß ich im Spüsesaal eeS CarortS H.
ew und zerrte einen Jungen nach sich, dem
N.Verdrießlichkeit auf dem Gesicht stand. Sie
Mz, > Th,?, Veu auf und setzte ihn dicht neben sich auf
>. - »L? an den Tisch."
* Willst du essen?" fragte sie den Langen.

-A^..Zleöer die Kindererziehung.
en sj^vngsschreiber sind gefährliche Leute.

„Ich mag nichts!" murmelte der Bube und versuche
seine« Stuhl vom Tische wegzurücken.
„Aber Kind, du sagtest doch, daß du etwas zu Essen
haben wolltest."
„Nein, ich Wik nicht."
„Du mußt mcht so sprechen," fuhr die Mutter fort und
legte ihm ein Stück Fleisch aus den Teller.
„Ich will, ich w ll das aber nicht," versetzte der Knabe
und warf das Stück Fleisch vom Teller.
„WaS willst du denn sonst?"
„Ich will Eingemachtes!"
„Eingemachtes ißt man nicht zuerst. Du willst wohl,
daß Mama dir ein Ei fertig macht?"
Die Dame machte das Ei zurecht und stellte eS im
Eier-Töpfchen dem Kmde auf den Teller.
„Ich will das n'cht," sagte der Bube und stieß daS
Töpfchen um, daß das Ei über den Tisch floß.
„Ich sollte dich dafür strafen, sagte die Mutter.
„Und zwar gründlich, das wäre ein Segen," versetzte
ein nahesitzender Reisender.
„Willst du denn etwas von diesem Kuchen?" fragte
die Frau nach einiger Zeit das Kind.
„Je!"
Die Mutter reichte ihm das verlangte Stück. DaS
Bürschchen aber nahm den Kucheu und warf ibn auf die
E de:
„Ich mag ihn nicht!" schrie er.
„Du unartiges Kind, ich sage es deinem Papa."
„Ich bin nicht unartig," versetzte der Kleine und stieß
mit der Gabel in das Tischtuch.
Da wurde mir da- Ding aber zu toll, erzäh le mein
College wüter, ich wandte mich an die Frau: „Madame,"
sagte ich, „warum zücht gen Sie den Jungen nicht ?"
Ader was geschah ? Zornig sprang die Angeredete auf
und rief: „Wis, mein Kind schlagt«? meinen Augapfel?
Wie können Sie es wagen, mir so wa- zuzumutheu?"
Die Tischgenossen sahen sich stumm einander an vor
Staunen über dieses wahnsinnige Benehmen.
„Nun, die ist polizeiwidrig dumm," unterbrach einer
die Sülle, „der ist nicht zu helfen."
Da erhob eine alte, graubehaarte F au, in deren Zü-
gen Kummer und Gram tiefe Falten eingegraben hatten,
ihre Augen und sagte:
„Ich meine, Madame, Sie thun Ihrem Jungen Unrecht;
wenn man einem Kinde solchen Trotz und so großen Leicht-
sinn erlaubt, muß eS zu Grunde gehen. Ihre Nachsicht ist,
wenn ich sagen darf, mißverstandene Güte. Ich tadelte mei-
nen ältesten Sohn, ich gab ihm auch, wenn'S noth that,
Schläge. Er starb u. ich faßte den Vorsatz, nie mehr den Ge-
horsam zu erzwingen. WaS war die Folge? Meine Er-
fahrung mit meinem jüngsten war genau dieselbe, wie die
Ihrige hier. Ich erlaubte ihm, meine Worte zu bekritteln
und als er heranwuchs, hatte ich ihm nichts mehr zu
befehlen. Dann verpraßte er mein Vermögen; ja manchmal,
wenn er mich an seinem Bette auf den Knieen liegen sah
nnd beten hörte, rief er mir zu, ich solle den Mund halten.
Er hätte mich an den Bettelstab gebracht, wenn er nicht
gestorben wäre. Ich hatte die Zuchtruthe gespart, da züch-
tigte ihn Gott, er starb — im Zuch'hause."
Die alte Frau neigte ihr greise- Haupt über den
Tisch und weinte. Allgemeine Stille. Alle B.icke hingen
an der Dame mit ihren verzogenen Buben.
Die aber stand auf, zuckte die Achseln, nahm ihren
Rangen, rauschte hinaus und setzte sich in einen andern
Saal.
„Dar habe ich im Curorte H. erlebt," fügte mein
College hinzu und trat an sein Pult.
 
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