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soll gleichsam ein Abglanz der Himmelskönigin sich bemerkbar
machen. Maria ist ihr Vorbild in Bezug auf Unschuld,
Treue, Sanftmuth. Milde und Liebe.
Und die Kinder sind der Eltern größt r Schatz. Sie
sind für den Himmel geboren; sie sind die Ebenbilder
Gottes, Miterben Jesu Christs. Jesus liebt sie und spricht:
„Lasset die Kleinen zu mir kommen, denn ihrer ist das
Himmelreich." — „Was ihr Einem aus meinen geringsten
Brüdern gethan, das habt ihr mir gethan."
So geadelt durch Jesum Christum steht die Familie
da. DaS Band der Liebe umschlingt sie. Wer ein gut>s
Weib besitzt, das er in der Furcht des Herrn bekommen
hat, kann sich darauf stützen, wie auf eine Säule. „Ein
Haus und Reichthümer können auch Eltern geben; eine
kluge Frau ist aber ein Geschenk vom Herrn."
Wenn in diesem heiligen, unauflösbaren Bündniß beide
Theile ein Herz und ein Sinn sind, wenn eines die Last
des Andern trägt, wenn nach dem Vorbilde der hl. Familie
alle Mitglieder von dem Geiste der Liebe und Unschuld und
Heiligkeit durchdrungen sind, dann läßt eS sich begreifen,
warum der Christ in der Ehe Friede, Ruhe und Freude
findet, warum eine fromme christliche Familie der Arche Noa
gleicht, in der man sicher und geschützt lebt, während draußen
Sturm und Verderben drohen; man begreift, warum die
Kirche, unsere gute Mutter, so sehr vor allem dem warnt,
war deuk hl. Hausstand Gefahr und Unglück bringen könnte,
warum sie unchristliche Ehen eben so sehr verabscheut, warum
in einer solchen Ehe unmöglich Glück und Einigkeit bestehen
können, warum der Segen und die Hoffnung des ewigen
Heiles für ganze Völker und Nationen größtentheils auf der
Grundlage der christlichen Familie beruht.

Kose und Aornen.
„Wo wächst die Rose von Dornen rein?"
Mein Kind, ich weiß es nicht:
Das kann keine Rose der Erde sein,,
Die nicht verwundet und sticht.
„Ich hätte die Rosen so gern, so gern;
Doch fürcht' ich mch vor Schmerz!
Drum steh' ich immer und bleibe fern.
Und Sehnsucht foltert mein Herz!"
Nicht also, Kind! greif' muth'g zu,
Und frisch in die Dornen hinein!
Den kleinen Schmerz nicht achte du,
Die Rose, die Rose sei dein!

Wie ein Knabe seinen Water bekehrt.
Ein ehrwürdiger Priester, der schon seit etlichen Jahren
von dieser Erde geschieden ist, erzählte mir einmal einen
merkwürdigen Fall aus seinem seelsorglichen Leben.
Er wurde nämlich zu einem sechsjährigen Knaben ge-
rufen. Der Vater de- Kinder ersuchte ihn gleich Anfangs,
seinen Unterricht auf das Nothwendige zu beschränken
und dem leicht empfänglichen Gemüthe des Kleinen keine
weiteren frommen Meinungen beizubringen, die ihn, wie er
sagte, nur sentimental und frömmelnd machen würden und

geiagr, oie,er «scyrag ganz surcyroar; er yarie rein». '
keine Religion, und kein Verständniß für göttlichr^FügE^
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dir er darum von 'ganzem Herzen verabscheue-
Worten glaubte der junge Geistliche entnehmen z» MM
daß er eS hier mit einem glaubenslosen Manne s Ai
habe, der zu dem Religionsunterrichte seines K"av' He
lich einer Vorschrift genügen wollte, auf die Reust die
aber keinerlei Werth legte. Mit den ernstesten
seiner priesterlichen Pflicht nach besten Kräften i
und jenen leichtfertigen Wünschen des Vaters, die
gänzlichen Mangel an Religions-Kenntnissen
konnten, keinerlei Beachtung zu schenken, begann der ? y
geistliche den Unterricht des Knaben.
Er fand in demselben einen ebenso klugen und
als aufmerksamen Schüler. Dann und wann warf er «ü
ein, die seinen Lehrer ordentlich befremdeten, so tm Klv
dacht, so gründlich gefaßt schienen sie ibm. Mit dem All
ständnisse seines Glauben- suchte der Priester "
dem Kinde Liebe zu Gott und Dankbarkeit für die
der Religion beizubringen. erMr
So verflossen mehrere Jahre. Der Vater ha^»
daß sein Sohn immer liebenswürdiger, immer strißrg"^M^
gehorsamer wurde, und hatte keinerlei Aeußerunaen ;
gemacht, daß er den Unterricht anders wünschte. Nu» <>s
Ludwig zur ersten hl. Communion vorbereitet werden. -
noch ehe er dazu kam, dieses hochheilige Sakrament ö
Pfangen, ging seine reine Seele nach nur kurzen L-wu
seinem Gott in den Himmel ein und ließ den Vater, "
Abgott der kleine Ludwig gewesen, in einem Zustand
Tod hatte sich so rasch eingestellt, ohne daß selbst der
die Gefahr ahnte, daß er sogar nicht einmal erst den "
Heiland zum ersten Male auf dem Sterbebette eMpw"^
konnte, wie eS sonst geschehen wäre. Den Vater tras,,.
gesagt, dieser Schlag ganz furchtbar; er hatte keinen^Gla^^ ,
keine Hoffnung auf ein Wiedersehen. Alle Vorstellunaen,""
Zusprüche, alle TrosteSworte wies er von sich, die Bett §
briefe riß er entzwei und warf die Fetzen in's Fmer; w"»
vermochte ihn aufzurichten.
Mehrere Monate gingen vorüber. In der See^ 5
reichen, einsamen Mannes war immer noch finstere
Der Religionslehrer des kleinen Ludwig hatte es mM
versucht, dem betrübten Vater nahe zu kommen, doch "
geblich. So blieb ihm nichts anders übrig, als für
beten und auch den kleinen seligen Liebling im Hnw"
hierzu aufzufordern. ,
Eines Tage- nun, so erzählte er mir, saß ich,
Studium der Sonntagspredigt vertieft, auf meinem Zin>"v
als ich klopfen hörte und auf mein lautes „Herein"
wigS Vater, Herr P., bei mir eintrat. Rasch war ich
entgegengeeilt, hatte seine Hand ergriffen, und sie warm u
innig gedrückt, was er ebenso kräftig erwiederte. Seit »f
traurigen Ereignisse war in seinem Aeußeren eine merkwu.
dige Veränderung mit ihm vorgegangen; der früher t
schöne blühende Mann stand jetzt ergraut, mit welken
und dem Ausdrucke unbeschreiblicher Wehmuth vor nur.
„Wir haben uns lange nicht mehr gesehen," begast"
er, und seine Stimme zitterte. ,,
„Ich habe desto mehr Ihrer gedacht, gnädiger Herr»
erwiederte ich, „und für S.e gebetet."
Ich hatte hierauf eine spöttische Bemerkung erwart« -
einen Ausruf deS Wiederwillens oder der Ungeduld —
Herr P. senkte das Haupt und schwieg. — Ich war unter
deß an mein Schreibpult gegangen und nahm ein vollste
schriebeneS Heft heraus. Die doppelten Linien und drae
kräftigen Striche verriethen sofort eine kindliche Schrift-

'ist
Trostlosigkeit, der an Verzweiflung grenzte, zurück-
„l
 
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