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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr. 4 (15. April 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0031
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.„Senket die Häupter



S t a t i st i li.


Ahern.
Durchbraust uns sein Feuer,
So schmilzt unser Sinu
Für euch mir getreuer,
Ihr Mägdlein, dahin!
Wir schwärmen von Kosen,
Von Minnen und Frei'n.
Gott schütze die Rosen
Am sonnigen Rhein!

Gegenwärtig arbeitet Prell an Entwürfen zur Ausmalung
des Hofes. Er will ihn durch die Gestalten und Thateu der
Nibelungeusage beleben, an deren Helden in Worms zur Zeit
noch kein Monument erinnert. A.

Eine interessante Statistik der russischen Zeitungen gibt
die Allgemeine Zeitung eins Grund amtlicher Angaben. Danach
betrug im Jahre 1882 die Zahl der im europäischen Rußland
nut Einschluß Finnlands erscheinenden Zeitungen, Anzeige-
blätter und Zeitschriften im Ganzen 776, wovon 197 ans St.
Petersburg, 97 auf Warschau, 75 ans Moskau, 36 ans Helsing-
fors, 23 ans Riga, 21 ans Tislis, 20 ans Kijew, 19 aus Odessa,
11 ans Kasan, 11 ans Charkow, 9 ans Reval, 8 ans Dorpat,
8 auf Mitan, 7 auf Uleaborg, 6 auf Abo, 6 auf Wilna, 6 auf
Woronesch, 6 ans Wiborg, 5 auf Kischenew, 5 ans Libau, 5 auf
Nischni-Nowgorod, 5 auf Saratow, je 4 auf andere 8 Städte,
je 3 auf andere 21 Städte, je 2 auf andere 38 Städte, je 1
auf andere 37 Städte kommen. Diese Blätter zerfallen nach
Sprachen in 514 russische, 81 polnische, 45 deutsche, 44 sinn-
ländische, 30 schwedische, 13 livländische, 10 esthländische, 10
armenische, 6 französische, 4 georgische, 2 tatarische, 2 lateinische,
2 hebräische, 1 englisches, 1 aserbeidschanisches, 1 russisch-deutsch-
französisches und 1 russisch-deutsches. — Zu der Bevölkerungs-
zahl der Hauptstaaten stellte sich die Anzahl der in denselben
erscheinenden Blätter im Jahre 1881 wie folgt: Das euro-
päische Rußland hatte rund 85 Millionen Bewohner und 776
Blätter; die Vereinigten Staaten 50 Millionen B. und 11,314
Bl.; das Deutsche Reich 45 Millionen B. und 5041 Bl.;
Oesterreich (Cisleithanien) 22 Millionen B. und 1378 Bl.;
Ungarn (Transleithanien) 15,700,000 B. und 646 Bl.; Frank-

Irida mit dein Kumpen.V

*) Anm. d. Red. Wir bringen vorstehenden Artikel der „Franks.
Zeitung" auch im „Museum" zum Adruck, weil die Sache gegenwärtig in
litterarischen Kreisen viel von sich reden macht und wahrscheinlich zu allerlei
Erörterungen Veranlassung geben dürfte.

Zuckerten Thee's anzuempfehlen. Die Herren haben doch ihre
Studien nicht in Gallipoli oder Peking, sondern auf deutschen
Hochschulen gemacht und wissen, wie der Student denkt und
redet. Sie kennen auch das Wesen des Studeutcnliedes, seine
kraftvolle, einfache Sprache, seine unmittelbare, naturwüchsige
Empfindung, seine Verachtung aller abgestandenen Reflexionen.
Sie hätten darum ein Gedicht nicht preiskrönen dürfen, das
vielleicht bei einem poetischen Rennen höherer Töchter ganz an-
gebracht ist, aber so wenig ans einen Kommers und in eine
Kneipe paßt, wie ein mächtiger Pokal in die Hand einer Dame.
Zudem war das mit dem zweiten Preis bedachte, von Dr. Klee-
feld in Görlitz gedichtete Lied über die Perioden des Trinkens
weit besser, wie die nachfolgende Strophe beweisen mag:
„Da sprach der Herr: „Die Mode ist
„So schlecht, daß mich's verdrießt;
„Die zweite Periode ist
„Auch wert, daß mau sie schließt!
„Ich schaff' was Neues, das den Wciu
„Trink ungemischt und froh!"
Er rief — da kam zur Welt herein
Der erste Studio".
Es Wäre in der That auch traurig, wenn unter den — ich weiß
nicht wie viel hundert — Einsendungen sich nicht wenigstens
einige befunden Härten, welche das Opus der Fräuleiu Schanz
um mehr als Haupteslänge überragten.
in Scham, Germanen", müßten wir mit dem Dichter Dahn der
deutschen Männer- und Stndcntenwelt zurufen. So aber ist
der, gelinde gesagt, merkwürdige Ausfall der Preisbewerbnng in
erster Linie den Herren Preisrichtern zur Last zu legen. Der
Kelch, den Frida Schanz im Dichterkampf gewonnen, wird an
ihnen nicht vnrübergehen — sie müssen ihn bis zu Neige leeren.
Wohl bekomm's!

Bewunderungs- und verwnndernngsvoll bespricht man in
der Presse die nie dagewesene Thatsachc, daß in einer Preisbe-
werbung um das beste deutsche Stud e utenlied eiue Da nie
den Sieg errungen hat, daß der silberne Pokal — der erste
Preis — entgegen seiner Zweckbestimmung von zarter Frauen-
hand entführt wird. Wirklich haben die Preisrichter (Prof.
Bartsch, Felix Dahn, Dr. Trojan, Julius Wolff und Dr. K.
Küster) wie schon in vielen Blättern erwähnt wurde, den Lorbeer
einer Dichterin, Fräulein Frida Schanz, zncrkannt. Das preis-
gekrönte Poem lautet:
A IN
Wie glüht er im Glase!
Wie flammt er so hold!
Geschliffnem Topase
Vergleich' ich sein Gold.
Und Düfte entschweben
Ihm blumig nnd fein —
Gott schütze die Reben
Am sonnigen Rhein!
Tb ost anch der Tropfen
Den Trinker bezwingt.
Herzdrücken und -klopfen
Die Schönheit uns bringt, —
Wir wollcn's vergeben,
Vergessen, verzcih'n
Den Rosen und Reben
Am sonnigen Rhein!
Leicht sangbar ist dieses Lied, wie es das Preisausschreiben
verlangt, aber davon abgesehen, fehlt ihm zum Studentenliede
nicht weniger als alles. Es ist nicht besser nnd nicht schlechter,
als was alljährlich schockweise ans den Literaturmarkt geworfen
wird, und wir haben nichts dagegen, wenn es in eine passende
Anthologie gethan wird, nm auf den: Schreibtische jüngerer
Damen eine beschauliche Goldschnitt-Existenz zu führen. Mehr
als naiv aber ist es, wenn man deutschen Studenten zumutet,
dieses süßliche Minnegefühl auf der Kneipe zu singen:
Wir schwärmen von Kosen,
Von Minnen und Frei'n
läßt Frida Schanz ihre Studenten jubeln. Wir bitten die
Dame sehr, sich einmal ans eine Stndenten-Kneipe zu bemühen;
sie dürfte dort sehr lehrreiche Winke über die Schwärmereien
Bruder Studio's erhalten. Vielleicht hat sie dann ein andermal
mehr Glück auf dem Gebiete der Kneippoesie; ihr jetziges Preis-
lied wird wenigstens nicht bis an das Ende aller Kommerse
fortleben. Wir machen ihr indeß daraus keinen Vorwurf, und
wollen sie anch beileibe nicht in dem heiligen Menschenrechte des
Reimeschmiedens beeinträchtigt wissen. Aber im höchsten Grade
befremdend ist es, daß Männer wie Bartsch, Dahn, Trojan,
Wolff, Küster es über sich gewinnen konnten, der deutschen
Studentenkneipe den anhaltenden Gebrauch dieses dünnen, ge-
 
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