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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr. 11 (15. November 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0083
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Eines der ältesten nnd angesehensten der pfälzischen Adels-
geschlechter, welches, wie die Sickingen, Gemmingen, Rosenberg,
Venningen ?c., eigentlich zum kraichgauer Adel zählt, ist das
der Cronberge. Bereits unter Kaiser Ludwig 866 war
Rudolf v. Cronberg Geheimrat und Kanzler des Königreichs
Frankreich. Humbrecht (S. 10) läßt diesen Rudolf sogar
bereits das Kronberger Wappen fuhren, was aber bezweifelt
werden muß, da ja erst auf die Kreuzzüge die Wappen auf-
kamen. Das Cronberger Wappen, von welchem sich hübsch er-
haltene Exemplare auf Burg Fleckeusteiu «am Eingänge von der
Westseite) und in der Kirche zn St. Martin finden, war geviert mit
je zwei roten und weißen Feldern, letztere waren mit blauen Eisen-
hütchen belegt. — Man unterscheidet den Kronen- und Flügel- .
Stamm; ersterer führte eine Krone mit Federnbündel über dem
Helme, letzterer Zwei Flügel in den Farben des Wappens.
Dem Flügel-Stamme gehörte jener bekannte Hartmuth von
Cronberg, der Gesinnungs- und Waffengenosse des Franz von
Sickingen, an. Dieser Stamm erlosch aber schon 1617 mit
Johann Eberhard v. Cronberg. — Aus dem Kroneu-Stamme
giugen Erzbischof Johann Schweickard-Mainz (ch 17. IX. 1626)
und Adam Philipp, Graf zu Cronberg, kurbayerischer General
im 30-jährigen Kriege, hervor. Letzterer hatte 1634 die Herr-
schaft Gerolseck und die Grafenwürde erhalten, veränderte dem-
entsprechend auch sein Wappen und fügte demselben die Gerols-
ecker Zeichen (linker roter Schrügbalken in Goldfeld eck X. eü.
I". IV., 275) bei.
Das berühmte alte Geschlecht der Kämmerer von
Worms, genannt Dalberg, führte folgendes Wappen: In
dem gevierten Schild waren die blauen Felder eins und vier
(mit goldenem gezackten Schildhaupt) mit je sechs goldenen
Lilien, die goldenen Felder zwei und drei mit je einem schwarzen
Ankerkreuz besetzt. Ein Flügel mit der Zeichnung von Feld
eins und vier, und ein entgegeustehendes Flügelpaar mit den
Zeichen von Feld zwei und drei schmücken als Kleinode die
Helme.

in das Zimmer und drückte ihn gerührt an sein Herz. Sodann
führte er ihn, ohne eine Silbe zu sprechen, vor Lisbeth und
legte die Hände der beiden ineinander.
„Jetzt darfst Du eintreten, Fritz!" rief der Kammerrat
hinaus. Kurz darauf trat ein Bedienter ein mit einein Korbe,
welcher mit Flaschen gefüllt war. Während dieser die Flaschen
aus dem Korbe räumte und Gläser auf den Tisch stellte, sagte
der Kammerrat gleichsam erklärend:
„Ich hatte eine gewisse Ahnung, daß meine Mission nicht
ohne Erfolg sein werde, und so glanbte ich dafür sorgen zu
müssen, daß wir eine zwar stille, aber doch würdige Versöhnungs-
und — Verlobungsfeier begehen könnten."
Die fünf Menschen setzten sich um deu einfachen Tisch und
waren glücklich, soweit man dieses nach einem so schweren Ver-
luste überhaupt sein kann.

Die Wappen der pfälzischen Witter-
geschlechter.
Von Jnsp. Th. Gümdel in Herschberg
IV.

Eines Abends saßen Vater und Tochter zusammen in ihrem
kleinen, aber sauber gehaltenen Stübchen. Ersterer las in einem
Buche, Lisbeth war, wie immer, mit einer Arbeit beschäftigt.
Plötzlich nahten Schritte und gleich darauf wurde an die Thüre
gepocht. Der Schulmeister erhob sich und rief „Herein!" Die
Thüre wurde geöffnet und herein trat der Kirchenschaffner, Herr
Kammerrat Bettinger.
„Guten Abend!" sagte dieser bei seinem Eintritte. „Ich
störe doch nicht?"
„Ein so ehrenvoller Besuch stört uie!" sagte Röhu.
„Ich habe Euch eiue Mitteilung zu machen, Herr Röhn,"
begann der Kammerrat. „Es ist nämlich eine Verordnung von
der fürstlichen Verwaltung heruntergekommen, welche Euch be-
trifft. Ihr seid wieder Schulmeister hier" — ein Freudenruf
von feiten Röhns und seiner Tochter unterbrach ihn — „und
zwar unter ganz besonderer Anerkennung Eurer früheren
Leistungen. Die Untersuchung hat ergeben, daß jene Anschul-
digung in betreff des von Euch gezüchtigten Schülers eine
falsche war. Ursache seiner Krankheit war eine allzuderbe
Züchtigung, die er von seinem Vater erhalten harte. Und wißt
Ihr auch, wem Ihr dieses günstige Endresultat zu verdanken
habt?"
Röhn, der vor Rührung keine Worte zu finden vermochte,
schüttelte sein Haupt.
„Eurer Tochter dort verdankt Ihr dieses," sagte der
Kammerrat. Sie war in Zweibrücken und hat dem Herrn Prä-
sidenten den wahren Sachverhalt mitgeteilt."
„Lisbeth, mein Kind!" rief der alte Mann, indem er auf
sie zueilte und sie umarmte. „Das hall Du für mich gethan,
für mich, der Dich mißhandelt hat? Und ich konnte diesen Engel
so verkennen! Gott verzeihe mir meine Sünde!" Zärtlich schaute
er ihr in die Augen.
„Ferner ist bestimmt," fuhr der Kammerrat fort, daß
künftighin für jedes Kind pro Quartal nur 15 Kreuzer, nicht
mehr 24, zu zahlen seien. Da aber Euch durch das infolge
dessen wegfallende Schulgeld ein Schaden erwachsen würde, so
ist angeordnet, daß Euch dafür ein Ersatz geboten werden soll.
Und dieser Ersatz beträgt mehr als das wegfallende Schulgeld.
Ihr bekommt sogar Wein, Herr Röhn, zwei Ohm jährlich! —
Das ist es, was die hochfürstliche Verordnung betrifft."
Gerührt drückte der Schulmeister seinen tiefgefühlten Dank
aus.
„Doch, ich habe noch etwas auszurichten," begann der
Kammerrat wieder. „Draußen steht ein Mann, den Ihr bisher
als Euren Todfeind ansahet, der aber zu diesem Hasse viel
weniger Anlaß gab, als verschiedene Bürger, die Euch feindlich
gesinnt waren. Er will sich mit Euch versöhnen. Darf ich ihn
hereinholen?"
Vater Röhn konnte nur mit dem Kopfe nicken. Gleich
darauf trat der evangelisch-lutherische Schulmeister Bolz ein.
Die beiden Männer reichten sich die Hände, und der Blick, mit
dem sie sich ansahen, sagte alles, so daß Worte nicht nötig
waren.
„Endlich komme ich zum Schluffe meiner Mission," sagte
der Kammerrat. „Es ist noch jemand draußen-"
Der Svrecher kam nicht zu Ende. Vater Röhn eilte hinaus
und mit dem Rufe „Karl, Karl!" zog er seinen Lebensretter

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