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1865, nachdem er ohne Grund geschmäht worden war, bis er
eL nicht mehr aushalten konnte. Er behauptet, daß er für alles
bezahlt hat, was er bekommen, und noch für mehr dazu. Ver-
wünscht sei diese Sippschaft!"
Ohne einen Blick zurückzuwerfen, trat Jim hinaus in den
Mondschein und wanderte eine kurze Strecke den Pfad entlang.
Die ganze Nacht und die große, weite Prairie lag vor ihm und
er zögerte jetzt einen Augenblick, ehe er weiter ging. Da ge-
wahrte er den winkenden Arm einer Gestalt, die sich in dem
Dickicht an der Zaunecke verborgen hielt. Er wußte nun Wohl
wer dort verborgen war, und doch näherte er sich nur lang-
samen Schrittes, als ob ihm die Begegnung schwer würde.
Ein Mädchen mit rotgeweinten Augen trat ihm entgegen.
„Jim, gehst Du?"
„Ja, Maudy, ich gehe."
„Wohin?"
„Ich, — ich weiß es selbst noch nicht."
„Bleibst Du lange weg?"
„Für immer."
„Aber Du darfst nicht fortbleiben, Jim!"
„Und warum nicht?"
„Weil ich's nicht haben will."
„Ich gehe aber doch." Nach einer Pause: „Willst Du auf
mich warten, wenn ich Dir verspreche, daß ich zurückkomme?"
„Ja, Jim, ich werde warten."
„Auch wenn es ein Jahr währt?"
„Jawohl!" rief das Mädchen verzweifelt. „Und wenn es
fünf Jahre dauern sollte, eh' Du wiederkehrst!"
Da ertönte die schrille Stimme der Frau Shultz. Sie
rief ihre Tochter Maudy. — Wenige Angenblicke später war
Jim wieder allein und trat nun seine einsame Wanderung an,
hinaus in die Nacht und über die weite, stille Prairie.
(Fortsetzung folgt).
Archäologisches.
VII.
Dürkheim, 21. Dez. An derselben Burgstelle, 3 üm
nördlich von Dürkheim, wo Beginn dieses Jahres die Spitzsäule
mit der römischen Inschrift I. 0. LI. und zwei Steinkugeln auf-
gefunden wurden, (vgl. Pfälz. Museum 1887 Nro. 8), stieß
man letzter Tage auf zwei im Bogen nebeneinander gesprengte
Gewölbe, aus behauenen Quadersteinen zusammengesetzt. Inner-
halb derselben sanden sich Reste stark geriesten Geschirres, welche
sowohl zu Bechern, wie zu größeren und weiteren Häfen ge-
hörten. An Eisensachen sand man zwei Stücke: 1) eine Wohl
40 em lange, mit Doppelspitzen versehene Reithaue, welche lei-
der dem nahen Schmiedefeuer zum Opfer siel, 2) einen Steig-
bügel altertümlicher Form mit zwei geraden und ungleichen
Seitenästen. Unterhalb der Trittplatte ragen mehrere Dollen
hervor. Ferner stieß man auf zahlreiche Knochen, auch ein
Stück eines menschlichen Kinnbackens, auf Hirschgeweihstücke re.
Stark verbrannte Hausteine beweisen, daß diese Burg Wohl in
derselben Zeit, wie das nach Westen gelegene Schloßeck — im
14. oder 15. Jahrhundert — durch Brand zu Grunde ging.
Nach dem Adler, welcher sich an einem Felsen sand, ist auch
diese Burg als eine Leiningen'sche zu betrachten. — Bei dieser
Gelegenheit geben wir auch die Inschrift eines zu Füßen der
Burg gefundenen Bronzesiegels. Dasselbe hat als Umschrift:
,LIi8Ld6t äa Hobinskin", Elisabet von Hohenecken (Burg bei
Kaiserslautern). Das Wappen zeigt die 5 Schindeln von Hohen-
ecken und 4 ganze und 2 halbe Rauten. Nach I. G. Lehmann:
„Burgen und Bergschlösser der Pfalz", V. B. S. 58, war zu
Beginn des 14. Jahrhunderts ein Johannes von Hoheneck mit
Elisabet, einer geborenen Zolner von Leiningen, verheiratet.
Einen Ehevertrag mit dieser bestätigte Kaiser Ludwig anno 1323.
Aus topographischen und diplomatischen Gründen ist nun viel-
leicht obiges Wappen dieser Elisabet von Hohenecken zuzuschreiben,
deren Vater Zolner (-^ Zöllner?) wahrscheinlich auf der obigen
Burgstätte nördlich von Dürkheim als Lehensmann der Grafen
von Leiningen seinen Sitz hatte, bis die Burg bei einer Fehde den
Flammen zum Opfer siel und zerstört wurde.
Dr. C. Mehlis.
Gin pfälzischen Lmrdsknechthäuptlmg.
Vater der Landsknechte bezeichnet man Georg von
oder Frondsberg, welcher als oberster Feld-
" Hauptmann im Auftrage des deutschen Königs Maxi-
milian (1493—1519) auf Grundlage des alten Söldnerwesens
dies neue Kriegsvolk erzog. Das vormals räuberische Gesindel
geworbener Söldner sollte zu tüchtigen, brauchbaren Vaterlands-
verteidigern umgesormt, unter erprobten Anführern geschult
und besser organisiert werden. Wollte man glauben, daß nur
Leute geringen Standes zur Fahne der Landsknechte eilten, so
befände man sich in einem großen Irrtums. Tenn nicht allein
wohlhabende Bürgersöhne aus den bessern Ständen, sondern auch
Adelige ließen sich einreihen, von welchen keiner dabei befürchtete
seiner Ehre etwas zu vergeben.
Sollte das Aufgebot einer Anzahl Landsknechte stattfin-
den, so beauftragte der Kriegsherr einen erpropten Kriegsmann
mit der Rekrutierung. Zum Feldobersten ernannt, erhielt dieser
eine gedruckte Ordnung, aus deren Grund die Werbung den An-
fang nahm. Der Sold, die Stärke der Truppen, der Ort des
Zusammentreffens waren genau bestimmt. Aus den Mauer-
anschlägen in den Städten und Dörfern war alsdann zu ent-
nehmen, daß „rechtliche und unbescholtene Bursche, welche des
vielberühmten Feldherrn Kriegsruhm teilen wollten, auch mit
eigener Kleidnng und Schuhen, mit Schwert und Spieß, mit
Hellebarde oder Hakenbüchse wohlbewehrt wären, sich getrost zu
dem Fähnlein des Hauptmannes N. N. stellen sollten, und einer
freundlichen Behandlung gewärtig sein möchten" u. s. w. Son-
stige Schilderungen dieser Landsknechte unterlassen wir für dieses
mal, indem nur von einem solchen Häuptlinge berichtet wer-
den soll, der unserer Pfalz angehörte und einem schnöden Ver-
rate, zum Opfer fiel. Sein Name ist
Sebastian Vogelsberger.
Im Anfänge des 16. Jahrhunderts wohnte dieser kaiser-
liche Oberst (so nennen denselben einige Geschichtschreiber) in
seiner wehrhaften Burg zu F r i e d e l s h e i m, 3 Stunden nord-
ostwärts von Neustadt an der Hart. Er war ein geborener
Weißenburger (Elsaß), der sich aus geringem Stamme zu einem
hervorragenden Häuptlinge besagter Landsknechte aufgeschwungen
hatte.
Im Jahre 1547 erhielt unser Vogelsberger von dem
französischen Könige Heinrich II. den Auftrag, ihm zu dessen
Krönung und Salbung in Rheims 10 Fähnlein Landsknechte
zuzuschicken, oder zuzuführen, welchem Begehren er auch nachkam
1865, nachdem er ohne Grund geschmäht worden war, bis er
eL nicht mehr aushalten konnte. Er behauptet, daß er für alles
bezahlt hat, was er bekommen, und noch für mehr dazu. Ver-
wünscht sei diese Sippschaft!"
Ohne einen Blick zurückzuwerfen, trat Jim hinaus in den
Mondschein und wanderte eine kurze Strecke den Pfad entlang.
Die ganze Nacht und die große, weite Prairie lag vor ihm und
er zögerte jetzt einen Augenblick, ehe er weiter ging. Da ge-
wahrte er den winkenden Arm einer Gestalt, die sich in dem
Dickicht an der Zaunecke verborgen hielt. Er wußte nun Wohl
wer dort verborgen war, und doch näherte er sich nur lang-
samen Schrittes, als ob ihm die Begegnung schwer würde.
Ein Mädchen mit rotgeweinten Augen trat ihm entgegen.
„Jim, gehst Du?"
„Ja, Maudy, ich gehe."
„Wohin?"
„Ich, — ich weiß es selbst noch nicht."
„Bleibst Du lange weg?"
„Für immer."
„Aber Du darfst nicht fortbleiben, Jim!"
„Und warum nicht?"
„Weil ich's nicht haben will."
„Ich gehe aber doch." Nach einer Pause: „Willst Du auf
mich warten, wenn ich Dir verspreche, daß ich zurückkomme?"
„Ja, Jim, ich werde warten."
„Auch wenn es ein Jahr währt?"
„Jawohl!" rief das Mädchen verzweifelt. „Und wenn es
fünf Jahre dauern sollte, eh' Du wiederkehrst!"
Da ertönte die schrille Stimme der Frau Shultz. Sie
rief ihre Tochter Maudy. — Wenige Angenblicke später war
Jim wieder allein und trat nun seine einsame Wanderung an,
hinaus in die Nacht und über die weite, stille Prairie.
(Fortsetzung folgt).
Archäologisches.
VII.
Dürkheim, 21. Dez. An derselben Burgstelle, 3 üm
nördlich von Dürkheim, wo Beginn dieses Jahres die Spitzsäule
mit der römischen Inschrift I. 0. LI. und zwei Steinkugeln auf-
gefunden wurden, (vgl. Pfälz. Museum 1887 Nro. 8), stieß
man letzter Tage auf zwei im Bogen nebeneinander gesprengte
Gewölbe, aus behauenen Quadersteinen zusammengesetzt. Inner-
halb derselben sanden sich Reste stark geriesten Geschirres, welche
sowohl zu Bechern, wie zu größeren und weiteren Häfen ge-
hörten. An Eisensachen sand man zwei Stücke: 1) eine Wohl
40 em lange, mit Doppelspitzen versehene Reithaue, welche lei-
der dem nahen Schmiedefeuer zum Opfer siel, 2) einen Steig-
bügel altertümlicher Form mit zwei geraden und ungleichen
Seitenästen. Unterhalb der Trittplatte ragen mehrere Dollen
hervor. Ferner stieß man auf zahlreiche Knochen, auch ein
Stück eines menschlichen Kinnbackens, auf Hirschgeweihstücke re.
Stark verbrannte Hausteine beweisen, daß diese Burg Wohl in
derselben Zeit, wie das nach Westen gelegene Schloßeck — im
14. oder 15. Jahrhundert — durch Brand zu Grunde ging.
Nach dem Adler, welcher sich an einem Felsen sand, ist auch
diese Burg als eine Leiningen'sche zu betrachten. — Bei dieser
Gelegenheit geben wir auch die Inschrift eines zu Füßen der
Burg gefundenen Bronzesiegels. Dasselbe hat als Umschrift:
,LIi8Ld6t äa Hobinskin", Elisabet von Hohenecken (Burg bei
Kaiserslautern). Das Wappen zeigt die 5 Schindeln von Hohen-
ecken und 4 ganze und 2 halbe Rauten. Nach I. G. Lehmann:
„Burgen und Bergschlösser der Pfalz", V. B. S. 58, war zu
Beginn des 14. Jahrhunderts ein Johannes von Hoheneck mit
Elisabet, einer geborenen Zolner von Leiningen, verheiratet.
Einen Ehevertrag mit dieser bestätigte Kaiser Ludwig anno 1323.
Aus topographischen und diplomatischen Gründen ist nun viel-
leicht obiges Wappen dieser Elisabet von Hohenecken zuzuschreiben,
deren Vater Zolner (-^ Zöllner?) wahrscheinlich auf der obigen
Burgstätte nördlich von Dürkheim als Lehensmann der Grafen
von Leiningen seinen Sitz hatte, bis die Burg bei einer Fehde den
Flammen zum Opfer siel und zerstört wurde.
Dr. C. Mehlis.
Gin pfälzischen Lmrdsknechthäuptlmg.
Vater der Landsknechte bezeichnet man Georg von
oder Frondsberg, welcher als oberster Feld-
" Hauptmann im Auftrage des deutschen Königs Maxi-
milian (1493—1519) auf Grundlage des alten Söldnerwesens
dies neue Kriegsvolk erzog. Das vormals räuberische Gesindel
geworbener Söldner sollte zu tüchtigen, brauchbaren Vaterlands-
verteidigern umgesormt, unter erprobten Anführern geschult
und besser organisiert werden. Wollte man glauben, daß nur
Leute geringen Standes zur Fahne der Landsknechte eilten, so
befände man sich in einem großen Irrtums. Tenn nicht allein
wohlhabende Bürgersöhne aus den bessern Ständen, sondern auch
Adelige ließen sich einreihen, von welchen keiner dabei befürchtete
seiner Ehre etwas zu vergeben.
Sollte das Aufgebot einer Anzahl Landsknechte stattfin-
den, so beauftragte der Kriegsherr einen erpropten Kriegsmann
mit der Rekrutierung. Zum Feldobersten ernannt, erhielt dieser
eine gedruckte Ordnung, aus deren Grund die Werbung den An-
fang nahm. Der Sold, die Stärke der Truppen, der Ort des
Zusammentreffens waren genau bestimmt. Aus den Mauer-
anschlägen in den Städten und Dörfern war alsdann zu ent-
nehmen, daß „rechtliche und unbescholtene Bursche, welche des
vielberühmten Feldherrn Kriegsruhm teilen wollten, auch mit
eigener Kleidnng und Schuhen, mit Schwert und Spieß, mit
Hellebarde oder Hakenbüchse wohlbewehrt wären, sich getrost zu
dem Fähnlein des Hauptmannes N. N. stellen sollten, und einer
freundlichen Behandlung gewärtig sein möchten" u. s. w. Son-
stige Schilderungen dieser Landsknechte unterlassen wir für dieses
mal, indem nur von einem solchen Häuptlinge berichtet wer-
den soll, der unserer Pfalz angehörte und einem schnöden Ver-
rate, zum Opfer fiel. Sein Name ist
Sebastian Vogelsberger.
Im Anfänge des 16. Jahrhunderts wohnte dieser kaiser-
liche Oberst (so nennen denselben einige Geschichtschreiber) in
seiner wehrhaften Burg zu F r i e d e l s h e i m, 3 Stunden nord-
ostwärts von Neustadt an der Hart. Er war ein geborener
Weißenburger (Elsaß), der sich aus geringem Stamme zu einem
hervorragenden Häuptlinge besagter Landsknechte aufgeschwungen
hatte.
Im Jahre 1547 erhielt unser Vogelsberger von dem
französischen Könige Heinrich II. den Auftrag, ihm zu dessen
Krönung und Salbung in Rheims 10 Fähnlein Landsknechte
zuzuschicken, oder zuzuführen, welchem Begehren er auch nachkam