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(Fortsetzung folgt).
ihre Mutter, aber auf deren Schimpfen antwortete sie nur mit
einem Lächeln. Sie barg das Geheimnis, welches sie doch nur
teilweise kannte, sorglich in ihrer Brust und war glücklich.
Dieses schlecht erzogene, ungebildete und fast unschöne Mädchen,
war trotzdem gerade so, wie alle Mitglieder ihres Geschlechts.
— Es führt zn nichts, eine Beschreibung des weiblichen Herzens
zu versuchen. Jetzt glaubt man, die Frauen zu verstehen/ und
schon die Nächste zeigt einem, daß man sich mit seiner Weisheit
noch in den Anfangsstadien befindet.
Der Schulmeister wälzte sich in jener Nacht unruhig auf
feinen: Bette und konnte keinen Schlaf finden. Aber Mandy
lag in süßem Schlummer und ein glückliches Lächeln verschönte
ihr Antlitz, trotzdem das Kissen noch feucht von ihren Thränen
war.
der ihm anhaftenden volkstümlichen Benennung hervor, wornach
der vordere Teil das Bärenthal heißt, während der weiter
zurückliegende Teil von der Stelle an, wo der Thaleinschnitt
sich verengt und auf seiner Nordseite von schattigem Hochwald
bewachsen ist, im Munde des Volkes den Namen Schlangen-
halde führt, Benennungen, welche, wie wir noch sehen werden,
fast ein halbes Jahrtausend hinter sich haben und heute noch
auf unserer Katasterkarte figurieren. In mittelalterlichen Ur-
kunden erscheint anstatt „Schlangenhalde" häufig der Ausdruck
„Schlangenhelle" oder auch „S ch l a n g e n h e l l e - B o s ch"
d. h. Schlangenwald. Ein noch weiter oberhalb gelegener Wald-
distrikt ist der oben erwähnte Nonnenbusch in der Nähe
des auf der Höhe liegenden N onnenbufcher Hof s.
Diese sämtlichen Bezeichnungen deuten unverkennbar ans
geschichtlich weit zurückgehende Kulturpcrioden hin, wie das eben-
so von den zunächst liegenden Ortschaften: gilt. Befand sich doch
bekannter Maßen ans dem uralten Schwarzenacker, wenn
nicht schon eine keltische, doch sicher eine römische Niederlassung^).
Der dortige Übergang von dem östlichen Hochlande her über
die Blies nach dem Saargebiete mußte zu allen Zeiten eine
große Bedeutung haben. Auch läßt die Tabula lleutiuommim
dahin schließen, daß die Straße von Straßburg nach Trier über
diese Stelle führte; rind wenn, wie die Geschichte lehrt, Atha-
nasius, der große Kirchenlehrer und Bischof von Alexandrien, in
Folge der arianischen Streitigkeiten vom Kaiser nach Trier in
Gallien verbannt wurde, was sogar mehrmals geschah, so
war er höchst wahrscheinlich auf diese Wegroute als die nächste
angewiesen. Auch E r n st w e i l e r ist sehr alt und wird schon
in einer Urkunde des Grafen Rudolf Von Blieskastel vom Jahr
982 genannt?) Ebenso Ein öd, Ums schon ans dessen Namen
hervorgeht, der indeß nicht (wie dies irrig und auch in Schriften
oft angenommen wird) mit dem Begriff einer „Einöde", sondern
vielmehr mit dem altgermanischen Worte „Od" d. h. Gut zu-
sammengehüngt, wie dies noch in „Kleinod" (kleines, wertvolles
Gut) oder in „Allod" (Eigengut, auch ludeigen, im Gegensatz
zu Lehengut, Feudalgut) vorkommt. H Bekanutlich ist auch das
von den dortigen Landwirten trefflich kultivierte Ackerland viel
zu gut und wertvoll, als daß man es eine „Einöde" hätte
nennen können. Einöd war demgemüs ursprünglich nichts an-
deres, als ein isoliert liegendes Gut, das sich später zu einer
Landgemeinde vergrößerte. Auch das nordwestlich gelegene
Beden ist sehr alt und wird bereits i. Jahr 1309 genannt?)
Die dortige, jetzt zerfallene, Kirche war dem hl. Remigius ge-
weiht und Mutterkirche von Homburg. Erst in dem genannten
Jahre ward der Pfarrsitz nach Homburg verlegt?)
Mitten in diesen verschiedenen, teilweise der ältesten Vor-'
zeit angehörigen Kulturstätten findet sich aber noch ein weiterer
Gegenstand von nicht geringerem Interesse, aus welchen in gegen-
wärtigen Zeilen hingewiesen werden soll, nämlich: der Eber-
Ha r d s b o r n, ein Name, welcher sich trotz seines hohen Alters
bis aus den heutigen Tag in den Traditionen der Umgegend
erhalten hat, bisher aber von keiner Seite weder einer Unter-
suchung noch einer näheren Erörterung unterstellt wurde.
9 Schöpflln, ^.Issrig, j1Iu8ti'LtÄ fol. 529 und Mehlis, archäologische
Karte der Rheinpfalz.
y Crollius, Westlicher Abhandlungen. Seite 15.
st Grimm, deutsche Rechtsaltertümer. 534.
st Molitor, Geschichte einer deutschen Fürstenstadt. S- 5. Note 1
und S. 134. Note 1.
st Aug. Heintz, Werschweiler Urkundenbuch (autographiert) Jahr
1309 und 1453.
enn man im pfälzischen Westrich die von Zweibrücken
noch Homburg führende Bahnlinie aus der Station
Schwarzenacker verläßt und dem gegenüber liegenden
(Fst) „Klosterberg", aus dessen Höhe die Neste der ehemali-
gen Cisterzienser Abtei Wernersweiler sich befinden, den
Rücken kehrt, so hat man links die zur uralten Niederlassung
Schwarzenacker (Torrn mg-rn) gehörigen Wohnhäuser uud Höfe
in gerader Richtung aber, und zwar in nicht weiter Entfernung
den Eingang eines Thules vor sich, welches in mehrfachen Win-
dungen von Westen nach Osten gegen den sogenannten „Nonnen-
busch" und „Rothenberger Hof" sich hinzieht.
Dieses Thal, anfangs von mäßiger Breite, verengt sich
allmälig und gewinnt, je weiter man in dasselbe eindringt,
immer mehr an eigentümlichem Reize und landschaftlicher Schön-
heit. Der Weg hält sich stets auf der Thalsohle und führt längs
eines kleinen Baches hin, der in kurzen Zwischenräumen auf
feinem Grunde zierliche Quellen erblicken läßt, und zwar deren
mehrere oft neben einander, welche ihr Dasein dadurch zu er-
kennen geben, daß sie munter aus dem seinen Sande, den sie
unaufhörlich kräftig durchbrechen und ringförmig auswerfen, her-
vorsprudeln, trotz ihrer tieferen Lage aber dennoch durch das
kristallhelle Wasser, welches sie bedeckt, leicht beobachtet werden
können. Die sanft ansteigenden Anhöhen rechts und links des
sich öffnenden Thales sind beim Eingänge als Ackerfeld bebaut,
weiter hinein aber von dichten: Niederwald bewachsen. Für
weidende Herden bietet die sonnige Lage dieses lieblichen mit
Wasser reichlich versehenen Thälchens daher einen willkommenen
Aufenthalt, und wenn der Wanderer dasselbe in anmutender
Stille zur Sommerszeit besucht, wo gewohnter Weise eine Schaar
von Schafen oder Ziegen darin weidet, während der Hirte aus
schartigen: Rasen hingestreckt einer behaglichen Ruhe sich hingibt,
so tritt seinem Geiste unwillkürlich die Erinnerung an jene
idyllischen Landschaftsbilder nahe, wie wir sie in den Gesängen
Theokrits und Homers so reizvoll geschildert finden. Doch ist
die Bodenbeschaffenheit hier für jene Tiergattung weniger ge-
eignet, welche der „göttliche Enmaios" einst zu überwachen
hatte; weshalb diese sonst sehr nützlichen Vierfüßler daselbst nur
selten sichtbar sind.
Daß der Charakter dieses friedlichen Stückes Erde nicht
zu allen Zeiten ein gleich bukolischer gewesen sei, geht aber aus
!
(Fortsetzung folgt).
ihre Mutter, aber auf deren Schimpfen antwortete sie nur mit
einem Lächeln. Sie barg das Geheimnis, welches sie doch nur
teilweise kannte, sorglich in ihrer Brust und war glücklich.
Dieses schlecht erzogene, ungebildete und fast unschöne Mädchen,
war trotzdem gerade so, wie alle Mitglieder ihres Geschlechts.
— Es führt zn nichts, eine Beschreibung des weiblichen Herzens
zu versuchen. Jetzt glaubt man, die Frauen zu verstehen/ und
schon die Nächste zeigt einem, daß man sich mit seiner Weisheit
noch in den Anfangsstadien befindet.
Der Schulmeister wälzte sich in jener Nacht unruhig auf
feinen: Bette und konnte keinen Schlaf finden. Aber Mandy
lag in süßem Schlummer und ein glückliches Lächeln verschönte
ihr Antlitz, trotzdem das Kissen noch feucht von ihren Thränen
war.
der ihm anhaftenden volkstümlichen Benennung hervor, wornach
der vordere Teil das Bärenthal heißt, während der weiter
zurückliegende Teil von der Stelle an, wo der Thaleinschnitt
sich verengt und auf seiner Nordseite von schattigem Hochwald
bewachsen ist, im Munde des Volkes den Namen Schlangen-
halde führt, Benennungen, welche, wie wir noch sehen werden,
fast ein halbes Jahrtausend hinter sich haben und heute noch
auf unserer Katasterkarte figurieren. In mittelalterlichen Ur-
kunden erscheint anstatt „Schlangenhalde" häufig der Ausdruck
„Schlangenhelle" oder auch „S ch l a n g e n h e l l e - B o s ch"
d. h. Schlangenwald. Ein noch weiter oberhalb gelegener Wald-
distrikt ist der oben erwähnte Nonnenbusch in der Nähe
des auf der Höhe liegenden N onnenbufcher Hof s.
Diese sämtlichen Bezeichnungen deuten unverkennbar ans
geschichtlich weit zurückgehende Kulturpcrioden hin, wie das eben-
so von den zunächst liegenden Ortschaften: gilt. Befand sich doch
bekannter Maßen ans dem uralten Schwarzenacker, wenn
nicht schon eine keltische, doch sicher eine römische Niederlassung^).
Der dortige Übergang von dem östlichen Hochlande her über
die Blies nach dem Saargebiete mußte zu allen Zeiten eine
große Bedeutung haben. Auch läßt die Tabula lleutiuommim
dahin schließen, daß die Straße von Straßburg nach Trier über
diese Stelle führte; rind wenn, wie die Geschichte lehrt, Atha-
nasius, der große Kirchenlehrer und Bischof von Alexandrien, in
Folge der arianischen Streitigkeiten vom Kaiser nach Trier in
Gallien verbannt wurde, was sogar mehrmals geschah, so
war er höchst wahrscheinlich auf diese Wegroute als die nächste
angewiesen. Auch E r n st w e i l e r ist sehr alt und wird schon
in einer Urkunde des Grafen Rudolf Von Blieskastel vom Jahr
982 genannt?) Ebenso Ein öd, Ums schon ans dessen Namen
hervorgeht, der indeß nicht (wie dies irrig und auch in Schriften
oft angenommen wird) mit dem Begriff einer „Einöde", sondern
vielmehr mit dem altgermanischen Worte „Od" d. h. Gut zu-
sammengehüngt, wie dies noch in „Kleinod" (kleines, wertvolles
Gut) oder in „Allod" (Eigengut, auch ludeigen, im Gegensatz
zu Lehengut, Feudalgut) vorkommt. H Bekanutlich ist auch das
von den dortigen Landwirten trefflich kultivierte Ackerland viel
zu gut und wertvoll, als daß man es eine „Einöde" hätte
nennen können. Einöd war demgemüs ursprünglich nichts an-
deres, als ein isoliert liegendes Gut, das sich später zu einer
Landgemeinde vergrößerte. Auch das nordwestlich gelegene
Beden ist sehr alt und wird bereits i. Jahr 1309 genannt?)
Die dortige, jetzt zerfallene, Kirche war dem hl. Remigius ge-
weiht und Mutterkirche von Homburg. Erst in dem genannten
Jahre ward der Pfarrsitz nach Homburg verlegt?)
Mitten in diesen verschiedenen, teilweise der ältesten Vor-'
zeit angehörigen Kulturstätten findet sich aber noch ein weiterer
Gegenstand von nicht geringerem Interesse, aus welchen in gegen-
wärtigen Zeilen hingewiesen werden soll, nämlich: der Eber-
Ha r d s b o r n, ein Name, welcher sich trotz seines hohen Alters
bis aus den heutigen Tag in den Traditionen der Umgegend
erhalten hat, bisher aber von keiner Seite weder einer Unter-
suchung noch einer näheren Erörterung unterstellt wurde.
9 Schöpflln, ^.Issrig, j1Iu8ti'LtÄ fol. 529 und Mehlis, archäologische
Karte der Rheinpfalz.
y Crollius, Westlicher Abhandlungen. Seite 15.
st Grimm, deutsche Rechtsaltertümer. 534.
st Molitor, Geschichte einer deutschen Fürstenstadt. S- 5. Note 1
und S. 134. Note 1.
st Aug. Heintz, Werschweiler Urkundenbuch (autographiert) Jahr
1309 und 1453.
enn man im pfälzischen Westrich die von Zweibrücken
noch Homburg führende Bahnlinie aus der Station
Schwarzenacker verläßt und dem gegenüber liegenden
(Fst) „Klosterberg", aus dessen Höhe die Neste der ehemali-
gen Cisterzienser Abtei Wernersweiler sich befinden, den
Rücken kehrt, so hat man links die zur uralten Niederlassung
Schwarzenacker (Torrn mg-rn) gehörigen Wohnhäuser uud Höfe
in gerader Richtung aber, und zwar in nicht weiter Entfernung
den Eingang eines Thules vor sich, welches in mehrfachen Win-
dungen von Westen nach Osten gegen den sogenannten „Nonnen-
busch" und „Rothenberger Hof" sich hinzieht.
Dieses Thal, anfangs von mäßiger Breite, verengt sich
allmälig und gewinnt, je weiter man in dasselbe eindringt,
immer mehr an eigentümlichem Reize und landschaftlicher Schön-
heit. Der Weg hält sich stets auf der Thalsohle und führt längs
eines kleinen Baches hin, der in kurzen Zwischenräumen auf
feinem Grunde zierliche Quellen erblicken läßt, und zwar deren
mehrere oft neben einander, welche ihr Dasein dadurch zu er-
kennen geben, daß sie munter aus dem seinen Sande, den sie
unaufhörlich kräftig durchbrechen und ringförmig auswerfen, her-
vorsprudeln, trotz ihrer tieferen Lage aber dennoch durch das
kristallhelle Wasser, welches sie bedeckt, leicht beobachtet werden
können. Die sanft ansteigenden Anhöhen rechts und links des
sich öffnenden Thales sind beim Eingänge als Ackerfeld bebaut,
weiter hinein aber von dichten: Niederwald bewachsen. Für
weidende Herden bietet die sonnige Lage dieses lieblichen mit
Wasser reichlich versehenen Thälchens daher einen willkommenen
Aufenthalt, und wenn der Wanderer dasselbe in anmutender
Stille zur Sommerszeit besucht, wo gewohnter Weise eine Schaar
von Schafen oder Ziegen darin weidet, während der Hirte aus
schartigen: Rasen hingestreckt einer behaglichen Ruhe sich hingibt,
so tritt seinem Geiste unwillkürlich die Erinnerung an jene
idyllischen Landschaftsbilder nahe, wie wir sie in den Gesängen
Theokrits und Homers so reizvoll geschildert finden. Doch ist
die Bodenbeschaffenheit hier für jene Tiergattung weniger ge-
eignet, welche der „göttliche Enmaios" einst zu überwachen
hatte; weshalb diese sonst sehr nützlichen Vierfüßler daselbst nur
selten sichtbar sind.
Daß der Charakter dieses friedlichen Stückes Erde nicht
zu allen Zeiten ein gleich bukolischer gewesen sei, geht aber aus