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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 3 (1. März 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0024
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24


I

Kitt e.


-

Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Hüll, Llr. H. Neustadt a. d. H.
Druck und Verlag vou H. K a y s e r in Kaiserslautern.

Briefkasten.
ü>errn lL. Geduldeir Sie sich, Verehrtester, da nächstens das
Inhaltsverzeichnis der berden letzten Jahrgänge des Museums hergestellt
wird. —
llmrrn Dr. L. Nachtrag ebenfalls erhalten.

gen, und nenne insbesondere F. L. Mittlers „Deutsche Volks-
lieder" und Erks allbekannten „Liederhort"), aber dennoch durste
dem eifrigen Sucher innerhalb der einzelnen Landschaften,
im Bereich einzelner Provinzen und Stämme mancher neue
Fund, mancher für die Geschichte und das Wesen des deutschen
Volksliedes nicht unwichtige kleine Beitrag in Aussicht stehen.
Uns schwebt bei unserem Plaue die Sammlung der Els äs-
fischen Volkslieder (gesammelt und herausgegeben
Straßburg t884) von Curt Mündel als Vorbild vor. All-
zugroßeu Erwartungen darf man sich freilich nicht hingeben.
Denn wie das Pfälzer Volksleben in Tracht, Bräuchen, Festen,
in Sitte und Sprache, kurz in allein, was als unmittelbarer
Ausdruck, als unwillkürliche Äußerungen der Volksseele anzu-
sehen ist, in der Gegenwart sich als sehr abgeschlissen und dem
nivellierenden Einstnsse der modernen Lebensverhältnisse leicht
zugänglich erweist, so steht die Pfalz auch in diesem Stück, der
Erhaltung der alten Volkslieder, sehr gegen andere Landschaften
des deutschen Vaterlandes zurück, wo Dank einer kräftigeren
und am Hergebrachten zäher festhaltenden, dem Einfachen und
Volkstümlichen mehr zugewandten Stammesindividualität solche
Einbußen, ja ein teilweise völliger Verlust des früheren
Liederschatzes, nicht zu bedauern sind. Trotzalledem dürfte vor-
aussichtlich doch noch manches bei uns auszufinden fein, wenn
man sich die Mühe des Suchens nicht verdrießen läßt. Man
muß eben beim Volk selbst auklopfen, bei den Bauern, nament-
lich des Westrichs, bei dem jungen Volk insbesondere, den Burschen
und Mädchen, die auch jetzt noch an manchen Orten an Sonn-
und Feiertagen die alten volkstümlichen Weisen erklingen lassen,
bei den Soldaten, kurz überall da, wo sich noch Reste des aus
früherer Zeit durch mündliche Überlieferung fortgepflanzten
Volksliedes erhalten haben.
Diese Aufgabe zu erfüllen geht, wie Jedermann leicht ein-
sehen wird, über die Kräfte eines Einzelnen hinaus. Darum
ersuche ich alle, die ein Herz für diese heimatliche Sache haben,
uni ihre freundliche Mitwirkung. In erster Linie scheinen mir
die Herren Lehrer und Geistlichen, sowie die Herren Forstbeam-
ten in der Lage zu sein, hierüber Mitteilungen machen zu können,
da sie am besten das Volksleben aus dem Land kennen lernen.
Ilm meine Wünsche näher zu bestimmen, sei bemerkt, daß alle
diejenigen im Volk gesungenen Lieder, welche aus Gesangver-
einen und aus der Schule, aus den dort gebrauchten Lieder-
büchern stammen und von da aus Eingang beim Volke gefun-
den haben, nicht in den Bereich der besprochenen Aufgabe fallen,
also auszuschließen sind. Dagegen gehören hieher alle übrigen
Volkslieder im eigentlichen Sinn des Worts (Liebes-, Soldaten-,
Zech-, Standes- und Handwerks-, Wander- und Auswandererlie-
der u. s. w.) Bei der schriftlichen Aufzeichnung von Beitrügen
ist sorgfältig auf genaue Wiedergabe der Mundart
mit ihren Eigentümlichkeiten und genaue Angabe des
Ortes, wo das Lied einheimisch ist, zu achten. Im voraus
besten Dank allen Freunden und Förderern der Sache! —
Zweibrücke n. Dr. Keiper.

In Watzcn liegt der Genetiv eines alten Personennamens vor
-mhd. Natron von O'atzw, ahd. 5Vawn von OSw oder Wazzo.
Der Name bedeutet demnach „(bei) den Höfen Watzo's" Watzen-
hosen, ein ganz entsprechendes Seitenstück zu Edeilloben Ottos-
Hosen ! Die Richtigkeit meiner Erklärung wird bestätigt durch
folgende Ortsnamen: Watzcn-born, Torf in Oberhessen, Watzeu-
au, (Waitzenau), Dorf in Österr. ob d. E., Watzen-berg (Waitzen-
lerg) 1. Einöde in Oberb. 2. Weiler in Niederbayern, Watzen-
böck in Osterr. ob. d. Er, Watzen-dorf (s. Waitzendors!) Name
eines Weilers in Niedcrb., eines Torfes in Steiermark, eines
andern in Sachsen-Koburg und Mittelsranien, ferner gibt es
ein Torf Watzen-egg in Tirol, einen Hof Watzcn-ey in Würt-
temberg, eine Watzen-mühlv in Nassau, einen Hof Watzen-seifcn
in Westfalen, endlich finden wir in Baden und zwar im ehe-
maligen kurpsülzischen Oberamt Weinheini a. d. B. einen Watzen-
hof. In den meisten dieser Namen läuft eine Nebenform
Waizen nebenher, die man noch antrifft in Waitzen-reuth,
Weiler in Oberfranken, Waitzcn-ried I. Weiler in Oberbayern
2. in Bayr. Schwaben/ auch ein Waltzen-kirchcn gibt cs und
neben Watzenhof steht Waizen-Hof, Hof in Württ. O.-A.
LeutCrch, und zu Watzenhosicn) gesellt sich alsScitcnstück Waitzen-
Hofen, Dorf in Mittelfranken. lVw/o, < tVazzo) - Hllrtzm jetzt
'iVatz (vgl. den Namen des Berges Watzmann!) ist die Koseform
von ^Viiiino, 4Vaeo, Hwro (vom Stamm war, marin in wahren,
wehren), d. i. der Abkürzung eines Vollnamcns wie 4llarinbolä
----Wehrenüold, Vsarnotriä . VVartriä Wehrsritz , 4Varwüeri -
Warnherr, Wcrnher(r), Werner Wörner u. a.: meist erscheint
dafür in anderer Lautgcbung bVszo, jetzt Wetz, wie neben
Watzel (in Watzel-berg, -Hain, -Hof, Watzels-brunn, -dorf)
Wetzel -- Wötzel, vielleicht - Wessel, s. Andresen H S. 95
Dr. F. S t a r kst stellt im Einklang hiermit Vvwzo - "iVsrinüori
und äVorinüart und äVozil ^Vorinllaii und ^Vsrinüarä auf,
trennt aber von OWzo die Namen OTzo und lOazo, letzteren
ohne zwingenden Grund, wie mir scheint.
(Fortsetzung folgt).
Ü Die alldeutschen Personennamen, 2. Ausg. Mainz l876.
9 Tie Kosenamen der Germanen, Wien 1868, S. 86.

4 nterzeichneter wendet sich vertrauensvoll mit einer Bitte
on die Leser des „Museums" und au alle Pfälzer, welche
Sinn und Interesse für Volkspoesie und Heimatskunde
haben. Es scheint ihm an der Zeit zu sein nachzusorschen,
was sich von eigentlichen Volksliedern bei uns in der
Pfalz noch erhalten hat, und das Vorhandene zu sammeln
und zu sichten. Bei diesem von ihm ins Auge gefaßten Ver-
zeichn-s würde der poetisch-sprachliche Gesichtspunkt in erster
Linie stehen; doch würde auch der musikalische Gesichtspunkt
nicht unberücksichtigt bleiben, wie dies in der Natur der Sache
liegt. Zwar sind die deutschen Volkslieder mit Rücksicht aus
ihre verschiedenen Fassungen und Textvarianten sowie ihre Me-
lodien, nach denen sie gesungen werden, schon seit längerer Zeit
im großen Ganzen in zweckmäßiger Weise gesammelt, bearbeitet
und herausgegeben worden (ich erinnere vor allem an „des Knaben
Wundeihorn", an des Frh. von Ditfurt verschiedene Sammlun- I
 
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