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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 4 (1. April 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0029
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die in der Gegend von Edenkoben gemacht wurden, S. 17 — 19
wird im Anschluß an die Veröffentlichungen von Mehlis von
den Ringwällen und der Metallindustrie (Bronze) der Kelten
gehandelt.
Zu Z 3 e. „Die Germanenzeit" (72 — 58 v. CH.)
und ä „Die R ö m e r h e r r s ch a f t" (58 v. CH.—406 n. CH.)
S. 19-40 möchte ich mich vor allem mit dem Vf. über die
Frage nach der N a t i o n a l i t ä t der N e m e t e r, deren Haupt-
stadt das spätere Speier war, kurz auseinander sehen. Ihm
sind die Nemeter die ältesten deutschen Psalzbewohner und
nicht blos der Name dieses Volkes, sondern das Volk selbst soll
deutsch sein (S. 21 u. 22). Ich gestehe, daß ich zu den „ängst-
lichen Gemütern" gehöre, denen auch Köchlys Autorität nicht
genügt, um dieser Ansicht vollen Glauben zu schenken. Köchly
selbst bringt keinen Beweisgrund bei, Dr. Sch. beruft sich auf
das Zeugnis zweier hochangefehener Gewährsmänner aus dem
Altertum, des Cäsar und des Taeitus. Es ist wahr, beide
Autoren bezeichnen bestimmt die Nemeter nebst den gleichfalls
auf dem linken Rheinufer wohnenden Vangionen (um Worms)
und Tribokern (um Straßburg) als Germanen. Es ist auch
kein Grund vorhanden, daran zu zweifeln, daß sich die links-
rheinischen Nemeter den Römern unterworfen und daß solche
in der Schlacht bei Pharsalus im Heere Casars tapfer mitge-
fochten haben, wie der Dichter LukanZ überliefert. Allein mehr
erfahren wir über sie nicht; auch Taeitus wiederholt einfach die
Angabe Casars, daß jene drei Völker „unzweifelhaft" Germanen
seien und unmittelbar an den Ufern des Rheins wohnten. Über
die Sitten, die Götterverehrung und Sprache derselben hören
wir nichts. Offenbar wußte Cäsar gar nichts näheres über die
3 Völker, in deren Gebiet er selbst nie den Fuß sehte. Nicht
ein bestimmter Charakterzug, der sie als Germanen erkennen
ließe, ist von beiden Schriftstellern mitgeteilt. Ob aber an den
vom Vf. aus Cäsar angeführten Stellen (S. 21, A. 3) Nemeter
unter der germanischen Hilfsreiterei mitgemeint seien, läßt sich
mit Sicherheit weder bejahen noch verneinen. So bleibt uns
denn als ein Hauptbeweisstück der Name des Volkes übrig, da
Cäsar offenbar über diese Frage nur obenhin unterrichtet
war. Man hat geglaubt den Namen ixemstos mit „Wüldler"
übersehen zu dürfen, indem man ohne weiteres die Bedeutung
des lat. NMNU8 „Hain" dem „germanischen" Namen, der zur
nämlichen indogermanischen Wurzel gehöre, unterlegte. Allein
dies ist ein willkürliches Verfahren; außerdem wäre es höchst
verwunderlich, wenn auch der Name der Huruä68 und der Ge-
samtnam OormLni, sowie der «Ur Midokeu ebenfalls „Waldbe-
wohner" bedeutete, wie Vf. mit andern meint. Sie werden
sich doch nicht alle nach ihren Urwäldern benannt haben; die
Namen der einzelnen Stämme müssen doch nach irgend einer
Seite im Sinne sich unterschieden haben. Nach Curtius („Grund-
züge d. griech. Etym." 5. Aust. 1879 S. 313) liegt die Wurzel
asm, um die es sich hier handelt, im gothischen - uim —a „ich
nehme" und ahd. nam-a „(Weg)nahme, Raub" vor, also wäre
Akinetö«, falls der Name germanischer Herkunft wäre, etwa so-
viel wie „Beutemacher". Der Name ist, wie ich glaube mit
Recht, von Zeuß für keltisch erklärt worden. Da bietet sich leicht
eine ansprechende Deutung, wenn man altirifch nämas (Nom.
Pl. nLmait) „Feind" beizieht. „Feinde" mögen die Nemeter
von ihren Nachbarn wegen ihrer verwüstenden Einfülle genannt

0 Ob übrigens die Nemo ssi (L nicht sicher,) des Lucan wirklich
mit den Nem et es identisch sind, ist zweifelhaft.

Worden sein. Auch die Ableitung von altir. nsm Himmel,
nsmsä Heiligtum, altgall. nsnmtou ergäbe einen paffenden Sinn.
Was mich aber besonders bestimmt den Namen für keltisch zu
halten, ist der Umstand, daß IWnmtoesmm bei Cäsar äs b. C.
VIII 46, 52 (in späteren Quellen Uönmtaenm), die Hauptstadt
der Atrebaten, eines Stammes der Belgier, seht Arras, dem
Augenschein nach im ersten Bestandteil ganz gleich ist mit dem
Namen der IWmstsZ. In — emum haben wir ein Ableitungs-
suffix vor uns wie z. B. in Lumslo-esuim, jeht Rottenburg am
Neckar. Folglich ist der Name der Nemeter keltischen Ursprungs.
Wie steht es um die immer mit ihnen zusammengenannten
Mibotll (Rlibo6e8) und VanAioE? Nach Mehlis soll auch der
erstere dieser Namen „Waldbewohner" bedeuten, indem er darin
goth. triu Baum, Wald und ein — in dieser Form garnicht
vorhandenes — boe (?) „Buckel, Berg" sucht. Ich kann dieser
Deutung gar keinen Glauben schenken. Eine andere, mehr be-
friedigende kenne ich nicht. Nur der Name der VuuAioE läßt sich
ungezwungen und sehr ansprechend anknüpfen an goth. va^8
d. i. „liebliche, luftige Aue" (2. Kor. 12, 4 steht dieses Wort
als Übersetzung für Paradies), im Ahd. in üoIx->vanZL eamch
nsmoi'si und in vielen Ortsnamen, mhd. nur in Ortsnamen,
nhd. in bahr, und österr. und in Zusammensetzungen er-
halten wie §rL8^vLNA, üir8^an§ d. i. Hirschwang, auch im Dat.
Pl. VNn^sn, vgl. IVanA, V/su^i (Wängern Alp in der Schweiz!),
LuIäer^InvauZ', ^Van^üoim, ^Vauo-sudaeb, ^VamIrbam.Z Nach
Schmeller bedeutet das Wort „Aue, grasiges, blumiges, lachendes
Gefilde in natürlicher lieblicher Vegetation ohne Hilfe mensch-
lichen Anbaues." Weiteres über f. bei Oskar 86üall6,
Altd. Wtbch. 2te Aust. tl. T. p. 1089 und 1090. VanAious8
d. i. germ. Vuu^unu8, „Aubewohner" war ein sehr passender
Name für die Rheinbewohner, deren Mittelpunkt Lorb6t0MLAU8
- Worms war. I. Grimm wollte, wenn das verwandte alt-
nord. vau^r einen gehegten Platz im Hain, ein heiliges Feld, be-
zeichnete, in der Trilogie der Namen VauAiou68, IWiu6t68 und
Rriboei eine Hindeutung auf einen diesen Stämmen gemeinsamen
heidnischen Waldkultus finden. (Fortsetzung folgt.)
F ö r st e m a n n. Die deutschen Ortsnamen S. 62.

Are Heimat.


sel'ges Blau,
G wolkenlose Luft,

G süßer Duft
Im dunkeln Wald, auf sonn'ger Au'!

Ivie bist du gut!
Ivie ist so sanft dein Blick!
Ein stilles Glück
"willst schenken du dem trüben Mut.

Du schwäbisch Land,
wie prangst du überall
Auf Berg und Thal
Im wunderbaren Prachtgewand!

Doch soll's nicht sein,
Ls heilt dein freundlich Licht
Die Sehnsucht nicht;
Ach meine Heimat ist so klein!

"wie heimisch mahnt
Dein herrlich Lebensbild
So voll, so mild
Den treuen Sohn, wo er dich ahnt!

Ein süßer Mund
voll engelgleicher Ruh',
Lin Wort dazu
Aus liebevollen Herzens Grund,

Zwei Wangen rot
Und Blicke mancherlei —
Das ist mein Mai,
Ist meine Heimat bis zum Tod.
Otbert Lchott.
 
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