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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 5 (1. Mai 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0039
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- 39 -

Herrschaft" (413—437 n. CH.), worüber uns sehr wenig über-
liefert ist, streift der Vs. die im Nibelungenlied erwähnten,
mit der Siegsriedsage verknüpften Örtlichkeiten und behauptet
nach andern, die Erlegung des Drachen durch Siegfried habe
aus dem Drachenfels bei Dürkheim stattgefunden, dort habe er
aus der Höhle den Schatz entführt, dort sei der Siegfriedsbrunnen,
an dem Hagen den herrlichen Helden erschlagen habe, ferner
erinnere der Brunholdisstuhl bei Dürkheim und der Chriem-
hildispil am Peterskopf an Brunhilde und Chriemhilde, endlich,
im Edenkobener Waldthale habe jene Schmiede gestanden, wo
Jung Siegfried die Schmiedekunst erlernt habe!J — Dies alles
entbehrt, wie ich glaube, jeder verlässigen Unterlage und gehört
in das Gebiet der lokalhistorischen Phantasien. Im Nibelungen-
lied ist auch nicht ein Anhaltspunkt vorhanden, welcher eine
Anknüpfung der erwähnten sagengeschichtlichen Personen und
Vorgänge an die Dürkheimer oder Edenkobener Gegend zuließe.
Über Otinüöim Edigheim (bei Frankenthal) und den Zpsütss-
tmrt vgl. meine Bemerkungen im Mus. 1887, No. 11. In
Abschnitt 1 die Alama nnen h errs ch a ft" (437—506 nach
Ehr.) wird ein Irrtum berichtigt, der als solcher in weitern
Kreisen noch nicht bekannt ist. Wie vr. F. Vogel in Nürnberg
(früher in Zweibrücken) schlagend nachgewiesen hat, fand die
Entscheidungsschlacht zwischen Chlodwig und den Alamannen
nicht 496, sondern 10 Jahre später, 506, statt und keinesfalls
bei Zülpich. Dagegen ist ins Jahr 496 ein zwischen den Ala-
mannen und dem Ripuarierkönig Sigbert von Köln stattgefundenes
Treffen wahrsch. bei Tolbiakum — Zülpich, (zwischen Köln und
Aachen) zu setzen. Die Frage nach dem Ort, wo die folgen-
schwere Schlacht zwischen Chlodwig und den Alamannen ge-
schlagen wurde, hat Vf. näher geprüft und spricht sich mit
andern dafür aus, daß derselbe am Oberrhein zu suchen sei,
und zwar mißt er der Annahme Nemlings die größte Wahr-
scheinlichkeit bei. Dieser entscheidet sich für das Dorf Albig bei
Alzey in Rheinhessen und unser Vf. sucht diese am meisten be-
friedigende Vermutung näher zu begründen. Auch in der andern
Streitfrage nach der Grenze d es alamannischen und frän-
kischen Gebietes hat meines Erachtens der Vf. einen sichern
Blick für das Einfachste und Wahrscheinlichste bewährt: er gesellt
sich denen zu, welche den großen Hagenauer Forst und die
mitten durch denselben sließendeS auer als die natürliche frühzeitige
Grenze ansehen, die späterhin als Grenze zwischen dem Elsaß
und der heutigen Pfalz weiter nach Norden vorgerückt wurde.
Aus A „Die Frankenherrschaft seit 50 6 n. CH."
hebe ich hervor, daß die Pfälzer als ein Misch Volk be-
zeichnet werden, dessen Kern fränkisch ist, das jedoch besonders
südlich von der Queich viele alamannische Elemente in sich ent-
hält. Dann wird über die Einführung des Christentums in
der Pfalz und im Anschluß hieran über Überbleibsel aus der
heidnisch-germanischen Zeit gesprochen. Zu diesen gehört be-
sonders der heute noch nicht im Volk der Edenkobener Gegend
erloschene Glaube an das wilde Heer, der sich an den Teufels-
berg und das Modenbacherthal knüpft, ferner der Name „Orens"
Odensberg, „Frobaum" und die an den Hochberg geknüpfte
Volksfage von einer Überschwemmung des Rheinthals. Zu dieser
kann ich eine auffallend ähnliche aus Oberbayern zur Vergleichung
beibringen. Nach Professor Sepp herrschte früher der Glaube,

0 Schaudein läßt Siegfried im Dürkheimer Thals bei einem Waffen-
schmied In Arbeit treten" — und spricht hievon fast wie von einer histo-
rischen Thatsache!

daß der Walchensee in unterirdischer Verbindung mit dem Meere
stehe und daß, wenn er einmal den Kesselberg, der ihn wie ein
Riegel vom Kochelsee trennt, durchbräche, alles Land weithin
bis nach Venedig werde unter Wasser gesetzt werden.

Aus dem Lmen-Prediger.
Von T. Lebrecht Schaller.
as ist das Hohe in Gottes Rat,
Daß eine jede That
Den Lohn in dem Gefolge hat.
Nach dem Gefolge zwar urteilt die Welt;
Doch der Gedanke ist's, der Gott gefällt.
Jeder Augenblick thut das Seine,
Thu du dein Lebenlang das Deine.
Den Schöpfer bat um ein Geschenk die Zeit;
Er blickt sie an und schenkt ihr Ewigkeit.
Jedes ist passend an seiner Stelle,
Nur weniges paßt auf alle Fälle.


Kulturlmvimrei.

^an schilt vergangne Zeiten,
^Da Gott am Kreuze hing —
^^K^lvelch' lächerliches Streiten,
'S ist stets das alte Ding.


Man kreuzigt den Erlöser
Noch heute so wie einst —
Das glaube mir, o Leser! —
Es nützt nichts, wenn du weinst.
Erlöser und auch Mittler
Ist doch nur das Genie;
Sein Deuker ist der Krittler
Gen wahre Poesie.

Und kehrten Hellas' Götter
Auf unserer Erde ein.
So sperrten unsre Retter
Sie gleich ins Zuchthaus ein.
Margarete Halm.

Allerlei.
CinEhoralbuch vor hundert Jahren. Durch freund-
liche Vermittlung kam uns ein Luch in die Hand, dessen Vorrede und
Inhalt uns so interessant vorkamen, daß wir nicht versäumen, den jetzigen
pfälzischen Lehrern, besonders den mit Grganistendienst betrauten, davon
Mitteilung zu machen. Genanntes Musikbuch führt den Titel: Choral-
buch zum neuen Kurpfälzischen Reformirten Gesang-
buch verfasset auf Befehl des Kurpfalzischen Hoch-
löblichen Kirchen-Raths von Johann Heinrich Löhner
Lehrer des Reformirten Gymnasiums in Mann hei m.
AufKosten des Verfassers. M8Z. Eingeleitet wird das Luch
durch nachfolgende Vorerinnerung des Verfassers:
„Kenner der Tonkunst wissen, wie ergözzend fürs Gehör in einer
wohlgestimmten Orgel die sogenannten schweren Tonarten, z. L. das harte
u. das weiche Eis, das weiche Dis, das harte und das weiche Sis u.
Gis, das weiche B und das harte H, teils wegen ihrer Lieblichkeit,
teils wegen ihrer Pracht seien, und was für ein herrlicher Schatz von
 
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