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fort — und fügte noch zwei Verse, von einem andern gedichtet,
den meinigen hinzu. Josef Dokowicz, dem mein damals kom-
poniertes Lied: Hab' in der Brust ein Vögelein — gleichfalls
zu kurz war, fügte aus einem andern meiner Lieder noch zwei
Verse hinzu — unbekümmert, ob dieselben paffend oder nicht.
Holzel fügte in seiner Komposition desselben Liedes willkürlich
Worte ein u. s. w., wahrend Franz Abt erst bei mir anfragte,
ob ich ihm gestatte, ein Wort umzustellen.
Jenny Lind hat meine Wassernixe nach der Komposition
von Julius Weiß in Berlin in Konzerten mehrmals gesungen.
Ich erfuhr es, wie überhaupt von dem Dasein der Komposition,
nachdem die schwedische Nachtigall längst Berlin verlassen. Hätte
ich es gewußt und einem dieser Konzerte beigewohnt — welch'
eine schöne, freudige Rückerinnerung wäre es noch heute für mich.
Hätte derKonzertzettel meinenNamen genannt,würde desselben beim
Singen meines „Grab auf der Haide" gedacht, ob dann Wohl
Besucher Zu mir kämen mit der Frage: ob mir das genannte
Lied bekannt fei? Ob meine Gedichte nicht mehr als drei Auf-
lagen erlebt Hütten?
Mehr denn hundert Kompositionen meiner Gedichte liegen
mir vor und wurden mir bekannt. Fast alle, wenige Ausnahmen
abgerechnet, mußte ich mir kaufen, nachdem ich von ihrem Da-
sein zufällig Kenntnis erhalten — während ich von dem Vor-
handensein noch anderer keine Ahnung habe. Der Zufall muß
sie zu Gesicht bringen, wie uns Schriftstellern der Zufall auch
die Nachdrücke unserer Arbeiten bekannt gibt.
S. Berliner hat, wie ich jüngst gehört, mein: Hab in der
Brust ein Vögelein — gleichfalls komponiert, und die Lucca soll
dies Lied nach besagter Komposition oft gefungen haben.*) Wie
reich an Geld und Ehren müßte ich fein, so wir gesetzmäßige
Zustände ähnlich wie in Frankreich Hütten! Franz Abt wurde
durch die Komposition des Liedes: Wenn die Schwalben heim-
wärts ziehen — ein bekannter, gesuchter Komponist — während
der Dichter des Liedes Herloßsohn trotz feiner vielen Schriften
arm im Jakobshofpital zu Leipzig starb. . . .
Doch soeben lesen die Kinder eins meiner Gedichte, das
in ihrem Lesebuche Ausnahme gefunden, während ein Vorüber-
gehender, dem Walde zufchreitend, mein Wanderland ohrzerreißend
herzlich fchlecht singt. — Und dennoch lausche ich: Ist das Ganze
doch auch ein Stück des Honorars, des einzigen, das mir zu-
teil geworden.
Jo ach im st Hal. F. Bruold.
*) Das Opus soll bereits vergriffen sein.
Erwiderung.
Bemerkungen des Hrn. Dr. Keiper zu Dr. Schmitt's
der Stadt Edenkoben in Nro. 5 des Pf. M.
.lGM^bt-geben dem Unterzeichneten Anlaß zu einer kurzen Er-
widerung.
1. Bezüglich der Obringa-Pfrimm als Grenze zwischen
Ewrmaniu suporior und inferior ist weder meinem Freunde Dr.
Schmitt noch Hrn. Dr. Keiper meine Entgegnung auf Bergk's
und Mommsen's Angriff im „Korrespondenzblatte der deutschen
Geschichts- und Altertumsvereine" 1878, Juli zu Gesicht ge-
kommen. So lange die dort angegebenen Beweispunkte nicht
widerlegt sind, so lange werden Kiepert und d. V. die Be-
hauptung aufrecht erhalten, daß dieser Fluß als temporäre
6 r s n 2 s im 1. und 2. Jahrh. nach Christus gedient hat (vgl.
Kiepert: „Lehrbuch der alten Geographie" S. 521).
2. Wenn Herr Dr. Keiper behauptet, die Anklänge an
die deutsche Heldensage, wie sie sich im Jsenachthale vorfinden,
z. B. Brunholdisstuhl, entbehre jeder verläßigen
Unterlage und gehöre in das Gebiet der lokal-
historischen Phantasien, so muß d. V. gegen solche un er-
wiesene Behauptungen entschieden protestieren.
Die Bedeutung des Brunholdisstuhles bei Dürkheim ist ur-
kundlich und archäologisch festgestellt, ist anerkannt von
Autoritäten, wie Geheimrat Virchow — Prof. Eugen Bracht,
Oberst von Ohansen u. A., und ist über die Besunde an dem-
selben sowohl mehrere Male im Pf. M., wie in d. V.'s Schrift:
„im Nibelungenlande" mythologische Wanderungen, Stuttgart
1877 S. 47—53 Mitteilung gemacht worden. Weiteres dar-
über steht in Aussicht. Dasselbe gilt von der archäologischen
und mythologischen Bedeutung des Drachenfels, vgl. obige
Schrift S. 40 —Ü6 und „Studien" X. Abtg. S. 4—6. — Was
zum Schluffe das Nibelungenlied betrifft, fo fei hier nur
an die Thatsache erinnert, daß v. 89 (ed. Karl Bartsch) vom
„Hort der Nibelungen" die Rede ist, der ,ü? einem üolen de^je"
getragen wird. D. V. wüßte trotz feiner topographischen Kennt-
nisse im Rheinlande keinen Ort, auf den sich die Sage von einem
hohlen Berge hätte beziehen lassen können, als die Höhle im
Drachenfels hinterDürkheim; allerdings „Sigfridsbuche" und
„Sigfridsbrunnen", daselbst sind Zuthaten der Neuzeit.
Dürkheim, 7. V. 1888. Dr. C. Mehlis.
Aus dem Laien-Predigcr.
Von T. Lebrecht Schalter.
es Niedern Herz nur wird von Furcht besieget,
Der Tapfere schafft sich selbst fein Glück,
' Taß uns verhüllt die Zukunft lieget
Ist gnädiges Geschick.
Ein Weiser hört nie auf zu streben;
Hat er sein Ziel erreicht,
So hört er auf zu leben.
L e b e n s e r n st:
Wer tief die Wett im Innern trägt,
Hat sie von Außen abgelegt.
Gar manchem wird im Leid gezeigt, ;
Wie er im Glück sich hält' betragen sollen;
Und mancher Hütt' sein Glück erreicht.
Hält' er ein Leid ertragen wollen.
Was dir rein und unentweiht
Im tiefinnersten Herzen liegt,
O! Bring' es nicht an's Tageslicht.
Die Welt ist schroff, die Welt ist kalt,
Und deine Liebe versteht sie nicht.
Wahrheit, Treu' und Liebe
Zermalmen das Weltgetriebe.
fort — und fügte noch zwei Verse, von einem andern gedichtet,
den meinigen hinzu. Josef Dokowicz, dem mein damals kom-
poniertes Lied: Hab' in der Brust ein Vögelein — gleichfalls
zu kurz war, fügte aus einem andern meiner Lieder noch zwei
Verse hinzu — unbekümmert, ob dieselben paffend oder nicht.
Holzel fügte in seiner Komposition desselben Liedes willkürlich
Worte ein u. s. w., wahrend Franz Abt erst bei mir anfragte,
ob ich ihm gestatte, ein Wort umzustellen.
Jenny Lind hat meine Wassernixe nach der Komposition
von Julius Weiß in Berlin in Konzerten mehrmals gesungen.
Ich erfuhr es, wie überhaupt von dem Dasein der Komposition,
nachdem die schwedische Nachtigall längst Berlin verlassen. Hätte
ich es gewußt und einem dieser Konzerte beigewohnt — welch'
eine schöne, freudige Rückerinnerung wäre es noch heute für mich.
Hätte derKonzertzettel meinenNamen genannt,würde desselben beim
Singen meines „Grab auf der Haide" gedacht, ob dann Wohl
Besucher Zu mir kämen mit der Frage: ob mir das genannte
Lied bekannt fei? Ob meine Gedichte nicht mehr als drei Auf-
lagen erlebt Hütten?
Mehr denn hundert Kompositionen meiner Gedichte liegen
mir vor und wurden mir bekannt. Fast alle, wenige Ausnahmen
abgerechnet, mußte ich mir kaufen, nachdem ich von ihrem Da-
sein zufällig Kenntnis erhalten — während ich von dem Vor-
handensein noch anderer keine Ahnung habe. Der Zufall muß
sie zu Gesicht bringen, wie uns Schriftstellern der Zufall auch
die Nachdrücke unserer Arbeiten bekannt gibt.
S. Berliner hat, wie ich jüngst gehört, mein: Hab in der
Brust ein Vögelein — gleichfalls komponiert, und die Lucca soll
dies Lied nach besagter Komposition oft gefungen haben.*) Wie
reich an Geld und Ehren müßte ich fein, so wir gesetzmäßige
Zustände ähnlich wie in Frankreich Hütten! Franz Abt wurde
durch die Komposition des Liedes: Wenn die Schwalben heim-
wärts ziehen — ein bekannter, gesuchter Komponist — während
der Dichter des Liedes Herloßsohn trotz feiner vielen Schriften
arm im Jakobshofpital zu Leipzig starb. . . .
Doch soeben lesen die Kinder eins meiner Gedichte, das
in ihrem Lesebuche Ausnahme gefunden, während ein Vorüber-
gehender, dem Walde zufchreitend, mein Wanderland ohrzerreißend
herzlich fchlecht singt. — Und dennoch lausche ich: Ist das Ganze
doch auch ein Stück des Honorars, des einzigen, das mir zu-
teil geworden.
Jo ach im st Hal. F. Bruold.
*) Das Opus soll bereits vergriffen sein.
Erwiderung.
Bemerkungen des Hrn. Dr. Keiper zu Dr. Schmitt's
der Stadt Edenkoben in Nro. 5 des Pf. M.
.lGM^bt-geben dem Unterzeichneten Anlaß zu einer kurzen Er-
widerung.
1. Bezüglich der Obringa-Pfrimm als Grenze zwischen
Ewrmaniu suporior und inferior ist weder meinem Freunde Dr.
Schmitt noch Hrn. Dr. Keiper meine Entgegnung auf Bergk's
und Mommsen's Angriff im „Korrespondenzblatte der deutschen
Geschichts- und Altertumsvereine" 1878, Juli zu Gesicht ge-
kommen. So lange die dort angegebenen Beweispunkte nicht
widerlegt sind, so lange werden Kiepert und d. V. die Be-
hauptung aufrecht erhalten, daß dieser Fluß als temporäre
6 r s n 2 s im 1. und 2. Jahrh. nach Christus gedient hat (vgl.
Kiepert: „Lehrbuch der alten Geographie" S. 521).
2. Wenn Herr Dr. Keiper behauptet, die Anklänge an
die deutsche Heldensage, wie sie sich im Jsenachthale vorfinden,
z. B. Brunholdisstuhl, entbehre jeder verläßigen
Unterlage und gehöre in das Gebiet der lokal-
historischen Phantasien, so muß d. V. gegen solche un er-
wiesene Behauptungen entschieden protestieren.
Die Bedeutung des Brunholdisstuhles bei Dürkheim ist ur-
kundlich und archäologisch festgestellt, ist anerkannt von
Autoritäten, wie Geheimrat Virchow — Prof. Eugen Bracht,
Oberst von Ohansen u. A., und ist über die Besunde an dem-
selben sowohl mehrere Male im Pf. M., wie in d. V.'s Schrift:
„im Nibelungenlande" mythologische Wanderungen, Stuttgart
1877 S. 47—53 Mitteilung gemacht worden. Weiteres dar-
über steht in Aussicht. Dasselbe gilt von der archäologischen
und mythologischen Bedeutung des Drachenfels, vgl. obige
Schrift S. 40 —Ü6 und „Studien" X. Abtg. S. 4—6. — Was
zum Schluffe das Nibelungenlied betrifft, fo fei hier nur
an die Thatsache erinnert, daß v. 89 (ed. Karl Bartsch) vom
„Hort der Nibelungen" die Rede ist, der ,ü? einem üolen de^je"
getragen wird. D. V. wüßte trotz feiner topographischen Kennt-
nisse im Rheinlande keinen Ort, auf den sich die Sage von einem
hohlen Berge hätte beziehen lassen können, als die Höhle im
Drachenfels hinterDürkheim; allerdings „Sigfridsbuche" und
„Sigfridsbrunnen", daselbst sind Zuthaten der Neuzeit.
Dürkheim, 7. V. 1888. Dr. C. Mehlis.
Aus dem Laien-Predigcr.
Von T. Lebrecht Schalter.
es Niedern Herz nur wird von Furcht besieget,
Der Tapfere schafft sich selbst fein Glück,
' Taß uns verhüllt die Zukunft lieget
Ist gnädiges Geschick.
Ein Weiser hört nie auf zu streben;
Hat er sein Ziel erreicht,
So hört er auf zu leben.
L e b e n s e r n st:
Wer tief die Wett im Innern trägt,
Hat sie von Außen abgelegt.
Gar manchem wird im Leid gezeigt, ;
Wie er im Glück sich hält' betragen sollen;
Und mancher Hütt' sein Glück erreicht.
Hält' er ein Leid ertragen wollen.
Was dir rein und unentweiht
Im tiefinnersten Herzen liegt,
O! Bring' es nicht an's Tageslicht.
Die Welt ist schroff, die Welt ist kalt,
Und deine Liebe versteht sie nicht.
Wahrheit, Treu' und Liebe
Zermalmen das Weltgetriebe.