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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 7 (1. Juli 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0056
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- 56 -

Härdt-feld, ein Ausläufer der rauhen Alb, Spessart ält.
8peüt68-üart d. i. Spechts-Wald) in Unterfranken, Wohl auch in
Suren-H art im Breisgau und Hön-H a r t in Bayern. Dagegen
der M a n n h a r d t s w a l d, ein östlicher Ausläufer des Böhmer-
waldes an der Donau, ist meines Erachtens mit mehr Recht von
dem Personennamen älmuümrt (umgekehrt Hartmann !) abzuleiten,
also „Wald des Mannhart", gerade wie Neinhartzwald
in Hessen zwischen Weser und Diemel augenscheinlich „Wald des
Reinhard-Regin-hart" (d. i. „im Rat fest, tüchtig") bedeutet I.
Der Harz in Nordwestdeutschland heißt bis ins 11. Jahrh.
Hart, daneben auch schon Harz-Hartes, Hartz, Haertz, also
ist Harz eigentlich Genetivbildnng von HartH. Dr. M. führt
außer der pfälzischen Hart noch 4 urkundlich nachweisbare Hart,
2 in Oberbayern, 1 in Unterkrain, 1 im Marchfelde an, ferner
eine Hart (auch Harde) in Obcrösterreich, eine andere südlich
von Osnabrück (urkundlich gleichfalls Hartz), eine Hard bei Fulda,
ferner eine im 9. Jahrh. vorkommende Hard zwischen Jll und
Rhein im Elsaß und endlich eine Hart am Hochuser der Mosel bei
Bernkastel. Als urkundlich nicht belegt werden noch angeführt:
Die Hart bei Braunau a. I. und der Hardtwald bei Karlsruhe;
(bei dieser Zusammensetzung hatte man von der Bedeutung des
Wortes „Hart" kein Bewußtsein mehr).
Noch jetzt bedeutet in Oberbayern am Inn zwischen Rosen-
heim, Wasserburg und Braunau „die Hart" jedes höhere Wald-
plateau, dort hat sich also die ursprüngliche appellative Bedeu-
tung noch erhalten. Unter allen diesen verschiedenen „Hart"
haben nur zwei zum Rang von Eigennamen sich erhoben, näm-
lich der Harz und die pfälzische Hart. Im Anschluß an
I. Grimm setzt Verfasser die in den Fuldaer Annalen a. d.
I. 852 erwähnten Raruäi, die ohne Frage den Harzgau, lllurto-
gWve, östlich der Bode am Nordsuße des Harzes, bewohnten,
also die „Harzbewohner", gleich mit den von Cäsar als Bundes-
genossen des Ariovist erwähnten Harmlos sowie mit den Oüarnäes
bei Ptolemüus --- Üüarznles des mounmentum Juozu-auum aus
der Regierungszeit des Kaisers Augustns. Auch uns scheint es
unbedenklich in üarnet — oder eüarncl — die ältere Form des
ahd. Stammes Imrt(ä) — wiederzufinden. Da die von Ptole-
mäos erwähnten Eüarnäss an der Ostseeküste wohnten, nimmt
Dr. M. an, daß sie von ihrem Ausgangspunkt, dem Harz, im
Lauf von zwei Jahrhunderten dorthin gelangt seien, während
die Hauptmasse dieses Volksstammes am Harz wohnen geblieben
sei. Auch dies wird man als Wohl möglich zugeben.
(Schluß folgt).
Zweibrücken. Or. Ueipev.
') Mit Unrecht stellt also Verfasser diesen Namen zu den anderen
mit llart „Wald" zusammengesetzten.
st Dg. Harzburg aus älterem urkundlichen Hartes-bnrg (Hertes-berg)

NtU-rU-i.
* A u s g r a b u n g e n auf d e in Sorb a ch e r 5 chloßberg
auf dein kegelförmig dicht hinter Sorbach ansteigenden, malerisch gelegenen
Berge wurden im Mehre 1837/88 vorgenommen durch den Besitzer, Fabri-
kant G. Adt. Man fand gewaltiges Mauerwerk, welches heute noch,
trotzdem dasselbe Jahrhunderte lang von der Umgegend als Steinbruch
benutzt wurde, auf den Beschauer einen großartigen Eindruck macht.
Mo man vor Jahresfrist kaum inehr als „einen Schutthaufen wahrnahm,
erblickt man jetzt die Grundmauern der Gkonomiegebäude, welche den zu
Maffenübungeu bestimmten, ziemlich geräumigten Zwinger einschlossen.
Am besten erhalten ist der Hauptteil der Burg, der Bergfried und der

Rittersaal. Ersterer, ein runder, kühn vorspringender, außerordentlich
fester Turm, hat seinem Zwecke entsprechend den Belagerten einen letzten
Zufluchtsort zu gewähren, zu ebener Erde keinen Eingang von ihm aus
führte, wie man vermutet ein unterirdischer Gang nach der Stadt. Der
Rittersaal bildet ein Kreuzgewölbe, dessen Mittelsäule nebst Rippen und
Schlußsteinen noch gut erhalten find. Der Boden ist, wie die meisten
Gemächer, mit Steinplatten belegt. Unweit davon ist der mit Schutt und
Erde ausgefüllte Ziehbrunnen, der wahrscheinlich bis auf die Thalsohle
hinabreicht, von einer Anzahl nicht übel gearbeiteter Ornamente ab-
gesehen, entbehrte die Burg jedes architektonischen Schmuckes. Die Burg
selbst bildete den Mohnsitz der verschiedenen Adelsgefchlechter, welche im
Laufe der Jahrhunderte in den Besitz der Stadt und Herrschaft Sorbach
gelangten. Die Zerstörung erfolgte wahrscheinlich im Jahre 16Z6 durch
die Sranzosen Hunger, Kälte, die Pest und die Gräuel des dreißigjährigen
Krieges brachten damals unser Lothringen an den Rand des verderbens.
Die Not war so groß, daß man, wie Dom Lalmet erzählt, nicht blos
halbverfaulte Tiere, sondern sogar die Leichen der vor lunger Umgekom-
menen aufaß. Di.e Mölfe vermehrten sich damals so ungeheuer, daß sie
scharenweise in die Dörfer drangen und Meiber und Kmder zerrissen.
Diese trostlosen Zustände benutzte König Ludwig Xtll. zu einem
Einfälle in Lothringen; er ließ „ponr roäuirs !a Lorraine un etat, o euü
eile ne püt jamais tsire omvra§6 ä res voisins" über 200 feste Orte und
Schlösser dem Erdboden gleich machen. Die Sorbachcr Burg war nur
mit eurem kleinen Häufchen Verteidiger versehen, welche unter den Be-
fehlen eines Lieutenants des lothringischen Obersten Maillard standen.
Trotzdem dem mit der Belagerung betrauten französischen Marschall de la
Sorce eine gewaltige Übermacht zur Verfügung stand, hielten sich die
tapferen Verteidiger doch 10 Tage, während welcher Zeit fünf Sturman-
griffe abgewiesen wurden. Erst am elften Tage wurde die Burg über-
geben und im Auftrage des Marschalls durch den französischen Kriegs-
kommissär de Mallcbranche gründlich zerstört. Ohne Zweifel hat man
vor Beginn des Zerstörungswerkes alle Geräte und sonstigen lvertsachen
aus der Burg entfernt: auf diese Meise erklärt es sich, daß die Aus-
grabungen nichts derartiges zutage förderten. Der Miederausbau der
Burg unterblieb, da die späteren Besitzer es vorzogen, inmitten der Stadt
ein den zeitgemäßen Ansprüchen mehr zusagendes, bequemes Schloß zu
errichten, das heute noch steht und im Besitze der Samilie Barabino ist.

Srrichtigmrg.
In der Erwiderung Seite 47, Spalte 2, sind folgende Dru ck-
versehen zu verbessern. Zeile Z lies „entbehren", Z. 6 lies „gehören",
Z. 12 lies „Eohausen", Z. 21 lies „berge".
D r. L. Mehli s.

Entgegnung.
Als kurze vorläufige Eutgeguuug auf die „Erwiderung"
des Hrn. Dr. Mehlis in Nr. 6 des Pf. M. diene Folgendes:
1. Die von ihm angezogene Begründung feiner Ansicht
inbetreff des ersten Punktes war mir in der That nicht bekannt
und ich werde nicht ermangeln, sobald ich von derselben Kennt-
nis genommen habe, die Leregte Frage einer erneuten Betrach-
tung und Prüfung zu unterziehen.
2. Hinsichtlich der zweiten Streitfrage habe ich zu erklären,
daß es von vornherein in meiner Absicht lag meine kurzen an-
deutenden Bemerkungen aao. durch eine nachfolgende
ausführliche Beleuchtung der Sache zu ergänzen und
zu begründen. Nur die Rücksicht auf den Charakter meiner
„Bemerkungen zur Geschichte der Stadt Edenkoben" als einer
gedrängten, teils kritischen, teils berichtenden Anzeige und den
hicfür verfügbaren Raum bestimmte mich das, was ich noch
weiter zu sagen hatte, für ein andermal aufzuheben. Nachdem
ich nunmehr sämtliche hierauf bezügliche Veröffentlichungen
des Hrn. Dr. Mehlis kennen gelernt habe, wird es mir nur
erwünscht sein, mich weiter mit ihm auseinanderzusetzen und
meine Behauptung bestimmter hinzustellen und durch
die erforderlichen Beweise näher zu begründen.
Zweibrücken, 13. Juni 1888. Dr. Kei p er.

Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Hüll, 2Ir. ü. Neustadt a. d. H.
Truck und Verlag von H. K a y s e r in Kaiserslautern.
 
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