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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 10 (1. Oktober 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0074
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Doch schwerer deine Beute wird,
Je mehr du eilst davon;
Um deine Sinne mächtig schwirrt
Der Totesslügel schon.
74 -
Zu Boden drückt dich Felsenwucht,
Dein Blut wird starr und kalt.
Drum mach dich auf zu schneller Flucht
Zur Nachtzeit dort im Wald!
Nes Johannes Turpinus, Erzbischofs zu Rheims,
Erzählung vom Leben Karls des Groszen und
Nolands, in einem Schreiben an den Veban Leo-
prand in Sachen.
(Fortsetzung).
e> Vom T o d e des A i g o l a n d u s.
m folgenden Tage kam es zur Lchlacht. Das sräukische
Heer war hundert nnd vier und dreißigtausend, das
(^^sarazenische hunderttausend Mann stark. Hinwürgend
alles zur rechten und zur linken, drängte sich Arnolaus
- "de Bellanda in die Sarazenenschwärme ein, bis er den
Aigolandus sand, den er mächtig mit dem Schwerte zu Boden
hieb. Dies erhob den Mut der Franken ebenso sehr, als es
die Sarazenen entmutigte, welche jetzt von allen Seiten ange-
griffen und scharenweise niedergemacht wurden. Nur allein den
Königen von Sevilla und Corduba gelang es, mit einigen
Hausen der ihrigen zu entkommen; die übrigen alle lagen dar-
niedergestreckt. Solch ein Morden war es, daß die Sieger bis
an die Knöchel im Blute wateten. Auch alle die Sarazenen,
welche das Heer bei seinem Einzuge in Pampeluna vorfand,
wurden niedergehauen.
Siehe, deswegen hat Karl den Aigolandus erlegt, weil er
für den christlichen Glauben kämpfte. Daraus erhellt, daß das
christliche Gesetz allen Gesetzen der ganzen Welt vorzuziehen ist.
Aber tausend Christen, welche heimlich umkehrten, um die Ge-
sottenen ihrer Kostbarkeiten zu berauben, wurden vom Könige
von Corduba überfallen und niedergemacht.
Von der Schlacht mit Furra.
Darauf bekriegte Karl einen Fürsten der Navarrer,
namens Furra. Spät abends vor der Schlacht flehte er zum
Herrn, er wolle ihm diejenigen von den seinen bezeichnen, welche
in der Schlacht bleiben würden. Als nun am folgenden Morgen
das Heer sich gerüstet hatte, sah er an denen, welche fallen
sollten, hinterwärts an der Schulter ein rotfarbiges Kreuz.
Als Karl das bemerkte, verbarg er sie alle in seinem Betge-
mache, damit sie nicht in der Schlacht umkommen sollten.
Aber wie unbegreiflich sind die Gerichte Gottes, wie unerforsch-
lich feine Wege! Denn nachdem die Schlacht geendigt, und
Furra mit dreitausend Navarrcrn und Sarazenen geblieben
War, sand Karl diejenigen, welche er verborgen hatte, sämtlich
entseelt, und es waren ihrer hundert und fünfzig.
Durch diesen Sieg bemächtigte sich Karl des ganzen Navarra.
Von Ferracutus, dem Niesen, und von Rolandi
sürtresflicher Disputation.
Daraus erhielt der Köuig die Nachricht, daß ein gewisser
Riese, namens Ferracutus, von dem Geschlechte Goliats, welchen
Admiraldus von Babylon mit 2000 Türken zum Kampfe gegen
Karl gesendet hatte, von den Küsten Siriens angekommen sei.
Dieser fürchtete weder Lanze noch Pfeil, und besaß eine Stärke,
wie fünfzig tapfere Krieger zusammen. Sogleich ging ihm Karl
nach Nagera entgegen. Als dieses Ferracutus vernahm, begab
er sich aus der Stadt und schlug einen Zweikamps Zwischen ihm
und einem christlichen Streiter vor. Karl sendete den Ogerius
gegen ihn ab; aber als der Riese denselben Krieger allein aus
dem Felde erblickte, so ging er ganz gelassen auf ihn zu, um-
faßte ihn mit seinem rechten Arme und trug ihn in die Stadt,
gleich als hätte er das frömmste Schaf im Arme. Denn er
war von Statur zwölf Ellen und sein Angesicht war eine Elle,
seine Nase eine Spanne lang: Arme und Beine maßen vier
Ellen und jeder Finger drei Spannen. Wie den Ogerius zuerst,
so trug er darauf den Rainaldus von Albaspina von dannen,
auch den Konstantinus von Rom und seinen Gefährten Ollus,
den einen aus dem rechten, den andern ans dem linken Arme.
Nicht besser erging es zwanzig anderen Streitern, welche sämt-
lich davon getragen und ins Gefängnis gespeert wurden. Da
dieses die Franken sahen, verwunderten sie sich über die Maßen
und Karl wollte es nicht mehr wagen, ihm jemanden entgegen
zu schicken. Auf vieles Bitten endlich erlangte Rolandus die
Erlaubnis den Riesen zu bekämpfen, aber dieser ergriff ihn so-
gleich mit der rechten Hand, nnd setzte ihn vor sich auf sein
Pferd. Da nahm Rolandus, im Vertrauen auf den Herrn, alle
seine Kraft zusammen, faßte den Riesen beim Kinn und stürzte
ihn rücklings vom Pferde herab, sodaß beide zugleich zu Boden
fielen. Doch rafften sie sich schnell wieder aus und schwangen
sich jeder aus ein Pferd. Rolandus riß sein Schwert von der
Seite und erlegte auf einen Hieb das Pferd des Riesen. Als
nun Ferracutus aus den Füßen stand, hielt er das blose Schwert
in der Faust und stieß erschreckliche Drohungen aus. Rolandus
durchbohrte daraus den Riesen, ohne ihn im mindesten zu ver-
letzen; jedoch riß er ihm das Schwert aus der Hand. Der
Niese, welcher nun unbewaffnet dastand, glaubte seinen Gegner
durch einen Faustschlag erlegen zu können; aber er traf nur
das Pferd desselben, welches auf der Stelle tot zusammenstürzte.
Nun kämpften sie zu Fuß und ohne Waffen bis zur Abend-
dämmerung ; woraus Rolandus dem Riesen einen Stillstand bis
zum folgenden Morgen bewilligte. Darnach machten sie mit-
einander aus, daß sie am nächsten Morgen ohne Pferd und
Lanze kämpfen wollten und begaben sich dann zu den ihrigen
zurück. Als der Morgen dämmerte, erschienen sie verabredeter
Maßen zu Fuß und ohne Begleitung auf dem Kampsplatze;
Ferracutus hatte jedoch ein Schwert mitgebracht, welches ihm
gleichwohl nichts half, Weil Rolandus einen gewundenen langen
Stab bei sich hatte, mit welchem er seinen Gegner den ganzen
Tag über schlug, ohne ihn verletzen zu können. Auch warf er
ihn mit großen und runden Steinen, welche in Menge aus dem
Felde lagen, vom Morgen bis zum Mittag; aber er konnte ihn
nicht verwunden. Da machten sie abermals einen Stillstand,
und weil der Riese sehr schläfrig war, so legte er sich hin und
sing an zu schlafen. Rolandus aber, wie er denn ein junger
und rüstiger Mann war, legte einen Stein zu seinen Häupten,
damit er desto besser schlummern möchte. Nachdem Ferracutus
genug geschlafen hatte, so wachte er auf, und Rolandus saß
neben ihm, und fing an ihn ausznsragcn, wie es denn komme,
daß er ein so harter und starker Mann sei, und weder Schwert,
noch Stab, noch Stein fürchte? — „Verwundet", entgegnete der
Riese, „kann ich nicht werden, außer nur am Nabel". — Dar-
 
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